MÜNCHEN/WIESBADEN (dpa) — Von Erdgas bis Kaffee — die Import­prei­se sind gestie­gen wie seit der Ölkri­se 1980 nicht mehr. Jetzt wollen die Unter­neh­men hierzu­lan­de ihre Verkaufs­prei­se anpas­sen — allen voran der Handel.

Die deutschen Verbrau­cher müssen im kommen­den Jahr weiter­hin mit starken Preis­er­hö­hun­gen rechnen. Wie das Statis­ti­sche Bundes­amt am Freitag mitteil­te, sind die Preise für Import­gü­ter im Oktober so stark gestie­gen wie seit 41 Jahren nicht mehr.

Laut Ifo-Insti­tut wollen jetzt «so viel Firmen in Deutsch­land ihre Preise erhöhen wie nie zuvor». Das Insti­tut hob deshalb seine Infla­ti­ons­pro­gno­se für 2022 an.

Die Münch­ner Konjunk­tur­for­scher befra­gen monat­lich rund 7000 Unter­neh­men nach ihren Plänen für ihre Verkaufs­prei­se. Per Saldo stieg der Index der Preis­er­war­tun­gen im Novem­ber auf 45 Punkte, «einen neuen Rekord­wert seit dem Beginn der Umfra­gen» nach der deutschen Wieder­ver­ei­ni­gung 1991. «Das bleibt natür­lich nicht ohne Folgen für die Verbrau­cher­prei­se», sagte der Leiter der Ifo-Konjunk­tur­pro­gno­sen, Timo Wollmers­häu­ser, am Freitag.

Infla­ti­ons­ra­te bleibt hoch

«Bis Ende dieses Jahres dürfte die Infla­ti­ons­ra­te bis auf knapp 5 Prozent steigen und auch im kommen­den Jahr zunächst spürbar über 3 Prozent liegen», sagte Wollmers­häu­ser. «Im Schnitt erwar­ten wir nun eine Infla­ti­ons­ra­te von 3 Prozent in diesem Jahr und zweiein­halb bis 3 Prozent im Jahr 2022.» Im Septem­ber hatte das Ifo-Insti­tut für 2022 noch mit einer Infla­ti­ons­ra­te von 2 bis 2,5 Prozent gerech­net. Die führen­den Wirtschafts­for­schungs­in­sti­tu­te rechne­ten in ihrer Gemein­schafts­pro­gno­se im Oktober mit 2,5 Prozent.

Vor allem der Handel plant Preis­er­hö­hun­gen — hier stieg der Saldo auf 65 Punkte, gefolgt von der Indus­trie mit 56 und dem Bauge­wer­be mit 44 Punkten. «Ursache für den Anstieg der Preis­er­war­tun­gen sind kräfti­ge Preis­schü­be bei Vorpro­duk­ten und Rohstof­fen, die Herstel­ler und Händler nun an ihre Kunden weiter­ge­ben wollen», erklär­ten die Wirtschaftsforscher.

Die Preise von Import­gü­tern stiegen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 21,7 Prozent, wie das Statis­ti­sche Bundes­amt mitteil­te. Das ist die höchs­te Rate seit Anfang 1980 während der zweiten Ölkri­se. Zum Vormo­nat stiegen die Preise um 3,8 Prozent. Erdgas war im Oktober fast dreimal, Erdöl doppelt so teuer wie vor einem Jahr. Stahl, Alumi­ni­um, Holz und Kaffee waren rund 60 Prozent teurer als vor Jahresfrist.

Sollten sich die Liefer­eng­päs­se fortset­zen, könnten auch die Preis­an­stie­ge bei Vorpro­duk­ten und Rohstof­fen weiter­ge­hen, erklär­ten die Ifo-Forscher. Sollte in neue Tarif­ab­schlüs­se ein Ausgleich für die hohen Kaufkraft­ver­lus­te der Arbeit­neh­mer einflie­ßen, könnte das einen weite­ren Kosten­schub bei den Unter­neh­men verursachen.