STUTTGART/TÜBINGEN (dpa/lsw) — Das Tübin­ger Modell­pro­jekt «Öffnen mit Sicher­heit» kann vorerst weiter­ge­hen. «Wir werden das Infek­ti­ons­ge­sche­hen in Tübin­gen weiter­hin genau beobach­ten und das Projekt zunächst weiter laufen lassen», teilte ein Sprecher des Sozial­mi­nis­te­ri­ums in Stutt­gart am Freitag mit. Bedin­gung sei, dass die Sieben-Tage-Inzidenz vor Ort stabil bleibe — und nicht an drei aufein­an­der­fol­gen­den Tagen die 100er-Marke, also 100 Neuin­fek­tio­nen pro 100 000 Einwoh­ner inner­halb einer Woche, überschrei­te. «Spätes­tens aber, wenn das neue Infek­ti­ons­schutz­ge­setz des Bundes offizi­ell in Kraft ist, werden wir das Projekt wohl unter­bre­chen müssen», so der Sprecher.

Oberbür­ger­meis­ter Boris Palmer (Grüne) erklär­te: «Ich freue mich, dass das Sozial­mi­nis­te­ri­um nach den positi­ven Rückmel­dun­gen aus dem Tübin­ger Gemein­de­rat einer Fortset­zung zugestimmt und finan­zi­el­le Mittel für eine Auswei­tung der Begleit­for­schung bewil­ligt hat.» 40 000 Euro des Landes fließen in eine Studie, bei der im Schnell­test negativ getes­te­te Perso­nen zusätz­lich einen sogenann­ten PCR-Test machen. So soll die Aussa­ge­kraft der Schnell­tests geprüft werden.

Auch wenn das Projekt infol­ge des Bundes­ge­set­zes abgebro­chen werden müsse, sei es «ein voller Erfolg», hieß es in der Mittei­lung. Man habe «wertvol­le Erfah­run­gen zur Bewäl­ti­gung der Corona-Pande­mie durch engma­schi­ges Testen sammeln können», erklär­te der Oberbür­ger­meis­ter. «Ich bin überzeugt, dass diese Erkennt­nis­se in den kommen­den Wochen und Monaten äußerst hilfreich sein werden.»

Der Modell­ver­such hatte am 16. März begon­nen und sollte am kommen­den Montag zu Ende gehen. Die Stadt hatte zuvor einen Abbruch erst bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 125 an drei Tagen in Folge gefor­dert, wie es in einem von Palmer unter­zeich­ne­ten Antrag heißt. Auch die Tübin­ger Notärz­tin Lisa Feder­le hatte noch am Donners­tag eine Verlän­ge­rung des Modell­pro­jekts gefordert.

Menschen in Tübin­gen können sich an mehre­ren Statio­nen kosten­los testen lassen — mit den Beschei­ni­gun­gen der Ergeb­nis­se, den Tages­ti­ckets, können sie dann in Läden, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen. Wegen großen Andrangs von außer­halb sind die Tests inzwi­schen auf Menschen aus dem Kreis Tübin­gen beschränkt. Palmer wies aller­dings etwa mit Blick auf geöff­ne­te Kultur­ein­rich­tun­gen auf die Ausgangs­sper­ren ab 21.00 Uhr hin, die ab Montag in Corona-Hotspots in Baden-Württem­berg gelten sollen.