BERLIN (dpa) — Impfmü­dig­keit und steigen­de Corona-Anste­ckungs­zah­len sind keine gute Kombi­na­ti­on. Die Quittung könnte es mit Verzö­ge­rung geben: auf den Krankenstationen.

Die vierte Welle in der Corona-Pande­mie nimmt nach Angaben des Robert Koch-Insti­tuts vor allem durch Anste­ckun­gen unter jungen Erwach­se­nen weiter an Fahrt auf. Außer­dem breite sie sich auch zuneh­mend in den mittle­ren Alters­grup­pen aus, heißt es im jüngs­ten RKI-Wochenbericht.

Ins Kranken­haus kommen dann in der Regel vor allem die Ungeimpf­ten. Die Dynamik beim Impfen scheint ohnehin vorbei. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Anste­ckun­gen unter den 15- bis 34-Jähri­gen lag am Donners­tag bei 115 pro 100.000 Einwoh­nern. Das ist fast doppelt so hoch wie der bundes­wei­te Vergleichs­wert 66 in der Gesamt­be­völ­ke­rung. Aller­dings gibt es starke regio­na­le Unter­schie­de: Die Werte schwank­ten am Donners­tag zwischen 122 Fällen pro 100.000 Einwoh­nern in Nordrhein-Westfa­len und 15,5 in Sachsen-Anhalt.

Die Älteren und Hochbe­tag­ten mit dem höchs­ten Risiko für schwe­re Covid-19-Verläu­fe sind größten­teils schon geimpft und geschützt. In der Gruppe ab 60 Jahren steigen die Inziden­zen binnen einer Woche im Moment bundes­weit nicht mehr über 17 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Ein Grund für den Aufwärts­trend bei Anste­ckun­gen unter den Jünge­ren könnte auch die abneh­men­de Impfbe­reit­schaft unter Nicht­ge­impf­ten sein. So stieg der Anteil immuni­sier­ter Bundes­bür­ger im Vergleich zur Vorwo­che nur noch langsam. Mit Daten­stand vom 25. August waren fast 65 Prozent mindes­tens einmal und fast 60 Prozent vollstän­dig geimpft. Eine Woche vorher lagen diese Quoten bei rund 64 Prozent bei den Erst- und 58 Prozent bei den Zweitimpfungen.

Die Positiv­ra­te unter rund 680 .00 PCR-Tests in der 33. Kalen­der­wo­che ab Mitte August stieg deutlich an: Mit fast 8 Prozent (7,88) lag sie rund fünf Mal höher als noch vor einem Monat (1,63 Prozent). Das ist ein Signal für Dynamik in der Pande­mie. Ein Viertel der neu Infizier­ten hat sich wahrschein­lich im Urlaub im Ausland angesteckt, im Moment zumeist in der Türkei.

Die vermehr­ten Infek­tio­nen bei den Jünge­ren machen sich nach der RKI-Analy­se auch beim Blick auf die Klinik­da­ten bemerk­bar. Waren zu Jahres­be­ginn die Kranken­haus­pa­ti­en­ten mit Covid-19 im Schnitt 77 Jahre alt, liegt das Alters­mit­tel seit Mitte August um die 46 bis 48 Jahre. Der zuletzt allge­mein abneh­men­de Trend in Klini­ken setzt sich laut RKI nicht fort. Die Zahl der Covid-Patien­ten befin­de sich zwar noch auf niedri­gem Niveau, steige jedoch sicht­bar an — vor allem bei den 35- bis 59-Jähri­gen. Die große Mehrzahl der Covid-Patien­ten in Kranken­häu­sern ist nicht geimpft. Impfdurch­brü­che seien sehr selten, heißt es im Bericht.

Die Verbrei­tung des Virus wird weiter durch die Varian­te Delta bestimmt, die zu 99 Prozent der Anste­ckun­gen beiträgt. Eine Subli­nie dieses Typs (AY.3) wird zur Zeit vor allem in Nordame­ri­ka gefun­den. Dort gibt es Mutma­ßun­gen, ob sie anste­cken­der sein könnte als Delta selbst. In Deutsch­land spielt diese Subli­nie nach RKI-Angaben noch keine beson­de­re Rolle. Bislang müsse davon ausge­gan­gen werden, dass Subli­ni­en die gleichen besorg­nis­er­re­gen­den Eigen­schaf­ten besäßen wie die Varian­ten, von denen sie abstammten.