BERLIN (dpa) — Das Corona­vi­rus schwappt in einer dritten Welle über Europa. Während Deutsch­land die Zügel enger fasst, wagen sich andere Länder langsam aus der Deckung.

Im Kampf gegen die Corona-Pande­mie haben die EU-Staaten unter­schied­li­che Heran­ge­hens­wei­sen. Trotz teilwei­se hoher Inziden­zen hoffen viele europäi­sche Staaten weiter­hin auf viele Urlau­ber und ein paar gute Wochen für die Tourismusbranche.

Regeln zur Einrei­se beschlie­ßen die Länder selbst, oftmals werden dabei Quaran­tä­ne­re­geln und Corona-Tests angeord­net. Künftig sollen die aktuell recht unter­schied­li­chen Einrei­se­re­ge­lun­gen ein Stück weit verein­heit­licht werden. Das Europa­par­la­ment plant daher etwa ein Ende der Quaran­tä­ne bei Reisen mit Impfzer­ti­fi­kat inner­halb der Europäi­schen Union.

Sobald das gemein­sa­me Zerti­fi­kat einge­führt ist, soll es den Abgeord­ne­ten zufol­ge keine zusätz­li­chen Reise­be­schrän­kun­gen durch Mitglied­staa­ten geben, wie am Donners­tag in Brüssel bekannt­ge­ge­ben wurde. EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen sprach auf Twitter von einem wichti­gen Schritt hin zu freiem und siche­rem Reisen in diesem Sommer. Ob das Parla­ment mit seiner Forde­rung durch­kom­men wird, ist ungewiss.

Die Situa­ti­on in einigen europäi­schen Ländern im Überblick:

BELGIEN

In den vergan­ge­nen Wochen galten in Belgi­en verschärf­te Regeln. Seit Montag haben Geschäf­te wieder ohne Termin­ver­ga­be geöff­net, Friseu­re dürfen wieder arbei­ten. Im Freien dürfen sich zehn Perso­nen mit Maske treffen. Ab dem 8. Mai dürfen Restau­rants und Bars nach monate­lan­ger Zwangs­pau­se wieder ihre Außen­be­rei­che öffnen. Auch die nächt­li­che Ausgangs­sper­re fällt dann weg. Die Zahl der Neuin­fek­tio­nen hat sich zuletzt bei mehr als 400 pro 100.000 Einwoh­ner am Tag einge­pen­delt. Fast jeder dritte Erwach­se­ne wurde bislang zumin­dest einmal geimpft. Die Einrei­se ist nur mit ausge­füll­tem Formu­lar und negati­vem PCR-Test erlaubt. Nach Einrei­se müssen Menschen mindes­tens für sieben Tage in Quaran­tä­ne, am siebten Tag ist ein Test Pflicht. Wer mit Auto, Bus oder Bahn einreist und weniger als 48 Stunden bleibt, ist von PCR-Test- und Quaran­tä­ne­pflicht ausgenommen.

DÄNEMARK

Die Geschäf­te haben längst wieder geöff­net und die Straßen sind voller Menschen. Cafés, Restau­rants und Bars dürfen seit einer Woche wieder Kunden bedie­nen — im Inneren aller­dings nur, wenn die Gäste per App einen negati­ven Corona-Test, eine Impfung oder eine überstan­de­ne Infek­ti­on nachwei­sen können. Dabei fällt auf: Die dänischen Neuin­fek­ti­ons­zah­len sind stabil niedrig geblie­ben, liegen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 seit langem unver­än­dert unter den deutschen Werten. Dänemark verzich­tet als einzi­ges EU-Land auf den Einsatz des Impfstoffs von Astra­ze­ne­ca. Trotz­dem sind knapp 22 Prozent der Gesamt­be­völ­ke­rung mindes­tens einmal geimpft. Vollstän­dig geimpf­te Touris­ten aus Deutsch­land könnten bald ohne Test- und Quaran­tä­ne­an­for­de­run­gen einrei­sen, eine endgül­ti­ge Entschei­dung steht dazu aber noch aus.

