FRIEDRICHSHAFEN/ZÜRICH (dpa) — Die Univer­si­tät Zürich und das Unter­neh­men Airbus wollen auf der Inter­na­tio­na­len Raumsta­ti­on ISS die Produk­ti­on von mensch­li­chem Gewebe verbes­sern. Das Experi­ment zur Herstel­lung von organ­ähn­li­chem Gewebe in der Schwe­re­lo­sig­keit solle mit dem für Samstag geplan­ten nächs­ten Versor­gungs­flug ins All gebracht werden, teilten Airbus Defence and Space in Fried­richs­ha­fen und die Univer­si­tät Zürich am Donners­tag mit. Erste Tests zur Vorbe­rei­tung waren demnach im März 2020 erfolg­reich verlaufen.

Mit der Zucht von organ­ähn­li­chen Geweben in der Schwe­re­lo­sig­keit, sogenann­ten Organo­iden, wollen die Forscher der Univer­si­tät Zürich die Entwick­lung von Medika­men­ten verbes­sern und Tierver­su­che reduzie­ren. Auch bei Organ­schä­den könne das Gewebe helfen. Auf der Erde sei die Zucht von Organo­iden wegen der Schwer­kraft ohne Stütz­ske­let­te nicht möglich. «Wir zeigen als erste, dass der Weg zur Produk­ti­on im All machbar ist, nicht in der Theorie, sondern in der Praxis», sagte Oliver Ullrich, Profes­sor für Anato­mie an der Univer­si­tät Zürich.

Bei ersten vorbe­rei­ten­den Tests auf der ISS hatten sich den Angaben zufol­ge aus mensch­li­chen Stamm­zel­len binnen eines Monats organ­ähn­li­che Leber‑, Knochen- und Knorpel-Struk­tu­ren entwi­ckelt. Für das nächs­te Experi­ment würden Gewebe­stamm­zel­len von zwei Frauen und zwei Männern unter­schied­li­chen Alters ins All geschickt, die Proben sollen Anfang Oktober zurück­kom­men. Erste Ergeb­nis­se seien ab Novem­ber zu erwarten.

«Aktuell liegt der Fokus auf produk­ti­ons­tech­ni­schen Fragen und der Quali­täts­kon­trol­le», sagte Ullrich. Im Hinblick auf die anvisier­te Kommer­zia­li­sie­rung sei noch heraus­zu­fin­den, «wie lange und in welcher Quali­tät wir die im All gezüch­te­ten Organo­ide nach der Rückkehr zur Erde in Kultur halten können».