US-Präsi­dent Trump schwört seine Anhän­ger erneut darauf ein, dass sein Sieg ausge­mach­te Sache sei — wenn die Gegen­sei­te nicht betrügt. Seine Kontra­hen­ten befürch­ten indes, dass Trump pfuschen könnte.

Der Republi­ka­ner schrieb am Montag­abend (Ortszeit) in einem Tweet, es gebe in den ganzen USA «große Proble­me und Diskre­pan­zen» bei der Brief­wahl. «Müssen ein Endergeb­nis am 3. Novem­ber haben.» Ein Ergeb­nis in der Wahlnacht ist vor allem bei einem knappen Verlauf unwahr­schein­lich, weil in mehre­ren Bundes­staa­ten Brief­wahl-Stimmen noch Tage später ausge­zählt werden. Twitter versah den Tweet wegen mögli­cher­wei­se irrefüh­ren­der Aussa­gen mit einem Warnhinweis.

Aufgrund der Corona­vi­rus-Pande­mie wird erwar­tet, dass zahlrei­che US-Ameri­ka­ner per Brief­wahl abstim­men. Umfra­gen zufol­ge wollen mehr Unter­stüt­zer des Demokra­ten Joe Biden von dieser Möglich­keit Gebrauch machen als Anhän­ger Trumps. Der Präsi­dent behaup­tet seit Monaten ohne jeden Beleg, dass Brief­wahl Wahlbe­trug Vorschub leistet. Seine Kriti­ker befürch­ten, er könnte sich auf Basis vorläu­fi­ger Ergeb­nis­se noch in der Wahlnacht zum Sieger erklä­ren. Trump hat bislang offen­ge­las­sen, ob er das Wahler­geb­nis anerken­nen wird.

Trump wieder­hol­te am Montag seine Überzeu­gung, dass er die Wahl am Diens­tag kommen­der Woche nur verlie­ren könne, wenn die Demokra­ten sie manipu­lier­ten. «Das ist meiner Meinung nach der einzi­ge Weg, wie wir verlie­ren können: massi­ver Wahlbe­trug», sagte der Präsi­dent in Pennsyl­va­nia. Gut eine Woche vor der Wahl warb Trump am Montag mit gleich drei Auftrit­ten um Stimmen in dem heiß umkämpf­ten Bundesstaat.

In Allen­town, Lititz und Martins­burg sprach der 74-Jähri­ge am Montag insge­samt fast vier Stunden lang zu seinen Anhän­gern. Auch Trumps Heraus­for­de­rer Biden (77) war am Montag auf Wahlkampf­tour in Pennsyl­va­nia, er besuch­te die Stadt Chester.

Pennsyl­va­nia ist einer der sogenann­ten Swing States, die weder den Republi­ka­nern noch den Demokra­ten klar zuzuord­nen sind und die bei der Wahl am 3. Novem­ber entschei­dend sein dürften. In landes­wei­ten Umfra­gen liegt Biden vor Trump. Das gilt auch für Pennsyl­va­nia, da fällt der Vorsprung des Demokra­ten aber gerin­ger aus. Trump hatte Pennsyl­va­nia 2016 mit einem extrem knappen Vorsprung gewonnen.

Trump spiel­te am Montag erneut die Gefahr durch das Corona­vi­rus herun­ter. Den Medien warf er vor, die Pande­mie aus politi­schen Gründen aufzu­bau­schen. «Alles, worüber die Fake News sprechen, ist Covid, Covid, Covid», kriti­sier­te der Präsi­dent. Trump sagte auch: «Wir haben keine wirkli­che Presse­frei­heit.» Er begrün­de­te das damit, dass die meisten US-Medien seiner Ansicht nach nicht breit genug über unbeleg­te Korrup­ti­ons­vor­wür­fe gegen Bidens Familie berichten.

Mit Blick auf das Corona­vi­rus schrieb Trump auf Twitter, die Anzahl der Neuin­fek­tio­nen steige nur so stark, weil in den USA so viel getes­tet werde. Er sprach von einer «Verschwö­rung» der «korrup­ten» Medien. Diese schlach­te­ten die Pande­mie gezielt bis zur Wahl aus, um ihm zu schaden. «Am 4. Novem­ber wird sich das Thema völlig verän­dern.» Trump unter­stell­te Biden ohne Beleg, dieser werde im Fall eines Wahlsiegs einen Impfstoff gegen das Corona­vi­rus verzögern.

Die Zahl der täglich gemel­de­ten Corona-Neuin­fek­tio­nen in den USA war Ende vergan­ge­ner Woche auf einen Rekord­wert von mehr als 83 000 gestie­gen. Der Anstieg der Infek­tio­nen verläuft deutlich schnel­ler als jener der Tests. Die Pande­mie hat fast 225 000 Menschen in den USA das Leben gekostet.

Biden wies in Chester zurück, dass er einen Wahlkampf auf Sparflam­me betrei­be. Dass er selte­ner und vor weniger Publi­kum auftre­te, begrün­de­te der Demokrat damit, dass er anders als Trump keine «Super-Spreader»-Veranstaltungen abhal­ten wolle. Es habe bislang aber keinen Wahlkampf­tag gegeben, an dem er nicht zwölf Stunden gearbei­tet habe.

Biden kündig­te Veran­stal­tun­gen in Iowa, Wiscon­sin, Georgia und Flori­da in den kommen­den Tagen an. Trump verspot­tet Biden regel­mä­ßig für dessen wenige Auftrit­te und stellt die körper­li­che und geisti­ge Befähi­gung seines Kontra­hen­ten für das Präsi­den­ten­amt in Frage.

Trump wieder­hol­te seine Anschul­di­gun­gen, dass die Demokra­ten den Ameri­ka­nern ihre Waffen nehmen, die Nutzung fossi­ler Energien stoppen und die Religi­ons­frei­heit einschrän­ken wollten — nichts davon fordern die Demokra­ten in dieser Form. Als der Präsi­dent über den Kampf um den Bundes­staat Texas sprach, sagte er: «Waffen, Öl und Gott. Ich bin auf dieser Seite. Er (Biden) ist auf der anderen Seite.»

Mit Blick auf den Wahlabend forder­te Trump, den Demokra­ten eine «donnern­de Nieder­la­ge» zu besche­ren. «Nicht nur eine Nieder­la­ge. Es muss eine Zurück­wei­sung sein. Eine Zurecht­wei­sung des Sozialismus.»