FRANKREICH

Sofern es die Lage zulässt, sollen Anfang Mai die Bewegungs­ein­schrän­kun­gen aufge­ho­ben werden. Aktuell dürfen sich die Menschen nur mit trifti­gem Grund mehr als zehn Kilome­ter von ihrer Wohnung entfer­nen. Außer­dem könnten Außen­be­rei­che von Restau­rants und bestimm­te Kultur­ein­rich­tun­gen wieder öffnen. Auch über eine Locke­rung der abend­li­chen Ausgangs­sper­re, die aktuell um 19.00 Uhr beginnt, wird gespro­chen. Die Corona-Lage ist aller­dings weiter angespannt. Zuletzt gab es rund 300 Neuin­fek­tio­nen pro 100.000 Einwoh­ner binnen sieben Tagen. Rund ein Fünftel der Bevöl­ke­rung wurde mindes­tens einmal geimpft. Bei der Einrei­se aus der EU muss ein negati­ver PCR-Test vorge­legt und per Ehren­er­klä­rung bestä­tigt werden, dass keine Covid-Sympto­me vorliegen.

GROßBRI­TAN­NI­EN

In Großbri­tan­ni­en hat sich die Corona-Lage dank eines langen, konse­quen­ten Lockdowns und der weit fortge­schrit­te­nen Impfkam­pa­gne mittler­wei­le deutlich entspannt. Mehr als die Hälfte der Bevöl­ke­rung ist bereits einmal geimpft, ein Viertel sogar vollstän­dig. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei rund 25 Fällen pro 100.000 Einwoh­ner in sieben Tagen. Pubs und Restau­rants dürfen in England und Wales draußen wieder Gäste empfan­gen, in Schott­land sogar bis abends auch drinnen. Geschäf­te, Fitness­stu­di­os und Zoos sind weitge­hend wieder geöff­net. Treffen in Innen­räu­men und Reisen ins Ausland bleiben aller­dings noch bis mindes­tens Mitte Mai verbo­ten. Einrei­sen­de aus Deutsch­land müssen sich für zehn Tage privat in Quaran­tä­ne begeben und außer­dem ein teures Testpa­ket für mehre­re hundert Pfund buchen, um an Tag zwei und acht nach der Einrei­se einen PCR-Test zu machen.

ITALIEN

Itali­en befin­det sich seit kurzem auf einem schritt­wei­sen Locke­rungs­kurs. Wo die Corona-Zahlen moderat sind, dürfen Restau­rants und Bars auch abends im Außen­be­reich an Tischen servie­ren. Ab 22.00 Uhr gilt ein Ausgangs­ver­bot. Museen und Kinos in den sogenann­ten Gelben Zonen haben bereits geöff­net. Ab 1. Juni sollen die Menschen in Lokalen wieder drinnen sitzen dürfen. Itali­en peilt den 2. Juni für den Start der Sommer­sai­son an. Bislang können Touris­ten zwar anrei­sen, das machen aber nur wenige. Flüge sind noch stark reduziert, viele Hotels aber zu. Bisher gilt eine mehrfa­che Testpflicht — mit PCR-Test oder einem Antigen-Schnell­test — vor und nach der Einrei­se sowie eine meist fünftä­gi­ge Quaran­tä­ne. Wie genau die Regelun­gen für Einrei­sen­de im Juni ausse­hen werden, ist noch nicht bekannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei etwa 160. Mehr als 22 Prozent der Bevöl­ke­rung sind mindes­tens einmal gegen das Corona­vi­rus geimpft.

MALTA

Der Insel­staat will ab dem 1. Juni für den inter­na­tio­na­len Touris­mus öffnen. Schon ab dem 10. Mai dürfen Restau­rants wieder Besucher willkom­men heißen und bis 17.00 Uhr an Tischen bedie­nen. Das Beson­de­re: Mehr als 40 Prozent der Gesamt­be­völ­ke­rung haben bislang zumin­dest eine Impfung bekom­men. Einrei­sen­de aus Deutsch­land müssen in Malta aktuell nach Angaben des Auswär­ti­gen Amtes einen negati­ven PCR-Test vorwei­sen, der nicht älter als 72 Stunden sein soll. Wie genau die Vorschrif­ten im Juni sein werden, auch für Geimpf­te, ist noch nicht voll bekannt.

