TUTTLINGEN — Entlang der Donau könnte sich die Stadt neu entwi­ckeln, und bei archäo­lo­gi­schen Ausgra­bun­gen kommen die Vorfahrt der Tuttlin­ger und Möhrin­ger ans Tages­licht: Das neue Sanie­rungs­ge­biet „Sonnen­bu­ckel“ sowie die Ausgra­bungs­fel­der bei und in Möhrin­gen waren zwei Schwer­punkt­the­men bei der diesjäh­ri­gen Rundfahrt des Gemeinderates. 

Tradi­tio­nell gleich nach der Sommer­pau­se macht sich der Tuttlin­ger Gemein­de­rat auf den Weg: Als Einstieg in die neue Sitzungs­pe­ri­ode besuchen die Rät*innen gemein­sam mit der Verwal­tung aktuel­le Projek­te in der Stadt – wie schon im letzten Jahr auch an diesem Montag wieder per Fahrrad.

Gleich bei der ersten Stati­on im Stadt­gar­ten wurde deutlich, wie breit die Themen aufge­stellt sind: Zum neuen Sanie­rungs­ge­biet Sonnen­bu­ckel gehört ein Bereich, der vom Be-reich der Groß Bruck entlang der Donau bis zur Alten Fest-halle reicht. „Wir wollen hier eine städte­bau­li­che Vision für den Bereich rund um den Stadt­gar­ten und die Weimar­stra­ße erarbei­ten“, erklär­te Baude­zer­nent Flori­an Stein­bren­ner. „Vor allem die Zukunft der Donau und der Weimar­stra­ße genie­ßen Priori­tät“, so OB Micha­el Beck – gerade auch mit Blick auf die Frage der Mobilität.

Bei den neuen Märkten von Rewe und Aldi lobten die Räte das Konzept, auf den Super­märk­ten gleich­zei­tig auch 78 neue Wohnun­gen zu schaf­fen. Die Verkehrs­si­tua­ti­on müsse aller­dings noch verbes­sert werden. 

Den Bahnhof bezeich­ne­te Erster Bürger­meis­ter Emil Busch-le als „derzeit wichtigs­tes Zukunfts­pro­jekt in der Stadt“. Er ging dabei auch auf die künfti­ge Gestal­tung des Vorplat­zes ein – Bus- und Autover­kehr werden hier künftig vonein­an­der getrennt sein. 

In Gänsä­cker konnte die Radfah­rer­grup­pe einen Blick über die Schul­ter der Archäolog*innen werfen, die derzeit dort mit Notgra­bun­gen beschäf­tigt sind. Seit der Frühzeit war dieses Gebiet besie­delt, die Spuren reichen bis ins frühe Mittel­al­ter, und vor allem die Überres­te aus römischer Zeit fallen um-fangrei­cher aus als angenom­men. „Wir haben es hier mit einem wohlha­ben­den Gutsher­ren zu tun“, erklär­te Gertrud Kuhnle vom Landes­denk­mal­amt. Man gehe auch davon aus, dass die Anlage weitaus größer sei – aller­dings seien diese Gebäu­de­tei­le auf Grund­stü­cken, die nicht für Donau­Tech benötigt und folglich auch nicht aufge­gra­ben werden.

In Möhrin­gen radel­te die Gruppe über die neue Schaf­markt-brücke. Der relativ hohe Preis von über 400 000 Euro erklärt sich auch dadurch, dass Leitun­gen im Bett des Krähen­bachs verlegt und die Brücke mit Blick auf künfti­ge Hochwäs­ser stärker erhöht werden musste.

Im Gebiet „Hinter dem Kirch­le“ gab es einen zweiten Einblick in die Welt der Archäo­lo­gie: Hier wird gerade ein Fried­hof aus dem frühen Mittel­al­ter dokumen­tiert – ein Skelett wurde gerade minuti­ös freigelegt. 

Im Koppen­land warfen die Räte einen Blick auf die mittler-weile fertig­ge­stell­te Siedlung der Deutschen Reihen­haus, bevor als letztes Ziel das Alte Krema­to­ri­um auf dem Programm stand. Inter­es­sant hier: Der Bau wurde nicht frisch gestri­chen, vielmehr wurde der Origi­nal­putz aus dem Jahr 1927 restau­riert. Die charak­te­ris­ti­sche mattro­te Farbe entstand seiner­zeit, indem Ziegel­mehr unter den Putz gerührt wurde – ein histo­ri­sches Verfah­ren, dessen Ergeb­nis man jetzt wieder bewun­dern kann.