Donald Trump geht mit Klagen über Corona-Müdig­keit auf Stimmen­fang und verspricht ein baldi­ges Ende der Pande­mie. Ungeach­tet von mehr als 200.000 Corona-Toten im Land greift er zugleich den wohl renom­mier­tes­ten Gesund­heits­exper­ten der USA an.

«Die Leute haben die Pande­mie satt», sagte der Republi­ka­ner bei einem Wahlkampf­auf­tritt im südwest­li­chen Bundes­staat Arizo­na. «Die Pande­mie ist bald vorbei», versprach er seinen Anhän­gern — obwohl das im Wider­spruch zur aktuel­len Entwick­lung in den USA steht, wo die Zahl der Neuin­fek­tio­nen zuletzt wieder anstieg.

Zuvor hatte Trump den Top-Immuno­lo­gen Antho­ny Fauci Medien­be­rich­ten zufol­ge schwer geschol­ten und ihm Fehler beim Manage­ment der Pande­mie vorge­wor­fen. «Der Typ ist eine Katastro­phe», sagte Trump nach Angaben der «New York Times» in einer Telefon­schal­te mit seinem Wahlkampf­team. «Die Leute haben es satt, Fauci und diese Idioten zu hören, all diese Idioten, die Fehler gemacht haben.» Trump sagte nach Angaben von CNN mit Blick auf Fauci: «Wenn ich auf ihn gehört hätte, hätten wir 500.000 Tote.» Trump demen­tier­te die Berich­te nicht. Auf Twitter schrieb er: «Alles, was ich von Tony verlan­ge, ist, dass er besse­re Entschei­dun­gen trifft.»

In den USA, einem Land mit rund 330 Millio­nen Einwoh­nern, sind bislang mehr als 220.000 Menschen nach einer Infek­ti­on mit dem Corona­vi­rus gestor­ben. Seit Beginn der Pande­mie haben sich mehr als 8,2 Millio­nen Menschen in den Verei­nig­ten Staaten mit dem Virus angesteckt. Die Zahl der Neuin­fek­tio­nen stieg zuletzt wieder auf etwa 50.000 pro Tag.

Der renom­mier­te Gesund­heits­exper­te Fauci (79) ist Direk­tor des Natio­na­len Insti­tuts für Infek­ti­ons­krank­hei­ten und Teil der Corona-Arbeits­grup­pe des Weißen Hauses. Selbst in Trumps Partei regte sich angesichts seiner hefti­gen Kritik Wider­spruch. Der Vorsit­zen­de des Gesund­heits­aus­schus­ses im US-Senat, Lamar Alexan­der, teilte auf Twitter mit, Fauci sei einer der angese­hens­ten Beamten überhaupt und habe unter sechs US-Präsi­den­ten gearbei­tet. «Wenn mehr Ameri­ka­ner auf seinen Rat hören würden, hätten wir weniger Fälle von Covid-19.»

Trump wieder­um setzte seine Angrif­fe bei zwei Wahlkampf­auf­trit­ten in Arizo­na fort. Die Menschen hätten es satt, dass Medien wie der libera­le Sender CNN nur noch über die Pande­mie sprächen, sagte Trump. Er warf CNN vor, so negativ über die Pande­mie zu berich­ten, damit die Leute nicht zur Wahl gingen. «Die Leute kaufen Euch das nicht ab, CNN, ihr dummen Bastar­de», sagte Trump unter dem Jubel seiner Anhänger.

Der demokra­ti­sche Präsi­dent­schafts­kan­di­dat Joe Biden verur­teil­te Trumps Äußerun­gen zur Pande­mie und dessen Kritik an Fauci. «Herr Präsi­dent, Sie haben in einer Hinsicht Recht: Die Ameri­ka­ner haben es satt. Sie haben ihre Lügen über dieses Virus satt», erklär­te Biden. «Sie haben es satt, zuzuse­hen wie noch mehr Ameri­ka­ner sterben und mehr ihre Jobs verlie­ren, weil Sie sich weigern, diese Pande­mie ernst zu nehmen.»

In Umfra­gen stellt eine Mehrheit der Ameri­ka­ner Trump seit Monaten ein schlech­tes Zeugnis für dessen Krisen­ma­nage­ment in der Pande­mie aus. Fauci genießt in Befra­gun­gen deutlich mehr Vertrau­en als der Präsident.

Der Umgang mit der Pande­mie dürfte für viele Wähler bei der Präsi­den­ten­wahl am 3. Novem­ber eine große Rolle spielen. Landes­wei­ten Umfra­gen zufol­ge liegt der Demokrat Biden deutlich in Führung. Auch viele Erhebun­gen aus wichti­gen Bundes­staa­ten sehen ihn vor Trump. Doch vor vier Jahren lag Trump in Umfra­gen ebenfalls zurück — und setzte sich schließ­lich doch gegen Hilla­ry Clinton durch.