TURIN (dpa) — Während in der Ukrai­ne Krieg herrscht, wird in Itali­en beim Eurovi­si­on Song Contest um die Wette gesun­gen. Die Veran­stal­tung ist politi­scher als sonst — und hat einen beson­de­ren Favoriten.

Finale perfekt: Die Ukrai­ne hat beim Eurovi­si­on Song Contest (ESC) im italie­ni­schen Turin die wichti­ge Hürde im ersten Halbfi­na­le geschafft. Das Kalush Orches­tra erreich­te mit seinem Lied «Stefa­nia» zusam­men mit neun weite­ren Ländern die Endrun­de am Samstag.

Insge­samt traten Sänge­rin­nen und Musiker aus 17 Ländern an, nur zehn zogen in das Finale am Samstag ein. Seit dem Ausbruch des russi­schen Angriffs­krie­ges wird die Ukrai­ne bei den Buchma­chern als Favorit auf den Gesamt­sieg gehan­delt. «Wir sind sehr glück­lich, dass wir uns quali­fi­ziert haben», sagte Rapper Oleh Psjuk in der nächt­li­chen Presse­kon­fe­renz. «Wir wollen allen danken, die die Ukrai­ne unterstützen.»

Im ersten Halbfi­na­le traten außer­dem Öster­reich mit dem DJ-Sänge­rin-Duo LUM!X feat. Pia Maria («Halo») und die Schweiz mit Marius Bear und seiner Balla­de «Boys Do Cry» auf. Ledig­lich die Schweiz kam weiter. «Ich bin bereit für das Finale», sagte Marius Baer nach der Show. Er habe viel Hass für sein Lied zu spüren bekom­men, und viel Druck habe auf seinen Schul­tern gelas­tet, sagte der 29-Jähri­ge auf Englisch vor Journalisten.

Punkte wurden nicht verraten

Welches Land wie viele Punkte erhielt wurde jedoch nicht verra­ten, um die Abstim­mung am Samstag nicht vorab zu beein­flus­sen. Wer die beiden Halbfi­nals gewon­nen hat, wird also erst nach dem Finale veröffentlicht.

Die Kriegs­er­eig­nis­se in der Ukrai­ne haben in diesem Jahr einen starken Einfluss auf den ESC, der nach dem Sieg der italie­ni­schen Band Månes­kin 2021 in Rotter­dam in diesem Jahr von Itali­en organi­siert wurde. Eigent­lich soll es beim Grand-Prix haupt­säch­lich um Musik gehen. Russlands Beitrag wurde schon im Vorfeld vom Wettbe­werb ausge­schlos­sen. Auch Belarus ist nicht dabei. Der ESC 2022 hat so bereits vor Beginn eine stärke­re politi­sche Note bekom­men als sonst.

Manche brach­ten in ihren Auftrit­ten Symbo­le im Zusam­men­hang mit dem Ukrai­ne-Krieg unter. Eine Gitar­ris­tin der islän­di­schen Band Systur trug etwa die Farben der ukrai­ni­schen Fahne — Blau und Gelb — auf ihrem Handrü­cken. «Wir haben uns darauf konzen­triert, unsere Botschaft zu übermit­teln, von Menschen die leiden, wie denen in der Ukrai­ne», erklär­te die Band nach dem Halbfinale.

Hoffnung auf den Titel

Von Fansei­te wird viel Solida­ri­tät für die Ukrai­ne erwar­tet. Neben Kalush Orches­tra werden den bereits für das Finale gesetz­ten Vertre­tern aus Itali­en, Mahmood und Blanco («Brivi­di»), und Großbri­tan­ni­en, Sam Ryder («Space Man»), größe­re Siegchan­cen zugerechnet.

Weit abgeschla­gen in den Erwar­tun­gen der Buchma­cher, aber fürs Finale gesetzt ist der deutsche Vertre­ter Malik Harris mit seinem Lied «Rockstars». Im Finale steht er jetzt schon, weil die Bundes­re­pu­blik zu den größten Geldge­bern der Veran­stal­tung zählt.

Am Donners­tag folgt das zweite Halbfi­na­le. Dort treten dann unter anderem die Finnen mit der Band The Rasmus («Jezebel») auf, die einigen noch für den Hit «In the Shadows» aus dem Jahr 2003 bekannt sein dürfte. Auch hier kommen wieder zehn Länder weiter, so dass am Samstag im Finale 25 von insge­samt 40 Natio­nen um den ESC-Gewinn singen.