BREMERHAVEN (dpa) — Bund und Länder feilschen seit Wochen über die Finan­zie­rung eines bundes­weit günsti­gen Nahver­kehrs-Tickets. Der Bund lehnt bisher Forde­run­gen der Länder nach generell mehr Geld ab.

Vor der Verkehrs­mi­nis­ter­kon­fe­renz an diesem Mittwoch erhöhen Verbän­de den Druck auf Bund und Länder, eine Nachfol­ge­lö­sung für das 9‑Euro-Ticket auf den Weg zu bringen. «Bund und Länder haben den Menschen ein Nachfol­ge­ti­cket verspro­chen und müssen ihr Verspre­chen jetzt endlich einlö­sen», forder­te der Geschäfts­füh­rer von Allianz pro Schie­ne, Dirk Flege. Die Verkehrs­mi­nis­te­rin­nen und ‑minis­ter der Länder kommen am Mittwoch und Donners­tag in Bremer­ha­ven zusam­men, um unter anderem über ein solches Anschluss­mo­dell zu beraten.

«Die Menschen wollen ein günsti­ges und bundes­weit gülti­ges Klima­ti­cket, das haben die drei Monate 9‑Euro-Ticket bewie­sen», sagte der Bundes­ge­schäfts­füh­rer der Deutschen Umwelt­hil­fe, Jürgen Resch. Es sei höchs­te Zeit, dass die Verkehrs­mi­nis­ter­kon­fe­renz und insbe­son­de­re Bundes­ver­kehrs­mi­nis­ter Volker Wissing (FDP) diesem Willen folgen. Resch forder­te ein Nachfol­ge-Ticket für 29 Euro. Für einen Fahrschein mit einem solchen Preis hatte sich zuvor auch die Umwelt­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on Green­peace ausgesprochen.

Die Eisen­bahn- und Verkehrs­ge­werk­schaft (EVG) fordert angesichts der mögli­chen Einfüh­rung eines bundes­wei­ten Nahver­kehrs­ti­ckets zusätz­li­ches Perso­nal und neue Züge. «Wenn das Ticket ab Januar starten soll, brauchen wir 1000 mehr Einstel­lun­gen als bisher geplant auf den Bahnstei­gen, in den Zügen, beim Reini­gungs­dienst und der DB-Sicher­heit», sagte EVG-Vizechef Martin Burkert dem Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND, Mittwoch). «Zudem braucht es für die erfolg­rei­che Umset­zung mehr Züge und eine Sanie­rung der beschä­dig­ten Züge.»

Finan­zie­rung weiter unklar

Noch ist unklar, ob und wann es ein Nachfol­ge­mo­dell gibt. Bund und Länder konnten sich bislang nicht über die Finan­zie­rung einigen. Auf einer Sonder-Verkehrs­mi­nis­ter­kon­fe­renz Mitte Septem­ber hatten die Länder beschlos­sen, erst über eine Nachfol­ge­re­ge­lung zu entschei­den, wenn der Bund mit einem Angebot auf ihre Forde­run­gen eingeht. Die Länder wollen eine struk­tu­rel­le Erhöhung der sogenann­ten Regio­na­li­sie­rungs­mit­tel um 1,5 Milli­ar­den Euro von diesem Jahr an. Zusätz­lich soll der Bund die Mittel 2022 und 2023 aufgrund der gestie­ge­nen Energie­prei­se jeweils um 1,65 Milli­ar­den Euro erhöhen.

Das millio­nen­fach gekauf­te 9‑Euro-Ticket hatte im Juni, Juli und August für je einen Monat bundes­weit Fahrten in Bus und Bahn ermög­licht. Die Ampel-Koali­ti­on im Bund hatte sich bereit erklärt, den Ländern für ein bundes­wei­tes Nahver­kehrs­ti­cket jährlich 1,5 Milli­ar­den Euro zusätz­lich zur Verfü­gung zu stellen, wenn die Länder mindes­tens den gleichen Betrag zur Verfü­gung stellen. Ziel sei ein Preis zwischen 49 und 69 Euro im Monat.

Am Rande der Minis­ter­kon­fe­renz wollen Verbän­de und Organi­sa­tio­nen am Mittwoch­vor­mit­tag unter anderem für ein Nachfol­ge­an­ge­bot für das 9‑Euro-Ticket demons­trie­ren. Gefor­dert wird zudem, dass die Planun­gen für einen Weiter­bau der Autobahn 20 einge­stellt werden.