Alles inves­tiert — und fast nichts gewon­nen. Die deutsche Bora-hansg­ro­he-Mannschaft arbei­tet den ganzen Tag und reißt das Feld ausein­an­der. Doch Sagan kann die Vorar­beit nicht vollenden. Immer­hin macht Buchmann einen Sprung. Die Etappe gewinnt wieder van Aert.

«Das war ein richtig guter Tag. Es geht nach vorne. Das ist ein guter Schritt gewesen», sagte der deutsche Hoffnungs­trä­ger, der durch den cleve­ren Überra­schungs­an­griff seines Bora-hansg­ro­he-Teams auf der siebten Etappe der 107. Tour de France einen Sprung auf den zehnten Platz der Gesamt­wer­tung gemacht hat. Doch das eigent­li­che Ziel hat die deutsche Mannschaft klar verpasst, nachdem Super­star Peter Sagan die Vorar­beit im Schluss­sprint nicht vollenden und den so sehnlichst erhoff­ten Etappen­sieg nicht einfah­ren konnte.

Entspre­chend angefres­sen war Buchmanns berühm­ter Teamkol­le­ge. «Das ist bitter, aber so ist Radsport», sagte der dreima­li­ge Weltmeis­ter, der im Sprint zunächst einge­klemmt war und am Ende nicht über Platz 13 hinaus­kam. Statt­des­sen trium­phier­te nach 168 Kilome­tern von Millau nach Lavaur wieder der belgi­sche Überflie­ger Wout Van Aert. Der Mailand-Sanre­mo-Champi­on setzte sich vor dem Norwe­ger Edvald Boasson Hagen und dem Franzo­sen Bryan Coquard durch und feier­te seinen zweiten Etappen­sieg bei der 107. Aufla­ge der Frankreich-Rundfahrt.

Dabei hatte das Bora-Team durch einen frühen Angriff das Feld ausein­an­der­ge­ris­sen und alles für Sagan vorbe­rei­tet. Als Trost­preis blieb Sagan nur das Grüne Trikot, das er seinem Ex-Teamkol­le­gen Sam Bennett wieder abnahm. Doch das dürfte den erfolgs­ver­wöhn­ten Sagan kaum zufrie­den­stel­len, wartet er doch seit dem 10. Juli 2019 (Tour-Etappen­sieg in Colmar) auf seinen nächs­ten Profi­sieg. Eine so lange Misere hatte die Siegma­schi­ne Sagan in seiner Profi­kar­rie­re noch nicht zu verkraf­ten. «Ich habe im Finale viele Punkte verlo­ren», hader­te der Slowake.

So gingen die Meinun­gen weit ausein­an­der, ob sich die großen Anstren­gun­gen gelohnt haben. Buchmann ist davon überzeugt: «Wir haben gezeigt, dass wir ein starkes Team haben und dass alle Respekt haben müssen.» Bleibt für das bislang so arg gebeu­tel­te Team zu hoffen, dass sie den Tag auf den Pyrenä­en-Etappen nicht teuer bezah­len müssen. Mit drei Sturz­op­fern, darun­ter den beiden deutschen Stars Buchmann und Maximi­li­an Schach­mann, war das Team bereits in die Tour gegan­gen. Dazu demora­li­sier­ten drei Stürze das Super­ta­lent Lennard Kämna. Und Sagan sprin­tet seinen Erfol­gen hinter­her und wirkt zuneh­mend frustriert.

Einen Erfolg brach­te die Attacke von Bora-hansg­ro­he aber mit sich. So verlo­ren einige aussichts­rei­che Fahrer wie das slowe­ni­sche Top-Talent Tadej Pogacar oder der frühe­re Tour-Vierte Mikel Landa (Spani­en) wichti­ge Sekun­den. Der Brite Adam Yates vertei­dig­te aber das Gelbe Trikot erfolg­reich und liegt weiter vor Ex-Skisprin­ger Primoz Roglic (Slowe­ni­en). Vorjah­res­sie­ger Egan Bernal (Kolum­bi­en) ist nun Vierter.

Der Vorjah­res­vier­te Buchmann blick­te bereits auf die nächs­ten Kletter­par­tien am Wochen­en­de. «Ich denke, die zwei Pyrenä­en-Etappen sind deutlich schwe­rer als das, was wir bisher gefah­ren sind. Da wird das Radren­nen richtig losge­hen», sagte der Ravensburger.

Die Sprin­ter mussten bereits vor den schwe­ren Bergetap­pen leiden — und das hatten sie Bora-hansg­ro­he zu verdan­ken. Bereits am ersten Berg — ein Anstieg der dritten Katego­rie — drück­ten die Männer in grün und weiß derart auf das Tempo, dass die Sprint­stars hinten fliegen gingen. 46,2 Stunden­ki­lo­me­ter betrug der Schnitt in der ersten Stunde. Zu viel für Bennett (Irland), Siste­ron-Gewin­ner Caleb Ewan (Austra­li­en), Auftakt­sie­ger Alexan­der Kristoff (Norwe­gen), Europa­meis­ter Giaco­mo Nizzo­lo (Itali­en) und Altstar André Greipel (Rostock), die frühzei­tig distan­ziert waren. Zwischen­zeit­lich versuch­te Thomas de Gendt noch einen seiner berüch­tig­ten Ausreiß­ver­su­che, doch 35 Kilome­ter vor dem Ziel wurde der Belgi­er gestellt.

Am Wochen­en­de stehen die beiden Pyrenä­en-Etappen auf dem Programm. Zunächst geht es auf der 141 Kilome­ter langen Etappe von Cazères-sur-Garon­ne nach Louden­viel­le über zwei Berge der ersten sowie einen Anstieg der höchs­ten Katego­rie. Einen Tag später warten dann auf dem Teilstück von Pau nach Laruns weite­re fünf Bergwertungen.