SANDRINGHAM/LONDON (dpa) — 70 Jahre auf dem Thron — und noch immer denkt die Queen nicht ans Aufhö­ren. Zu ihrem Jubilä­um hält sie für die Briten eine Überra­schung bereit, die ihren eigenen Tod überdau­ern soll.

Es ist selten, dass sich Queen Eliza­beth II. direkt an ihr Volk wendet. Beson­ders am 6. Febru­ar, dem Todes­tag ihres Vaters und damit Jahres­tag ihrer Thron­be­stei­gung, mag sie es ruhig und abgeschieden.

Doch dieses Jahr ist anders. Zwar verbringt die 95 Jahre alte Königin den Tag auch diesmal auf ihrem osteng­li­schen Landsitz Sandring­ham. Doch was der Bucking­ham-Palast am Vorabend ihres 70-jähri­gen Jubilä­ums in die Welt schickt, hat es in sich: Camil­la, die Frau von Prinz Charles, soll auf ausdrück­li­chen Wunsch der Monar­chin eines Tages Queen genannt werden. Außer­dem macht Eliza­beth II. ihrem Volk in selte­ner Klarheit ein neues Versprechen.

Eliza­beths Vater Georg VI. starb am 6. Febru­ar 1952, dadurch wurde seine ältes­te Tochter zur Königin. Keine Monar­chin und kein Monarch war länger auf dem Thron des Verei­nig­ten König­rei­ches als sie.

Charles und Camil­la «berührt und geehrt»

«Es ist mein aufrich­ti­ger Wunsch, dass Camil­la, wenn die Zeit dafür gekom­men ist, als «Queen Consort» bekannt sein wird», schrieb Eliza­beth II. in ihrem am Samstag­abend veröf­fent­lich­ten State­ment. Prinz Charles und Herzo­gin Camil­la reagier­ten «berührt und geehrt».

Dass die Ehefrau­en von Königen als «Queen Consort» gekrönt werden, ist eigent­lich die Regel. Dies war auch bei der Mutter und Großmutter der heuti­gen Queen der Fall. Im Fall von Camil­la, die vor Jahrzehn­ten für das Aus der Ehe von Prinz Charles und Prinzes­sin Diana verant­wort­lich gemacht wurde, war die Frage jedoch lange strittig.

Rund um Charles’ und Camil­las Hochzeit vor 17 Jahren wurde öffent­lich heiß disku­tiert, ob Camil­la den Titel eines Tages tragen soll oder nicht. Insidern zufol­ge soll Camil­la selbst lange geplant haben, sich «Princess Consort» zu nennen, wenn ihr Mann auf den Thron folgt. Exper­ten zufol­ge wäre die Herzo­gin von Cornwall — so ihr heuti­ger offizi­el­ler Tital — aller­dings ohnehin recht­lich Königin gewor­den, wenn nicht zuvor eine entspre­chen­de Geset­zes­än­de­rung auf den Weg gebracht würde, die das verhindert.

Camil­la hat sich etabliert

Mit ihrem öffent­li­chen State­ment hat Queen Eliza­beth II. nun die Positi­on Camil­las im briti­schen Königs­haus auf eine neue Stufe gestellt. In den vergan­ge­nen Jahren ist diese beim briti­schen Volk immer belieb­ter gewor­den und hat sich als promi­nen­tes Mitglied der Royal Family etabliert. Die 74-Jähri­ge gilt als nahbar bei öffent­li­chen Auftrit­ten, boden­stän­dig und humor­voll. Der frühe­re Royal-Korre­spon­dent der BBC, Peter Hunt, bezeich­ne­te die Nachricht der Queen als außer­ge­wöhn­lich. Sie mache damit die Monar­chie zukunfts­si­cher. Und. «Für Camil­la ist der Weg von der dritten Person in einer Ehe zur zukünf­ti­gen Queen abgeschlossen.»

Außer­ge­wöhn­lich ist auch das Verspre­chen, das die Queen — so deutlich zum ersten Mal seit mehr als sieben Jahrzehn­ten — ihrem Volk gibt. «Es macht mir Freude, das Verspre­chen zu erneu­ern, das ich 1947 gegeben habe, dass mein Leben immer dem Dienen gewid­met sein wird», schrieb sie. Seit Jahrzehn­ten gilt die Erklä­rung, die die Queen 1947, also noch vor Beginn ihrer Regent­schaft abgab, als Verspre­chen, dass sie nicht vor Ende ihres Lebens abdan­ken will. Die damali­ge Prinzes­sin sagte in einer Anspra­che: «Ich erklä­re, dass mein ganzes Leben, mag es kurz oder lang sein, dem Dienen gewid­met sein soll.»

Missbrauchs­skan­dal überschat­tet Jubiläum

Überschat­tet wurde das Jubilä­ums­wo­chen­en­de wieder einmal vom Missbrauchs­skan­dal um den zweit­äl­tes­ten Queen-Sohn Prinz Andrew. Der Royal soll Medien­be­rich­ten zufol­ge im März in London unter Eid zu den Missbrauchs­vor­wür­fen vernom­men werden. Schon lange hält sich die Sorge, dass der anste­hen­de Prozess in den USA ausge­rech­net jenes Jahr überschat­ten könnte, in dem sich die Monar­chie eigent­lich ausgie­big bejubeln lassen wollte.

Im ganzen Land zelebriert werden soll das Rekord-Jubilä­um mehre­re Tage lang Anfang Juni. Doch ganz ohne Feiern kam die Queen in Sandring­ham an diesem Wochen­en­de auch nicht aus. Bei einem Empfang mit Ehren­amt­li­chen und Bürge­rin­nen und Bürgern aus der Gegend schnitt sie bereits am Samstag einen Kuchen an. Dass das Emblem auf der Torte für sie selbst auf dem Kopf stand — dafür perfekt in Richtung der Presse­fo­to­gra­fen ausge­rich­tet — machte der Königin nicht viel aus. «Ich zähle nicht», laute­te ihr amüsier­ter Kommentar.

Von Laris­sa Schwe­des, dpa