BERLIN (dpa) — Die Debat­te über einen Nachfol­ger des 9‑Euro-Tickets ist in vollem Gange. Viele wünschen sich ein ähnli­ches Angebot über den August hinaus. Der Finanz­mi­nis­ter machte nun erneut klar, was er davon hält.

Eine klare Mehrheit der Bundes­bür­ger wünscht sich auch nach dem Ende des 9‑Euro-Tickets ein günsti­ges Angebot im Nah- und Regio­nal­ver­kehr. In einer Umfra­ge des Insti­tuts Kantar im Auftrag des Nachrich­ten­ma­ga­zins «Focus» befür­wor­ten 79 Prozent ein ähnli­ches Ticket, das vom Staat unter­stützt wird. 16 Prozent sind dagegen. Am größten ist die Zustim­mung mit 90 Prozent bei den unter 30-Jährigen.

Die im Juni gestar­te­ten 9‑Euro-Tickets gelten noch im Juli und August und ermög­li­chen bundes­weit jeweils für einen Monat Fahrten in Bussen und Bahnen des Nahver­kehrs. Die Debat­te über eine Nachfol­ge­re­ge­lung ist in vollem Gange.

Finanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Linder bekräf­tig­te aller­dings sein Nein zu einer Fortfüh­rung des Tickets oder einer Nachfol­ge­re­ge­lung. «Das 9‑Euro-Ticket ist eine befris­te­te Maßnah­me, genau wie der Tankra­batt. Deshalb sind im Bundes­haus­halt weder eine Fortset­zung des Tankra­batts noch Mittel für eine Anschluss­re­ge­lung für das 9‑Euro-Ticket vorge­se­hen», sagte der FDP-Chef der Funke-Medien­grup­pe. Bei dem Ticket finan­zier­ten die Steuer­zah­ler ein nicht kosten­de­cken­des Angebot. Es zahlten auch jene, die es — wie auf dem Land — nicht nutzen könnten.

Auch Unions­frak­ti­ons­ge­schäfts­füh­rer Thors­ten Frei hält eine Fortset­zung des Tickets «nicht für eine gute Idee». Es gebe nicht das Problem, dass man die Menschen im Nahver­kehr wegen zu hoher Kosten entlas­ten müsse, sagte der CDU-Politi­ker dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land. Klüger sei es, in den Ausbau der Nahver­kehrs­in­fra­struk­tur zu investieren.

Rückläu­fi­ge Nachfra­ge bei Reise- und Fernbusunternehmen

Das 9‑Euro-Ticket stellt unter­des­sen andere Verkehrs­bran­chen vor Schwie­rig­kei­ten. So melde­te etwa rund die Hälfte aller Reise- und Fernbus­un­ter­neh­men bei einer Blitz­um­fra­ge des eigenen Verbands eine rückläu­fi­ge Nachfra­ge, wie der Bundes­ver­band Deutscher Omnibus­un­ter­neh­men mitteilte.

Insbe­son­de­re für Klassen- und Vereins­fahr­ten beauf­trag­ten die Veran­stal­ter aufgrund des günsti­gen ÖPNV-Tickets selte­ner ein priva­tes Busun­ter­neh­men. Bei diesen beiden Kunden­grup­pen sei die Nachfra­ge bei den Busun­ter­neh­men im Schnitt um mehr als die Hälfte zurück­ge­gan­gen. Bei Senio­ren, der dritten wichti­gen Kunden­grup­pe, verzeich­ne­te die Branche im Schnitt einen Rückgang von mehr als zwei Drittel.

Die Umfra­ge des Verbands bezog sich auf Auswir­kun­gen des 9‑Euro-Tickets für Reise- und Fernbus­an­bie­ter im Juni. Aktuel­le­re Erkent­nis­se liegen demnach noch nicht vor.