SEOUL (dpa) — Südko­rea und die USA wollen ihre Militär­übun­gen ausbau­en. Als Teil ihres Sommer­ma­nö­vers werden jetzt auch wieder Übungen im freien Gelän­de statt­fin­den. Wie wird Nordko­rea auf das Manöver reagieren?

Inmit­ten wachsen­der Spannun­gen auf der korea­ni­schen Halbin­sel führen die Streit­kräf­te Südko­re­as und der USA ihr größtes gemein­sa­mes Sommer­ma­nö­ver seit fünf Jahren durch.

Das elftä­gi­ge Manöver «Ulchi Freedom Shield» (UFS) habe am Montag wie geplant begon­nen, teilte ein Sprecher des südko­rea­ni­schen Vertei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums mit. Zur Zahl der teilneh­men­den Solda­ten und zur militä­ri­schen Ausrüs­tung machte es keine Angaben. Die USA haben in Südko­rea 28.500 Solda­ten statio­niert — als Abschre­ckung gegen eine Bedro­hung durch die selbst erklär­te Atommacht Nordkorea.

In Südko­rea wurde befürch­tet, Nordko­rea könnte auf das Manöver mit einer schar­fen Reakti­on wie etwa neuen Raketen­tests antwor­ten. Die Führung des weithin abgeschot­te­ten Landes wirft den USA regel­mä­ßig vor, ihre Manöver mit Südko­rea dienten Vorbe­rei­tun­gen für einen Angriff. Washing­ton und Seoul bestrei­ten das.

Die Spannun­gen in der Region hatten sich in diesem Jahr nach einer Reihe von Tests mit atomwaf­fen­fä­hi­gen Raketen durch Nordko­rea wieder verschärft. Im Mai verein­bar­ten der südko­rea­ni­sche Präsi­dent Yoon Suk Yeol und sein US-Amtskol­le­ge Joe Biden bei einem Treffen in Seoul, die gemein­sa­men Militär­ma­nö­ver auszubauen.

Nach Angaben Seouls finden jetzt bis zum 1. Septem­ber die umfang­reichs­ten Übungen seit 2017 statt. Neben Compu­ter­si­mu­la­tio­nen, die die Verbün­de­ten auf mögli­che Szena­ri­en eines militä­ri­schen Einsat­zes vorbe­rei­ten sollen, werden auch wieder Übungen im Gelän­de aufge­nom­men. Dabei soll etwa auch die Besei­ti­gung von Massen­ver­nich­tungs­waf­fen einge­übt werden.

Absage aus diplo­ma­ti­schen Gründen in den vergan­ge­nen Jahren

In den vergan­ge­nen Jahren hatten die USA und Südko­rea den Umfang gemein­sa­mer Übungen auch aus diplo­ma­ti­schen Gründen reduziert oder abgesagt. Als die USA das Sommer­ma­nö­ver in Südko­rea 2018 abgesagt hatten, wollten sie damals eine größe­re Chance für Diplo­ma­ten in den Verhand­lun­gen über Nordko­re­as Atomwaf­fen­pro­gramm schaf­fen. Die Verhand­lun­gen kommen jedoch seit dem geschei­ter­ten Gipfel­tref­fen der USA mit Nordko­rea im Febru­ar 2019 in Vietnam nicht mehr voran.

Paral­lel zum Militär­ma­nö­ver läuft an dessen ersten vier Tagen in Südko­rea eine landes­wei­te Zivil­ver­tei­di­gungs­übung. Zweck sei es, besser auf «verän­der­li­che Kriegs­sze­na­ri­en» einge­stellt zu sein, sagte Yoon laut Berich­ten südko­rea­ni­scher Medien bei einer Kabinetts­sit­zung. Die Kriege in heuti­ger Zeit unter­schie­den sich in ihrer Erschei­nungs­form stark von den frühe­ren. Yoon warnte etwa vor Cyber­at­ta­cken, die gegen die Infor­ma­ti­ons- und Kommu­ni­ka­ti­ons­in­fra­struk­tur eines Landes gerich­tet seien, sowie vor Angrif­fen auf Indus­trie­an­la­gen, einschließ­lich Atomkraftwerken.