WÜRZBURG/MÜNCHEN (dpa/lby) — Wie geht es weiter mit Corona? Was erwar­tet uns im Winter? Die Virolo­gin Ulrike Protzer aus München rät zur Maske — auch aus Solida­ri­tät. Der Würzbur­ger Exper­te Lars Dölken gibt Entwar­nung beim Blick auf neue Varianten.

Der Würzbur­ger Virolo­ge Lars Dölken glaubt nicht, dass sich noch einmal Corona-Varian­ten entwi­ckeln, von denen große Gefah­ren ausge­hen. «Ich halte eine «Killer­va­ri­an­te» für ziemlich unwahr­schein­lich. Natür­lich könnte diesen Winter noch mal eine etwas gefähr­li­che­re Varian­te aufkom­men. Wir haben aber nach den beiden Omikron-Wellen eine viel größe­re Immuni­tät in der Bevöl­ke­rung. Blickt man weiter in die Zukunft, dann ist es wahrschein­li­cher, dass harmlo­se­re Varian­ten entste­hen und mit zuneh­men­der Immuni­tät der Bevöl­ke­rung das Problem kleiner wird», sagte der Leiter des Insti­tuts für Virolo­gie und Immun­bio­lo­gie an der Uni Würzburg in einem Inter­view mit der «Main-Post» (Samstag).

Im Frühjahr hatte Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) davor gewarnt, dass sich eine Varian­te entwi­ckeln könne, die so hoch anste­ckend wie Omikron und so tödlich wie Delta sei. «Das wäre eine absolu­te Killer­va­ri­an­te», hatte er damals erklärt.

Die Münch­ner Virolo­gin Ulrike Protzer hat derweil dafür gewor­ben, in Innen­räu­men eine Maske zu tragen. Protzer sprach von einem Akt der Solida­ri­tät. Gerade dann, wenn es in Innen­räu­men enger werde, könne man Ältere und gefähr­de­te Menschen mit dem Tragen einer Maske vor einer Infek­ti­on schüt­zen, sagte sie im Bayeri­schen Rundfunk: «Wenn ich im Super­markt einkau­fen gehe, wo eben auch die 84-jähri­ge Nachba­rin einkau­fen muss, dann sollte ich eine Maske tragen.»

Die ersten Grippe­fäl­le würden in diesem Jahr schon ungewöhn­lich früh zirku­lie­ren, sagte die Exper­tin der TU München und des Helmholtz Zentrums München. Grippe- und Corona-Welle würden in diesem Herbst und Winter paral­lel verlau­fen. Beide Krank­hei­ten seien ernst zu nehmen — und seien auf ein Niveau zu setzen.

Dölken sagte in dem Zeitungs­in­ter­view weiter: Im Sinne einer alles überschat­ten­den Bedro­hung «ist die Corona-Pande­mie sicher­lich vorbei und das Risiko erneu­ter Lockdowns ist weltweit massiv gesunken».

Jedoch: «Wir haben jetzt leider neben dem Influ­en­za­vi­rus ein zweites Virus, das jeden Einzel­nen von uns bei zwischen­mensch­li­chen Kontak­ten bedroht, da es relativ schwe­re Erkran­kun­gen verur­sa­chen kann.» Zudem sei das Risiko für Folge­schä­den wie Long-Covid noch schlecht einschätz­bar. «Damit ist die Situa­ti­on für den Einzel­nen nicht unbedingt leich­ter geworden.»