BAKU (dpa) — Spekta­kel in Baku. Sergio Perez gewinnt ein Formel-1-Rennen, in dem Teamge­fähr­te Max Verst­ap­pen lange führt. Sebas­ti­an Vettel fährt noch auf das Podest und freut sich über sein bestes Resul­tat für Aston Martin.

Mit der Trophäe für Platz zwei in der einen und einer großen Champa­gner-Flasche in der anderen Hand genoss Sebas­ti­an Vettel seine überra­schen­de Formel-1-Podiumsrückkehr.

«Ich bin jetzt wirklich auf Wolke sieben. Wir haben kein Podest erwar­tet, das macht es umso besser», sagte der vierma­li­ge Weltmeis­ter in Baku: «Ich hoffe, dass wir jetzt regel­mä­ßi­ger in die Punkte fahren.» Der 33-Jähri­ge aus Heppen­heim profi­tier­te als Zweiter in Aserbai­dschan auch von einem drama­ti­schen Crash des bis kurz vor dem Ende klar führen­den Max Verst­ap­pen und stürm­te spekta­ku­lär von Start­platz elf noch bis fast nach ganz vorne.

Vettel erstmals mit Aston Martin auf Podestplatz

Vettel («Es war ein verrück­tes Rennen») übertraf auf dem Stadt­kurs am Kaspi­schen Meer sein bisher bestes Saison­er­geb­nis als Fünfter von Monaco vor zwei Wochen deutlich, weil am Ende auch Titel­ver­tei­di­ger Lewis Hamil­ton im Merce­des ungestüm von der Strecke schoss und punkt­los blieb. «Ein hunds­mi­se­ra­beles Rennen von uns. Wahrschein­lich haben wir das Ergeb­nis so verdient», sagte Toto Wolff, der Motor­sport­chef der Silber­pfei­le, bei Sky. Der sieben­ma­li­ge Weltmeis­ter Hamil­ton wurde am Ende nur 15., Teamkol­le­ge Valtte­ri Bottas enttäusch­te als Zwölfter.

Den Sieg sicher­te sich Verst­ap­pens mexika­ni­scher Teamkol­le­ge Sergio Perez vor Vettel und dem Franzo­sen Pierre Gasly im Alpha Tauri. «Das Auto war großar­tig heute, danke!», funkte Vettel noch in seinem Wagen ans Team. Dieses erwar­te­te ihn mit Deutsch­land-Flagge im Ziel. «Wir hatten eine gute Geschwin­dig­keit, das war der Schlüs­sel», sagte Vettel bei Sky: «Ich bin zufrie­den nach dem beschei­de­nen Start ins Jahr und hoffe, wir können das Momen­tum jetzt mitneh­men.» Mit 28 Punkten ist er nun WM-Neunter.

Red Bull verpasst Doppel-Sieg

Red-Bull-Fahrer Verst­ap­pen sah lange wie der Gewin­ner aus, ehe er seinen dritten Triumph im sechs­ten Saison­ren­nen doch verfehl­te. In der 47. von 51 Runden platz­te ihm bei enorm hoher Geschwin­dig­keit plötz­lich der linke Hinter­rei­fen. «Das ist natür­lich frustrie­rend. Wir hatten alles unter Kontrol­le», sagte der 23-Jähri­ge: «Keine Ahnung, was da passiert ist.»

Red Bull verpass­te so auf schockie­ren­de Weise noch den ersten Doppel-Erfolg seit Oktober 2016 in Malay­sia. Immer­hin stieg der frustrier­te Verst­ap­pen nach einem harten Einschlag in der Strecken­be­gren­zung unver­letzt ohne Proble­me aus seinem Auto. Danach trat er enttäuscht gegen den Reifen und fasste sich an den Kopf.

Der Titel-Heraus­for­de­rer behielt immer­hin seine knappe Führung in der WM-Wertung und liegt weiter­hin vier Zähler vor Hamil­ton. Beim Neustart nach langer Unter­bre­chung riskier­te Dauer­sie­ger Hamil­ton nämlich zu viel, verpass­te die erste Kurve und kam als 15. ins Ziel. «Das ist schwer zu akzep­tie­ren. Das tut mir sehr leid für alle im Team, die so hart gearbei­tet haben», sagte Hamil­ton. Vettel indes holte sich sein bestes Resul­tat seit Mexiko im Oktober 2019 und wurde von den Fans zum «Fahrer des Tages» gewählt.

Auch in der Vergan­gen­heit war Vettel gut in Baku zurecht­ge­kom­men. Noch nie hatte er den Grand Prix schlech­ter als auf Rang vier beendet. Bei der letzten Austra­gung 2019 war er im Ferra­ri Zweiter gewor­den, ein Jahr zuvor stand er auf der Pole Positi­on. Neuling Mick Schuma­cher steuer­te seinen unter­le­ge­nen Haas-Rennwa­gen auf Platz 13.

Poleset­ter Charles Leclerc setzte sich einen Tag nach dem chaoti­schen Quali­fy­ing auch beim Start durch. Der Monegas­se hatte am Samstag von einem vorzei­ti­gen Abbruch profi­tiert und ließ Hamil­ton und Verst­ap­pen hinter sich. Schon in der dritten Runde nutzte Hamil­ton aber die lange Zielge­ra­de und überhol­te den Ferra­ri-Fahrer mühelos.

Während Verst­ap­pen in der siebten Runde an Leclerc vorbei­kam und sich auf die Jagd nach Hamil­ton machte, arbei­te­te sich Vettel mit Geschick und guter Strate­gie nach vorn. Erstmals seit dem Grand Prix 2019 in Brasi­li­en führte er sogar für einige Runden vor allem wegen der frühe­ren Boxen­stopps der Spitzenfahrer.

Nach Vettels Reifen­wech­sel übernahm Verst­ap­pen die Führung und hielt Hamil­ton in der Folge auf Abstand, weil Perez als Prell­bock zwischen den Rivalen lag. Mit aller Gewalt versuch­te Hamil­ton mit Perez mitzu­hal­ten. Doch das gelang nicht.

Spätes Safety Car

Nachdem Vettels Teamkol­le­gen Lance Stroll bei hoher Geschwin­dig­keit genau wie Verst­ap­pen der linke Hinter­rei­fen platz­te und er in die Strecken­be­gren­zung einschlug, musste das Safety Car auf die Strecke. Verst­ap­pen blieb auch nach dem Neustart klar vor Hamil­ton, dahin­ter überhol­te Vettel erst Leclerc und dann auch noch Gasly. Anschlie­ßend sah alles nach einem ruhigen Rennen­de aus — bis Verst­ap­pen in der Mauer einschlug.

Für mehr als 40 Minuten war das Rennen danach unter­bro­chen. Dann ging es für zwei Runden noch einmal los. Und Hamil­ton verspiel­te die Chance auf die Rückerobe­rung der WM-Führung, während für Perez und Vettel der Tag endgül­tig perfekt war.

Von Thomas Wolfer und Chris­ti­an Hollmann, dpa