Erst das Schotterrennen Strade Bianche, dann der Klassiker Mailand-Sanremo und nun eine Tour-Etappe. Der Belgier Wout Van Aert hat einen Super-Lauf und beschert der Mannschaft um Tony Martin den nächsten Sieg. In Gelb ist weiter Julian Alaphilippe unterwegs.
Privas (dpa) — Tony Martin darf mit seinem Super-Team wieder jubeln. Nur einen Tag nach dem Coup von Primoz Roglic schlug durch Wout van Aert ein weiterer Teamkollege zu und bescherte der überragenden Jumbo-Visma-Mannschaft den nächsten Etappensieg.
Van Aert holte sich am Mittwoch auf dem fünften Teilstück nach 183 Kilometern von Gap nach Privas den Sieg vor dem Niederländer Cees Bol und dem Iren Sam Bennett. Damit bewahrheitet sich immer mehr, dass Martins niederländische Mannschaft die Vormachtstellung im Radsport übernommen hat.
Von den deutschen Fahrern war im Finale erneut nichts zu sehen. Altstar André Greipel («Bin wieder ein normaler Rennfahrer») geht es nach seinem Sturz zum Auftakt zwar wieder besser, für die großen Sprints reicht es beim 38-Jährigen aber noch nicht.
In der Gesamtwertung blieb alles beim Alten. Der französische Superstar Julian Alaphilippe verteidigte seine Spitzenposition und wird damit am Donnerstag zum 18. Mal in seiner Karriere das Gelbe Trikot tragen, nur acht Franzosen stehen in dieser Bestenliste noch vor ihm. Deutschlands Hoffnungsträger Buchmann, der wie die Top-Favoriten Primoz Roglic (Slowenien) und Egan Bernal (Kolumbien) im Hauptfeld das Ziel erreichte, liegt weiterhin 26 Sekunden hinter Alaphilippe.
Der Tagessieg ging aber an Van Aert, der seit dem Neubeginn Anfang August einen Super-Lauf hat. Fünf Siege, darunter den Klassiker Mailand-Sanremo und das Schotterrennen Strade Bianche hat van Aert bereits geholt. «Das war die einfachste Etappe, die ich gefahren bin, aber das Finish war hart», sagte Van Aert, nachdem es lange Zeit ein Stillhalteabkommen im Feld gegeben hatte. «Diese Etappe kam meinen Fähigkeiten entgegen», fügte der frühere Cross-Weltmeister hinzu.
Nach der Kletterpartie am Vortag konnten sich die Stars der Branche zurückhalten. Die erste Bergankunft am Dienstag hatte aber bereits einen Fingerzeig für den weiteren Verlauf gegeben. Ex-Skispringer Roglic ist der Mann, den es zu schlagen gilt. Dass sein Landsmann Tadej Pogacar zudem Zweiter wurde, löste in der Heimat Jubelstürme aus. «Ein historischer Tag für den slowenischen Radsport», schrieb das Blatt «Delo» und fügte nach dem Doppelerfolg auf der ersten Bergankunft der 107. Tour de France hinzu: «Und das war nur die Vorspeise für Roglic und Pogacar.»
John Degenkolb ist unterdessen nach seinem frühen Aus bei der Tour de France auf dem Weg der Besserung. «Ich bin zuversichtlicher als die letzten Tage. Es geht wieder aufwärts. Die Schwellungen in den Knien sind noch da, aber es ist besser geworden», sagte Degenkolb der ARD. Am Mittwoch sei er das erste Mal wieder für eine Stunde auf dem Rad gewesen. Der 31-Jährige war auf der ersten Tour-Etappe schwer gestürzt und anschließend aus dem Zeitlimit geblieben.
Am Donnerstag endet die sechste Etappe nach 191 Kilometer auf dem 1560 Meter hohen Mont Aigoual. Eine richtige Bergankunft ist es nicht, auch wenn es vom Col de la Lusette — einem Berg der ersten Kategorie — 14 Kilometer vor Etappenende noch weiter hinauf geht. Womöglich bietet sich eine gute Chance für Ausreißer.