NIEDERLANDE

Die Nieder­lan­de haben am Mittwoch trotz anhal­tend hoher Corona-Zahlen die ersten Maßnah­men seit dem stren­gen Lockdown von Mitte Dezem­ber gelockert. Die abend­li­che Ausgangs­sper­re ist abgeschafft, Geschäf­te dürfen wieder Kunden ohne Termin empfan­gen und Gaststät­ten im Außen­be­reich unter Aufla­gen wieder Gäste bedie­nen — zumin­dest von 12.00 bis 18.00 Uhr. Zuhau­se dürfen die Menschen wieder zwei statt bisher einen Besucher am Tag treffen. Verbo­ten bleiben alle Veran­stal­tun­gen mit Publi­kum wie etwa Museen, Kinos und Theater. Schüler und Studen­ten haben zumin­dest an einem Tag in der Woche Präsenz­un­ter­richt. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 317. Rund 30 Prozent der Bevöl­ke­rung wurde mindes­tens einmal geimpft. Von Einrei­sen wird derzeit noch dringend abgera­ten. Touris­ten brauchen bei der Rückkehr einen negati­ven Corona-Test und müssen in manchen Bundes­län­dern auch in Quaran­tä­ne. Für Geimpf­te gibt es bislang keine Vorteile.

ÖSTERREICH

Ab 19. Mai dürfen die Gastro­no­mie, Hotels, Bühnen und Sport­ein­rich­tun­gen wieder die Pforten öffnen. Dabei setzt die Regie­rung auf Zutrittstests als Schutz­maß­nah­me. Veran­stal­tun­gen sind draußen auf 3000 und drinnen auf 1500 Perso­nen beschränkt. In und rund um Wien gilt derzeit ein noch stren­ge­rer Lockdown, daher sind die meisten Geschäf­te bis Sonntag noch geschlos­sen. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank landes­weit zuletzt auf 168. Rund 28 Prozent der Einwoh­ner ab 16 Jahren haben mindes­tens eine Impfdo­sis erhal­ten. Die Quaran­tä­ne­pflicht gilt ab 19. Mai nur für Reisen­de aus Hochri­si­ko­ge­bie­ten gemäß der EU-Gesund­heits­be­hör­de ECDC. Touris­ten aus Deutsch­land brauchen nur mehr negati­ve Tests, Impfun­gen oder Genesungsnachweise.

POLEN

Schritt­wei­se Öffnun­gen sind geplant. Zuerst sollen etwa Einkaufs­zen­tren und Museen unter Hygie­ne­auf­la­gen wieder öffnen dürfen. Vom 8. Mai an dürfen Hotels Gäste bis zu einer Auslas­tung von 50 Prozent beher­ber­gen. Die Außen­gas­tro­no­mie soll ab dem 15. Mai starten. Ab dem 29. Mai soll der Restau­rant­be­trieb in Innen­räu­men mit halber Auslas­tung möglich sein. Das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um melde­te am Mittwoch 8895 regis­trier­te Neuin­fek­tio­nen und 636 Todes­fäl­le inner­halb von 24 Stunden, eine Sieben-Tage-Inzidenz wird in Polen nicht berech­net. Etwa 10,7 Millio­nen Menschen — das entspricht 28,2 Prozent der Bevöl­ke­rung — sind mindes­tens einmal geimpft. Reisen­de aus EU-Ländern müssen sich für zehn Tage in Quaran­tä­ne begeben. Das gilt jedoch nicht für vollstän­dig Geimpf­te und für Perso­nen, die einen negati­ven PCR- oder Antigen­test vorwei­sen können, der nicht älter als 48 Stunden ist.

