BERLIN (dpa) — Die Europäi­sche Fußball-Union kippt die Auswärts­tor­re­gel im Europa­po­kal. In der K.o.-Runde muss nicht mehr so viel gerech­net werden. Aber werden die Partien dadurch spannender?

Nach langer Beratung hat die Europäi­sche Fußball-Union die Auswärts­tor­re­gel im Europa­po­kal gekippt.

Arjen Robben steht an der Straf­raum­gren­ze im Tollhaus Old Trafford, lauert auf die Ecke von Franck Ribéry. Im Viertel­fi­nal-Rückspiel der Champi­ons League 2010 bei Manches­ter United ist der FC Bayern zu diesem Zeitpunkt aus der Champi­ons League ausge­schie­den, es läuft die 74. Minute. Doch der Ball kommt hoch, direkt auf Robben, und der Nieder­län­der erzielt per Volley­schuss das zweite Bayern-Tor. Der deutsche Rekord­meis­ter verliert zwar 2:3 — ist aber nach dem 2:1 im Hinspiel dennoch weiter. Das wäre in der kommen­den Saison nicht mehr so.

Ab der Quali­fi­ka­ti­ons­pha­se in Champi­ons League und Europa League der kommen­den Saison wird nicht mehr zwischen im eigenen und im fremden Stadi­on erziel­ten Treffern unter­schie­den. Die Regel besag­te bislang, dass bei Torgleich­heit nach Hin- und Rückspiel in der K.o.-Runde die Mannschaft weiter­kommt, die auswärts mehr Treffer erzielt hat.

Verlän­ge­rung oder Elfmeterschießen

Paarun­gen, in denen die beiden Mannschaf­ten in beiden Partien gleich viele Tore erzie­len, werden künftig immer in der Verlän­ge­rung oder dann im Elfme­ter­schie­ßen entschie­den. Das galt ohnehin schon, wenn die Auswärts­tor­re­gel keine Entschei­dung brachte.

«Obwohl es keine einhel­li­ge Meinung gibt, haben viele Trainer, Fans und andere Inter­es­sen­trä­ger im Fußball ihre Fairness in Frage gestellt und sich für die Abschaf­fung dieser Regel ausge­spro­chen», sagte UEFA-Präsi­dent Aleksan­der Ceferin nach einer Sitzung des UEFA-Exeku­tiv­ko­mi­tees. «Die Auswir­kun­gen dieser Regel wider­spre­chen mittler­wei­le ihrem ursprüng­li­chen Zweck, da sie die Heimmann­schaf­ten — vor allem bei Hinspie­len — mittler­wei­le davon abhält, anzugrei­fen — aus Angst, ein Gegen­tor zu kassieren.»

Heimvor­teil nicht mehr so entscheidend

Die Auswärts­tor­re­gel war 1965 einge­führt worden. In der Europa­po­kal-Geschich­te gibt es etliche Beispie­le hochemo­tio­na­ler Spiele, die so entschie­den wurden. Borus­sia Mönchen­glad­bach schied 1985 im Achtel­fi­na­le des UEFA-Cups nach einem furio­sen 5:1 im Hinspiel aus — weil Real Madrid das Rückspiel im eigenen Stadi­on mit 4:0 gewann. Eintracht Frank­furt gewann gar den kleinen Europa­po­kal 1980 dank zweier erziel­ter Auswärts­to­re in Mönchen­glad­bach (2:3) und knappem Sieg im Rückspiel im eigenen Stadi­on (1:0). Damals wurde auch das Finale in Hin- und Rückspiel entschieden.

«Es lässt sich durch­aus sagen, dass der Heimvor­teil heutzu­ta­ge nicht mehr so entschei­dend ist wie früher», sagte aber Ceferin. Statis­ti­ken seit Mitte der 1970er-Jahre würden einen klaren Trend einer Verrin­ge­rung des Unter­schieds beim Anteil von Heim- bezie­hungs­wei­se Auswärts­sie­gen zeigen.