BERLIN (dpa) — In der Pande­mie waren die persön­li­chen Arzt-Patien­ten-Kontak­te teils stark zurück­ge­gan­gen. Auch die Krebs-Vorsor­ge litt. Jetzt die Trend­um­kehr. Beson­ders nachge­fragt: Termi­ne bei Psychotherapeuten.

Nach teils deutli­chen Rückgän­gen in der Corona-Pande­mie sind Patien­tin­nen und Patien­ten in diesem Jahr wieder häufi­ger in eine der rund 100.000 deutschen Arztpra­xen gegangen.

So sorgten zahlrei­che Arztbe­su­che über alle medizi­ni­schen Fachgrup­pen hinweg im ersten Quartal für einen Anstieg der Fallzah­len von 4,8 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal im Vor-Corona-Jahr 2019. Das zeigt der neue Trend­re­port des Zentral­in­sti­tuts für die kassen­ärzt­li­che Versor­gung (Zi), der der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Im zweiten Quartal gab es ein Plus von 0,3 Prozent.

Bei den Hausarzt-Besuchen gab es im ersten Quartal 2022 einen Zuwachs von 3,7 Prozent gegen­über den ersten drei Monaten des Vor-Corona-Jahres 2019. Im zweiten Quartal waren es plus 1,9 Prozent. Bei den Psycho­the­ra­peu­ten gab es im ersten Halbjahr sogar einen Zuwachs von rund 9,5 Prozent gegen­über 2019. Beson­ders stark nachge­fragt waren die Gruppen­the­ra­pien — mit einem Plus von bis zu 48,5 Prozent allein für das zweite Quartal 2022.

Ambulan­te Versor­gung «weiter unter Volllast»

Auch bei den Fachärz­tin­nen und ‑ärzten gingen die Zahlen in diesem Jahr nach oben — mit einem Plus von 5,8 Prozent im ersten und von 0,4 Prozent im zweiten Quartal. In den Kinder­arzt-Praxen blieb das Aufkom­men in den ersten drei Monaten im Vergleich zu diesem Zeitraum im Vor-Corona-Jahr stabil. Im zweiten Quartal waren es 4 Prozent mehr Fälle.

Der Vorsit­zen­de des Insti­tuts, Dominik von Still­fried, sagte der dpa, die ambulan­te Versor­gung laufe nach Abflau­en der Pande­mie «weiter unter Volllast». Es gibt über 183.000 nieder­ge­las­se­ne Ärztin­nen und Ärzte sowie Psycho­the­ra­peu­tin­nen und ‑thera­peu­ten.

Nach dem Beginn der Pande­mie 2020 waren die persön­li­chen Arzt-Patien­ten-Kontak­te teils stark zurück­ge­gan­gen. Im Verlauf des damali­gen Aprils gab es laut dem Zi-Report über alle Fachgrup­pen hinweg ein Minus von 24 Prozent. Im Monat zuvor waren wegen Corona in Deutsch­land Ansamm­lun­gen von mehr als zwei Menschen verbo­ten worden. Cafés, Restau­rants und Friseu­re mussten schließen.

Im Mai 2020 war es noch minus 16 Prozent im Vergleich zum Vorjah­res­zeit­raum. Beson­ders stark sanken die Zahlen beim Mammo­gra­fie-Scree­ning zur Früherken­nung von Brust­krebs — im April 2020 um minus 98 Prozent. Insge­samt gab es 2020 3,8 Prozent weniger Arztbe­su­che als 2019.

Im Jahr darauf gingen die Menschen wieder etwas häufi­ger zum Arzt — wenn auch mit deutli­chen Schwan­kun­gen. Die stärks­ten Fallzahl­an­stie­ge zeigten sich 2021 in den Monaten Novem­ber und Dezem­ber. Hier gab es ein Plus von rund 12 bezie­hungs­wei­se 17 Prozent gegen­über diesen Monaten im Vor-Corona-Jahr 2019. Im gesam­ten Jahr 2021 lag die Zahl der Praxis­be­su­che mit plus 0,9 Prozent leicht über der Zahl des Jahres 2019.

Deutlich mehr Beratun­gen am Telefon

Unter­schie­de werden zwischen den einzel­nen Berei­chen deutlich — auch in den ersten Monaten des laufen­den Jahres. So gab es bei den Labor­ärz­ten im ersten Quartal 2022 ein Plus von 40 Prozent gegen­über 2019. Die Zi-Studi­en­au­toren führen dies auf Corona-Unter­su­chun­gen zurück. Beim Mammo­gra­fie-Scree­ning blieb es bei Rückgän­gen der Fallzah­len gegen­über 2019 — mit einem Minus von 2,7 Prozent etwa im zweiten Quartal.

Einen beson­ders deutli­chen Anstieg gab es bei den telefo­ni­schen Beratun­gen: Von Januar bis Juni 2022 wurden 4,3 Millio­nen ärztli­che Beratun­gen per Telefon abgerech­net — 1,9 Millio­nen mehr als im selben Zeitfens­ter 2019. Zudem gab es im ersten Halbjahr 2022 rund 1,6 Millio­nen Video­sprech­stun­den, die im Vor-Corona-Jahr 2019 noch eine unter­ge­ord­ne­te Rolle spielten.