TUTTLINGEN — Das Amt für Familie, Kinder und Jugend im Landkreis Tuttlingen konnte im letzten Jahr 154 Mal Hilfe in Krisensituationen anbieten.
Beratung und konkrete Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Eltern – gerade in der Corona-Pandemie — bietet das Jugendamt. Dort gibt es den Allgemeinen Sozialen Dienst (kurz: ASD). „Der ASD ist in Familien immer dann zur Stelle, wenn es kriselt – auch in der Corona-Krise. Und natürlich auch danach“, sagt Christina Martin vom Amt für Familie, Kinder und Jugend Tuttlingen.
Von Schulproblemen über Konflikte in der Familie bis zur Sucht – vieles könne Kindern und Jugendlichen das Leben schwermachen oder sie sogar aus der Bahn werfen. „Die Corona-Pandemie hat in vielen Familien diese Probleme noch verschärft: Nicht raus können – keine Kita, keine Schule, keine Freunde treffen, kein Sport, keine Feste. Gerade dann, wenn sich das Leben in einer kleinen Wohnung abspielt, liegen die Nerven schon mal schnell blank“, so Martin.
Eltern hätten zudem häufig das Problem, den familiären Alltag in den Griff zu bekommen, z.B. regelmäßige Mahlzeiten, Stress in der Schule, zu hoher Medienkonsum, Streit und Konflikte, usw. Genau dann sei das Jugendamt gefragt: Der Allgemeine Soziale Dienst helfe den Familien dabei, den Alltag zu organisieren. „Praktische Unterstützung zu geben, das ist unser Job. Das Spektrum an Hilfe, welches der ASD dabei anbietet, ist breit: von der Erziehungsberatung über die Unterstützung in der Familie bis zum Vermitteln einer Pflegefamilie“, so Martin.
Eltern oder Kinder wendeten sich oft selbst an das Jugendamt. „Aber auch Menschen aus dem Umfeld meldeten sich, wenn sie sich Sorgen um ein Kind machen: Vor der Corona-Pandemie kamen Hinweise oft aus Kitas und Schulen. Jetzt sind es häufiger auch Nachbarn, die merken, wenn Hilfe vom Jugendamt gebraucht wird. Wenn das Wohl von Kindern gefährdet ist, dann ist das ein absolut ernstes Thema. Es ist wichtig, hier die Augen und Ohren für Nöte von Kindern und Jugendlichen im Alltag offenzuhalten“, so Martin.
Im vergangenen Jahr seien 154 Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung beim Amt für Familie, Kinder und Jugend Tuttlingen eingegangen – Fälle, die den Allgemeinen Sozialen Dienst auf den Plan gerufen haben. Rund 14% davon waren „ernste, oft akute Fälle“, berichtet Martin. Hier sei es beispielsweise um körperliche oder psychische Gewalt gegen Kinder gegangen. Ebenso komme es immer wieder vor, dass das Jugendamt Tuttlingen von vernachlässigten und verwahrlosten Kindern erfahre oder mit Delinquenz von Jugendlichen zu tun habe.
„Bei 30% Prozent der Hinweise, die uns erreicht haben, gab es zwar keine Kindeswohlgefährdung, allerdings war Hilfe und Unterstützung vom Jugendamt dringend notwendig. Da sind wir drangeblieben. Anders in den übrigen Fällen: Das war ‚falscher Alarm‘. Aber der ist uns allemal lieber, als wenn einmal zu wenig hingeschaut wird“, so Martin.
Im Fokus stehen beim Amt für Familie, Kinder und Jugend Tuttlingen immer die Kinder, die Jugendlichen und ebenso die Eltern: „Wenn es darum, dass das Wohl der Kinder gefährdet ist, dann ist der direkte Kontakt mit den Familien enorm wichtig – egal, ob es einen Lockdown gibt oder nicht“, sagt Martin. Das Jugendamt setze nämlich alles daran, Familien nicht alleine zu lassen.
Oft reiche es für den Schutz der Kinder bereits aus, den Eltern konkrete Hilfen anzubieten. „Denn das ist häufig schon der Schlüssel zum Erfolg. Wer die Eltern stärkt, schützt damit oft auch gleich die Kinder: starke Eltern, starke Kinder“, davon ist Martin überzeugt.
Wer Hilfe braucht, kann sich direkt an das Amt für Familie, Kinder und Jugend wenden – per Telefon (07461 9264112) oder per E‑Mail (jugendamt@landkreis-tuttlingen.de).