SCHWEIZ

Bereits seit Anfang März haben Läden, Museen und Biblio­the­ken trotz steigen­der Infek­ti­ons­zah­len wieder geöff­net. Seit 19. April sind auch Restau­rant­ter­ras­sen, Kinos, Theater und Fitness­zen­tren wieder in Betrieb. Auch Open-Air-Konzer­te und Fußball­spie­le dürfen wieder statt­fin­den. Dabei gelten Hygie­ne­re­geln wie etwa eine Begren­zung der Anzahl von Anwesen­den oder die Masken­pflicht. Seit Ostern — vier Wochen nach der Öffnung von Läden und Museen — ist der Anstieg der Corona-Zahlen nur noch sehr gering. Anders als in anderen Ländern wird in der Schweiz eine 14-Tage-Inzidenz berech­net. Laut Bundes­amt für Gesund­heit lag sie am Mittwoch bei 315 Neuan­ste­ckun­gen pro 100 000 Einwoh­ner. Nach jüngs­ten Zahlen waren knapp zehn Prozent der Bevöl­ke­rung vollstän­dig geimpft. Wer mit dem Flugzeug ankommt, muss grund­sätz­lich einen negati­ven Test vorwei­sen. Außer aus Sachsen und Thürin­gen können Deutsche auf dem Landweg problem­los einreisen.

SLOWAKEI

Vor einein­halb Wochen haben die Geschäf­te unter Einhal­tung stren­ger Hygie­ne- und Abstands­re­geln wieder geöff­net. Gastro­no­mie­be­trie­be dürfen seit Montag wieder in ihren Außen­be­rei­chen Speisen und Geträn­ke servie­ren. Bei profes­sio­nel­len Sport­ver­an­stal­tun­gen sind seit Diens­tag auch wieder Zuschau­er erlaubt. Die Zahl der Neuan­ste­ckun­gen ist rückläu­fig und gemes­sen an der Einwoh­ner­zahl inzwi­schen auch deutlich unter den Zahlen für Deutsch­land. Bis Mittwoch wurden nach offizi­el­len Angaben rund 20 Prozent der Bevöl­ke­rung mindes­tens einmal geimpft. Ungeimpf­te Touris­ten müssen nach vorhe­ri­ger Inter­net-Regis­trie­rung eine 14-tägige Quaran­tä­ne antre­ten, von der ein «Freites­ten» nach frühes­tens acht Tagen möglich ist. Geimpf­te dürfen sich diese Zeit verkür­zen, indem sie sich sofort nach der Einrei­se einem PCR-Test unterziehen.

SPANIEN

Die Lage in Spani­en ist relativ stabil, die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch bei 108. Bisher hat 23 Prozent der Bevöl­ke­rung mindes­tens eine Impfung erhal­ten. Am 9. Mai endet der Corona-Notstand und soll wegen der guten Entwick­lung nicht verlän­gert werden. Damit entfällt die Grund­la­ge für die meisten Maßnah­men wie Reise­be­schrän­kun­gen, nächt­li­che Ausgangs­sper­ren, Obergren­zen bei Versamm­lun­gen und Schlie­ßung von Gaststät­ten. Wie es danach weiter­ge­hen soll, ist noch nicht klar. Alle Hoffnun­gen des extrem vom Touris­mus abhän­gi­gen Landes für eine wieder norma­le Sommer­sai­son richten sich auf den digita­len Impfpass.

TSCHECHIEN

Noch vor kurzem galt das Land als Corona-Hotspot Europas. Doch die Infek­ti­ons­la­ge hat sich deutlich gebes­sert. Inner­halb von sieben Tagen steck­ten sich nach aktuel­len Zahlen noch rund 150 Menschen je 100 000 Einwoh­ner an. Mit Locke­run­gen war die Regie­rung bisher vorsich­tig. Schon bald könnten alle Geschäf­te öffnen, eine Entschei­dung darüber steht aber noch aus. Mehr als 18 Prozent der Gesamt­be­völ­ke­rung haben bislang mindes­tens eine Corona-Impfung bekom­men. Die Einrei­se nach Tsche­chi­en ist weiter­hin nur mit trifti­gem Grund möglich.