BIBERACH – Wie viel Energie haben die städti­schen Gebäu­de 2019 im Vergleich zu 2017 verbraucht? Antwor­ten darauf gibt der Energie­be­richt 2019, der alle Verbrauchs­stel­len im Zustän­dig­keits­be­reich des Gebäu­de­ma­nage­ments auflis­tet und dem Gemein­de­rat im Zweijah­res­tur­nus vorge­legt wird.

Um den Anfor­de­run­gen zur Eindäm­mung der Erder­wär­mung im Verant­wor­tungs­be­reich der Stadt Biber­ach gerecht zu werden, gilt es, finan­zi­ell machba­re, langfris­tig wirtschaft­li­che und sinnvol­le Maßnah­men abzuwä­gen. Der Energie­be­richt zeigt auf, wo die Stadt Biber­ach heute steht und in welchen Berei­chen Entwick­lungs­schwer­punk­te gesetzt werden können. Die Senkung der Gesamt­ener­gie­ver­bräu­che unter­streicht die positi­ve Entwick­lung im Vergleich zum Basis­jahr 2006. Die Nutzung regene­ra­ti­ver Energie bleibt eine Dauer­auf­ga­be. Die Stadt Biber­ach ist sich dabei ihrer Vorbild­funk­ti­on bewusst. Wichti­ge Weichen­stel­lun­gen wurden bereits vorgenommen.

  • Klausur­be­schlüs­se des Gemein­de­rats aus dem Jahr 2011 zur Gebäu­de­sa­nie­rung auch unter energe­ti­schen Gesichtspunkten.
  • Zerti­fi­zie­rung im Rahmen des European Energy Awards.
  • Leitbil­der­stel­lung für Energie­ef­fi­zi­enz und Klima­schutz im Rahmen des European Energy Awards.
  • Einkauf von 100 % Ökostrom nach den Krite­ri­en des European Energy Awards.
  • Einsatz eines software­ge­stütz­ten zentra­len Energiemanagements.
  • Standards und Leitbild für nachhal­ti­ges Bauen.

Im Vergleich zum Energie­be­richt 2017 und zum Basis­jahr 2006 stellt sich das Jahr 2019 wie folgt dar: Witte­rungs­be­rei­nigt wurden 2019 für Wärme und Strom 17,1 Mio. kWh verbraucht. Der gerin­ge­re Verbrauch um 3,1 Prozent zu 2017 resul­tiert unter anderem aus Energie­con­trol­ling, Umbau­maß­nah­men und verschie­de­nen Nutzungs­än­de­run­gen. Zum Basis­jahr 2006 ist ein Rückgang für Wärme und Strom um 15,2 Prozent zu verzeich­nen. Die Gesamt­ener­gie­kos­ten betra­gen 2019 ca. 1,32 Mio. Euro. Trotz des gerin­ge­ren Verbrauchs entstand eine Kosten­stei­ge­rung von 2,9 Prozent im Vergleich zu 2017. Geschul­det ist dies den Preis­stei­ge­run­gen am Markt, der gestie­ge­nen gesetz­li­chen Abgaben und des neuen Gaslie­fer­ver­trags. Im Vergleich zu 2006 sind die Energie­kos­ten 2019 um 5,5 Prozent gestiegen.

Feinjus­tie­run­gen und Optimierungen

Die Gebäu­de der Stadt Biber­ach liegen im Vergleich der Alters­durch­schnitts­wer­te überwie­gend gut. Um im besten Viertel der Vergleichs­ge­bäu­de dabei zu sein, ist es aller­dings noch ein großer Weg. Die bereits abgeschlos­se­ne Sanie­rungs­maß­nah­me am Wieland-Gymna­si­um war ein großer Schritt in diese Richtung. Um größt­mög­li­che Einspa­run­gen zu errei­chen, sind weite­re Optimie­run­gen notwen­dig. Folgen werden das Pesta­loz­zi-Gymna­si­um und die Mittelberg-Grundschule.

Für verbrauchs­in­ten­si­ve Gebäu­de sinkt der Wärme­kenn­wert von 100 im Jahr 2006 auf 70,5 in 2017 und 2019 auf 67,0. Der Kennwert für Strom liegt 2019 mit 102,4 etwas unter dem Niveau 2017 mit 103,0.

