BERLIN (dpa) — CDU-Chef Armin Laschet kann nicht gerade behaup­ten, auf einer Erfolgs­wel­le zu schwim­men. Im Gegen­teil: Einer Umfra­ge zufol­ge sehen die meisten Menschen die Zeit für einen Abschied gekommen.

Eine deutli­che Mehrheit der Menschen in Deutsch­land würde einen Rücktritt von Unions­kanz­ler­kan­di­dat Armin Laschet von allen seinen politi­schen Ämtern begrüßen.

Demnach sprechen sich 68 Prozent dafür aus, wie aus einer am Mittwoch veröf­fent­lich­ten YouGov-Umfra­ge hervor­geht. 13 Prozent lehnen das ab.

Die CDU/CSU war bei der Bundes­tags­wahl am Sonntag auf den histo­ri­schen Tiefpunkt von 24,1 Prozent gestürzt. Die SPD wurde mit 25,7 Prozent stärks­te Kraft.

«Dann gewin­nen wir wieder die Herzen der Menschen.»

Unter­des­sen sieht Schles­wig-Holsteins Minis­ter­prä­si­dent Daniel Günther (CDU) die eigene Partei in einer sehr ernsten Lage. «Die Situa­ti­on ist aus meiner Sicht drama­tisch. Eine CDU, die weniger als 25 Prozent holt, hat selbst­ver­ständ­lich Reform­be­darf», sagte er im Inter­view der «Kieler Nachrich­ten» (Mittwoch). Wenn die Union dauer­haft Volks­par­tei bleiben wolle, dann heiße das defini­tiv Erneue­rung, also «wichti­ge Themen zu beset­zen und als Union wieder erkenn­ba­rer zu werden. Es muss jedem klar sein, dass dieser Prozess jetzt eine extrem wichti­ge Bedeu­tung hat.» Die Union müsse aber in der Mitte veror­tet bleiben, sagte Günther. «Dann gewin­nen wir wieder die Herzen der Menschen. Genau mit diesem Weg wird man auch die AfD wieder kleinbekommen.»

Eine Perso­nal­de­bat­te forde­re er nicht, «aber natür­lich müssen wir das schlech­te Wahler­geb­nis aufar­bei­ten», sagte Günter der Zeitung. «Die Leute sind nicht scharen­wei­se zu uns gekom­men und haben gesagt, wegen Armin Laschet wähle ich CDU. Das muss man sicher­lich bei der Aufar­bei­tung des Wahler­geb­nis­ses besprechen.»

Jetzt gehe es dennoch erst einmal um Deutsch­land. «Das heißt, es muss eine Regie­rung gebil­det werden, und dafür müssen wir als Union handlungs­fä­hig sein und mit unserem Spitzen­kan­di­da­ten Armin Laschet für solche Gesprä­che zur Verfü­gung stehen.» Das Wahler­geb­nis sei schlecht, daher leite­ten sich daraus überhaupt keine Ansprü­che ab, sondern es gehe darum, für eine Regie­rungs­bil­dung gesprächs­be­reit zu sein.

Günther sagte, er sei kein Laschet-Kriti­ker, sondern habe ihn immer zu allen Zeitpunk­ten unter­stützt. «Es ist wichtig, dass eine Partei geschlos­sen in Wahlkämp­fe zieht. Hierin liegt auch eine Ursache für das nicht so tolle Ergeb­nis», so der Minis­ter­prä­si­dent. «Wir werden nicht immer als Partei wahrge­nom­men, in der alle an einem Strang ziehen.»

Brink­haus sieht Laschet nicht als Oppositionsführer

Der wieder­ge­wähl­te Unions-Frakti­ons­chef Ralph Brink­haus geht davon aus, dass Armin Laschet nicht Frakti­ons­vor­sit­zen­der werden will, sollte die Union in der Opposi­ti­on landen. «Armin Laschet wird bestimmt nicht als Frakti­ons­vor­sit­zen­der kandi­die­ren, wenn wir in die Opposi­ti­on gehen», sagte Brink­haus am Diens­tag­abend in den ARD-«Tagesthemen». «Insofern bin ich kein Platz­hal­ter und fühle mich auch nicht so.» Brink­haus war am Abend mit 85 Prozent der Stimmen in der Union-Frakti­on wieder­ge­wählt worden — aller­dings nur bis Ende April und nicht wie üblich für ein Jahr. Statt­des­sen werde sich Laschet um die Partei kümmern, sollte die Union nicht regie­ren, erklär­te Brink­haus. «Als Partei­vor­sit­zen­der ist man dann ganz gut beschäftigt.»