WASHINGTON (dpa) — Seit Monaten schürt Trump Zweifel an der Legiti­mi­tät der Wahl. Nun ruft er sich zum Sieger aus — obwohl die Stimmen noch gezählt werden. Die weite­re Auszäh­lung will er vom Supre­me Court stoppen lassen.

US-Präsi­dent Donald Trump hat sich bei der Wahl in den USA noch vor einem Ergeb­nis zum Sieger erklärt. Zugleich kündig­te er am Mittwoch­mor­gen (Ortszeit) im Weißen Haus an, eine weite­re Auszäh­lung von Stimmen vom Obers­ten Gericht der Verei­nig­ten Staaten stoppen lassen zu wollen. Trump sprach angesichts von Verzö­ge­run­gen bei einem Wahler­geb­nis von «massi­vem Betrug». «Wir waren dabei, diese Wahl zu gewin­nen. Offen gesagt haben wir diese Wahl gewonnen.»

US-Medien legten sich aller­dings auch Stunden nach Schlie­ßung der letzten Wahllo­ka­le noch nicht auf einen Gewin­ner fest. Recht­lich hat Trumps Sieges­er­klä­rung keine Bedeu­tung. Selbst nach dem bishe­ri­gen Auszäh­lungs­er­geb­nis­sen haben weder der Republi­ka­ner Trump (74) noch sein demokra­ti­scher Heraus­for­de­rer Joe Biden derzeit die Mehrheit von 270 Wahlleu­ten aus den Bundes­staa­ten, die für einen Sieg nötig wären. Beide haben rechne­risch noch Chancen, die Wahl zu gewinnen.

Biden gab sich am Mittwoch­mor­gen in seinem Heimat­ort Wilming­ton im US-Bundes­staat Delaware sieges­si­cher. Unter­des­sen sicher­te sich der demokra­ti­sche Präsi­dent­schafts­kan­di­dat die Mehrheit der Stimmen im umkämpf­ten Staata Arizo­na, der lange als siche­re Basti­on der Republi­ka­ner galt. Arizo­na galt lange als siche­re Basti­on der Republi­ka­ner. Seit dem Wahljahr 1952 haben dort fast immer republi­ka­ni­sche Präsi­dent­schafts­kan­di­da­ten gewon­nen. Die Ausnah­me machte das Wahljahr 1996, als der Demokrat Bill Clinton dort vorne lag

Auch in Maine siegte Biden erwar­tungs­ge­mäß laut AP. In dem Bundes­staat am nordöst­lichs­ten Zipfel der USA gehen wie in Nebras­ka nicht alle Wahlleu­te komplett an den Gewin­ner. Neben zwei Wahlleu­ten, die auf dem Gesamt­ergeb­nis des Staates basie­ren, werden dort zwei weite­re Wahlper­so­nen auf Basis der Ergeb­nis­se in einzel­nen Wahlbe­zir­ken bestimmt. AP zufol­ge gewann Biden mindes­tens drei Wahlleu­te. Im 2. Distrikt war das Rennen noch nicht entschieden.

«Wir glauben, dass wir auf dem Weg sind, diese Wahl zu gewin­nen», sagte der 77-Jähri­ge, noch bevor sich Trump zu Wort melde­te. «Ich oder Donald Trump können nicht verkün­den, wer die Wahl gewon­nen hat. Das ist die Entschei­dung der Bürger Ameri­kas. Aber ich bin optimis­tisch, was das Ergeb­nis angeht». Das melde­te die Nachrich­ten­agen­tur AP am Mittwoch­mor­gen (Ortszeit) auf Grund­la­ge von Wähler­be­fra­gun­gen und Stimmauszählungen.

Wie und wann Trump den Supre­me Court angesichts der weiter­hin laufen­den Auszäh­lung anrufen möchte, blieb offen. Allei­ne mit seiner Sieges­er­klä­rung kann er eine Auszäh­lung weite­rer Stimmen nicht stoppen. Trump kann nach der Wahl versu­chen, vor Gericht zu erwir­ken, Stimmen oder Ergeb­nis­se aus bestimm­ten Bundes­staa­ten anzufech­ten. Trump hatte wieder­holt gefor­dert, dass ein Wahler­geb­nis noch in der Nacht festste­hen müsse.

Die Auszäh­lung von Stimmen auch nach dem Wahltag ist in vielen Bundes­staa­ten gängi­ge Praxis. In den USA ist es üblich, dass die Präsi­den­ten­wahl noch in der Wahlnacht auf der Basis von Progno­sen großer Medien­häu­ser entschie­den wird. Die amtli­chen Ergeb­nis­se kommen teils erst viel später.

Zum Zeitpunkt seiner Äußerung lag Trump in wichti­gen Bundes­staa­ten vorn. Da sich die Auszäh­lung der Brief­wahl­stim­men in umkämpf­ten Bundes­staa­ten wie Pennsyl­va­nia aber noch über Tage hinzie­hen kann, kann sich dieser Trend zuguns­ten Bidens drehen. Das scheint Trump mit dem hochgra­dig umstrit­te­nen Schritt verhin­dern zu wollen. Der Präsi­dent schürt seit Monaten Zweifel an der Recht­mä­ßig­keit der Wahl.

Die Nachrich­ten­sei­te «Axios» hatte am Sonntag unter Berufung auf drei ungenann­te Quellen berich­tet, Trump habe mit Vertrau­ten Pläne bespro­chen, wonach er sich im Fall eines Vorsprungs in der Wahlnacht noch vor Ende der Stimmen­aus­zäh­lung zum Sieger erklä­ren könnte. Trump hatte den Bericht als «falsch» zurückgewiesen.

Umfra­gen zufol­ge wollten landes­weit vor allem Demokra­ten von der Möglich­keit der Brief­wahl Gebrauch machen, während deutlich mehr Republi­ka­ner am Wahltag persön­lich abstim­men wollten. Trump hatte in den vergan­ge­nen Wochen immer wieder ohne Beleg und entge­gen wissen­schaft­li­cher Unter­su­chun­gen behaup­tet, Brief­wahl würde Betrug Vorschub leisten. Wegen der Pande­mie wurde mit einer Rekord­zahl an Brief­wäh­lern gerechnet.