BERLIN/NORDPOL (dpa) — Ausweich­ma­nö­ver wegen des Ukrai­ne-Kriegs: Der Bundes­kanz­ler lässt Russland auf dem Rückweg von seinem Japan-Besuch links liegen und erlebt etwas, was selbst für erfah­re­ne Piloten Selten­heits­wert hat.

Über den Nordpol von Tokio nach Berlin: Wegen des Ukrai­ne-Kriegs hat Bundes­kanz­ler Olaf Scholz am Freitag auf dem Rückweg von seinem Japan-Besuch nach Tokio einen großen Bogen um Russland gemacht.

Mit dem Airbus A350 «Kurt Schuma­cher», der größten und moderns­ten Maschi­ne der Bundes­wehr-Flugbe­reit­schaft, überquer­te er dafür sogar um 13.00 Uhr deutscher Zeit den Nordpol. Die Ausweich­rou­te führte von Japan zuerst Richtung Norden über Alaska, dann nach Westen über das Nordpo­lar­meer und schließ­lich über Finnland nach Deutsch­land. Nach etwa 13 Stunden und 30 Minuten und 12.319 Flugki­lo­me­tern lande­te die Maschi­ne am Abend auf dem Flugha­fen BER in Schöne­feld bei Berlin.

Der Kanzler brauch­te etwa 1 Stunde und 20 Minuten mehr als auf dem direk­ten Weg, der über China und dann zum größten Teil über das Riesen­reich Russland führt. Der Luftraum über der Ukrai­ne ist wegen des Krieges gesperrt. Russland hat seinen Luftraum für Flugzeu­ge aus Deutsch­land und anderen westli­chen Ländern gesperrt.

Spannen­des Highlight

Der Flug über den Nordpol ist selbst für erfah­re­ne Piloten ein selte­nes Highlight. «Das ist schon spannend. Das sind Dinge, die man nicht so oft macht», sagte der Flugka­pi­tän der Luftwaf­fe, Micha­el Weyerer, der den Kanzler sicher zusam­men mit dem Co-Piloten Phillip Reipert nach Berlin steuer­te. Für Weyerer war es erst die zweite Nordpol-Überque­rung. 2012 flog er den damali­gen Außen­mi­nis­ter Guido Wester­wel­le vom südost­asia­ti­schen Laos nach New York. Damals führte die kürzes­te Strecke über den Nordpol.

Schon auf dem Hinweg hatte Scholz einen Bogen um Russland und die Ukrai­ne gemacht — aber im Süden. Er überquer­te dabei unter anderem Polen, Rumäni­en, Georgi­en, Aserbai­dschan, Kasach­stan und China und flog dabei über das Schwar­ze Meer, an dessen Nordküs­te das ukrai­ni­sche Kriegs­ge­biet liegt. Auch das dauer­te mit gut 13 Stunden deutlich länger als auf norma­lem Weg.

In Japan hielt sich Scholz dann nur etwas mehr als 20 Stunden auf — weniger als die gesam­te Flugzeit. Er traf Minis­ter­prä­si­dent Fumio Kishi­da, nahm an einer Wirtschafts­kon­fe­renz teil und besuch­te am Freitag­mor­gen zum Abschluss eine Wasser­stoff­an­la­ge. Es war erst seine zweite Fernrei­se als Kanzler nach einem Besuch Washing­ton im Februar.

Für den langen Flug machte sich Scholz übrigens wieder mal locker: Er trug Jeans und Pullover, so wie auf seinem ersten Langstre­cken­flug nach Washing­ton. Damals handel­te er sich damit viel Stilkri­tik ein, weil der Pullover mindes­tens eine Nummer zu groß zu sein schien. Dieser Pulli saß er deutlich besser — und Scholz trug noch ein Hemd darunter.