Durch Sanie­run­gen und Ersatz­neu­bau­ten werden künftig Verbes­se­run­gen für rund 65 000 m² Fläche mit einem Einspar­po­ten­zi­al von 2,1 Mio. kWh und 600 Tonnen CO2 (ca. 22 Prozent) möglich. Der Einsatz regene­ra­ti­ver Rohstof­fe soll von 7,6 auf 15 Prozent steigen. Weite­re Poten­zia­le zur Nutzung regene­ra­ti­ver Energie bestehen durch den geplan­ten Aufbau eines Nahwär­me­net­zes in der Innen­stadt, für das im Frühjahr 2021 eine Machbar­keits­stu­die durch­ge­führt wird.

Photo­vol­ta­ik­an­la­gen für eigenen Strom

Der Gemein­de­rat hat die Anregung von Oberbür­ger­meis­ter Zeidler in seiner Haushalts­re­de für das Jahr 2020 aufge­grif­fen und der Erstel­lung von Photo­vol­ta­ik­an­la­gen zur Eigen­strom­nut­zung zugestimmt. Dachflä­chen werden deshalb nicht mehr vermie­tet. Noch 2020 soll mit einer PV-Anlage auf dem Dach der Wilhelm-Leger-Halle begon­nen werden. Weite­re Anlagen auf den Dächern der Feuer­wehr, Campus Gymna­si­en, Grund­schu­le Rißegg, und Mehrzweck­hal­le Metten­berg sollen 2021 mit insge­samt 800 Kilowatt Peak folgen. Neubau­vor­ha­ben werden mit PV-Anlagen ausge­führt. Wenn wirtschaft­lich sinnvoll, sollen die Dachflä­chen dabei voll belegt werden. Diese Grund­satz­ent­schei­dung der Stadt Biber­ach deckt sich mit der Zielset­zung des neuen Gebäu­de­en­er­gie­ge­set­zes, das für neue Solar­an­la­gen auch weiter­hin die Einspei­se­ver­gü­tung garan­tiert und dem Entwurf des Klima­schutz­ge­set­zes des Landes, das von Kommu­nen eine Prüfung zur Machbar­keit von Photo­vol­ta­ik­an­la­gen verlangt.

Die Strom­kos­ten würden auch zukünf­tig weiter­hin hoch bleiben, da die techni­sche Ausstat­tung der Gebäu­de steige, sagt Magda­le­na Bopp (Freie Wähler). Auch die zuneh­men­de Digita­li­sie­rung verur­sa­che einen nicht unerheb­li­chen Mehrver­brauch an Strom. Die Grund­satz­ent­schei­dung für die Instal­la­ti­on von Photo­vol­ta­ik­an­la­gen auf den Dächern der städti­schen Gebäu­de würden die Freien Wähler gerne mittra­gen. Es gehe nicht nur darum, Kosten zu sparen, ist Josef Weber (Grüne) überzeugt, sondern darum, weniger fossi­le Energie, weniger CO2 und vor allem weniger saube­res Wasser zu verbrau­chen. „Dies gelingt uns auch sehr gut“, sagt Weber, aber es gebe durch­aus noch Luft nach oben, etwa bei der Sanie­rung aller städti­schen Gebäu­de, CO2-Emissio­nen zu verrin­gern oder bei Inves­ti­tio­nen in Nahwär­me­net­ze mit regene­ra­ti­ven Heizstof­fen. Auf zwei Wegen will die SPD-Frakti­on mehr als die prognos­ti­zier­ten 600 Tonnen CO2- Einspa­rung errei­chen: Das Nahwär­me­kon­zept Innen­stadt müsse sofort umgesetzt werden, sagt Lutz Keil, und ein Konzept für natür­li­che Gebäu­de­kli­ma­ti­sie­rung (Fassa­den­grün) werde sich positiv auf Stadt­kli­ma und Strom­ver­brauch auswir­ken. Die Stadt bezie­he zwar zu 100 Prozent Ökostrom und es gebe eine klare Beschluss­la­ge zur Erstel­lung von Photo­vol­ta­ik­an­la­gen auf städti­schen Gebäu­den zur Eigen­strom­nut­zung, sagt Petra Romer-Aschen­bren­ner (CDU). „Dennoch wünschen wir uns ein inten­si­ves Nachden­ken darüber, wie Häuser mit niedri­gem Energie­ver­brauch und durch intel­li­gen­te Planung mit Low-Tech-Standard reali­siert werden können.“