BERLIN (dpa) — Deutsch­land macht Tempo bei der Militär­hil­fe für die Ukrai­ne. Ohne Öffent­lich­keit landen Dutzen­de ukrai­ni­sche Solda­ten in Rhein­land-Pfalz zur Ausbil­dung an dem derzeit wohl moderns­ten Artilleriesystem.

Ukrai­ni­sche Solda­ten sind zur Ausbil­dung an der Panzer­hau­bit­ze 2000 in Deutsch­land einge­trof­fen. Die künfti­gen Besat­zun­gen des Waffen­sys­tems und techni­sche Fachleu­te lande­ten am Diens­tag in Rheinland-Pfalz.

Sie sollen heute in die Ausbil­dung an der Artil­le­rie­schu­le der Bundes­wehr in Idar-Oberstein einge­wie­sen werden, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regie­rungs­krei­sen in Berlin erfuhr.

Zur Vertei­di­gung gegen den russi­schen Angriff wollen Deutsch­land und die Nieder­lan­de der Ukrai­ne insge­samt zwölf Panzer­hau­bit­zen überge­ben. Sie werden jeweils von fünf Solda­ten bedient. Die Zahl der für die Schulung vorge­se­he­nen Solda­ten beträgt demnach mehr als 60. Dazu kommen techni­sche Fachleu­te sowie Übersetzer.

Die Solda­ten sind nach Infor­ma­tio­nen der dpa in Polen gestar­tet und wurden mit einer Trans­port­ma­schi­ne der Bundes­wehr, die im Inter­net zu verfol­gen war, zum Flugha­fen Zweibrü­cken geflo­gen. Nach frühe­ren Angaben soll die Ausbil­dung etwa 40 Tage dauern, abhän­gig vom Kennt­nis­stand der Solda­ten auch weniger. Sie müssen lernen, die Panzer­hau­bit­ze zu fahren, mit ihr zu schie­ßen und Störun­gen im Betrieb zu beseitigen.

Langer Streit um die Liefe­rung schwe­rer Waffen

Eine Panzer­hau­bit­ze ist ein schwe­res Artil­le­rie­sys­tem mit einer Kanone auf einem Ketten­fahr­zeug, ähnlich einem Panzer. Mit Standard­mu­ni­ti­on erreicht die Panzer­hau­bit­ze 2000 Schuss­ent­fer­nun­gen von 30 Kilome­tern. Mit sogenann­ter reich­wei­ten­ge­stei­ger­ter Muniti­on sind nach Angaben der Bundes­wehr sogar 40 Kilome­ter möglich.

Die Besat­zung kann demnach bis zu sechs Grana­ten so abfeu­ern, dass diese gleich­zei­tig einschla­gen. «Die Panzer­hau­bit­ze 2000 ist eines der moderns­ten Artil­le­rie­ge­schüt­ze weltweit. Ihre Stärke liegt in ihrer Präzi­si­on und in ihrer großen Kampf­ent­fer­nung», heißt es.

Prakti­ker erklä­ren, dass die ukrai­ni­schen Truppen damit in Verbin­dung mit Aufklä­rungs­er­geb­nis­sen erheb­li­che Wirkungs­tref­fer auf größe­re Entfer­nung erzie­len könne. Befür­wor­ter von Liefe­run­gen verwei­sen darauf, dass sich im Ukrai­ne-Krieg Europas künfti­ge Ordnung entschei­den könne. Ein russi­scher Sieg müsse deshalb verhin­dert werden. Andere warnen davor, dass Deutsch­land mit solchen Liefe­run­gen in den Krieg hinein­ge­zo­gen werden könnte.

Um die Liefe­rung schwe­rer Waffen an die Ukrai­ne gab es in Deutsch­land lange Streit. Der Bundes­tag verab­schie­de­te dazu schließ­lich einen gemein­sa­men Antrag der regie­ren­den Ampel-Partei­en und der CDU/C­SU-Opposi­ti­on.