Seit vielen Wochen herrscht Lockdown, doch die Corona-Zahlen sinken nur langsam. Wissen­schaft­ler warnen vor der neuen anste­cken­de­ren Virus-Mutati­on. Sie sehen aber auch eine andere Gefahr.

Die Münch­ner Virolo­gin Ulrike Protzer sieht in der Nachläs­sig­keit der Menschen während der Corona-Pande­mie eine größe­re Gefahr als in der neuen Virus-Variante.

Dies erklä­re auch die trotz Lockdowns nur langsam sinken­den Infek­ti­ons­zah­len, erläu­ter­te die Direk­to­rin des Insti­tuts für Virolo­gie am Helmholtz Zentrum München und an der Techni­schen Univer­si­tät München der Deutschen Presse-Agentur.

«Die neue Varian­te birgt ein erhöh­tes Risiko, sich im Eins-zu-eins-Kontakt anzuste­cken. Aber: Der Eins-zu-eins-Kontakt muss überhaupt erst mal passie­ren. Und er muss so passie­ren, dass der Abstand nicht ausrei­chend gewahrt wird oder dass Masken nicht getra­gen werden. Nur dann kann es da auch wirklich zu einer Übertra­gung kommen.» Dann aller­dings schei­ne das Anste­ckungs­ri­si­ko mit der neuen Varian­te größer zu sein.

Wichtig sei es etwa, die Maske in entspre­chen­den Situa­tio­nen aufzu­be­hal­ten und nicht zwischen­durch abzuset­zen. Dass ein wirksa­mer Schutz möglich sei, zeigten Erfah­run­gen im Klini­kum. Dort hätten sich Mitar­bei­ter am seltens­ten in dem Bereich angesteckt, in dem Corona-Patien­ten behan­delt wurden.

Angesichts weiter­hin hoher Infek­ti­ons­zah­len sehe sie derzeit keine Chance auf ein Ende des Lockdowns, sagte Protzer. «Solan­ge die Zahlen so hoch sind, sollte man jeden Risiko­kon­takt vermei­den.» Es sei sinnvoll, Gastro­no­mie und nicht zwingend erfor­der­li­che Läden vorerst noch geschlos­sen zu halten.

Einer großen Studie in den USA zufol­ge habe das größte Anste­ckungs­ri­si­ko in Restau­rants bestan­den. Der zweit­größ­te Risiko­fak­tor seien demnach Geschäf­te gewesen, aller­dings habe damals keine Masken­pflicht gegol­ten. «Das Risiko ist sicher gerin­ger, wenn man konse­quent Maske trägt — was im Restau­rant schlicht nicht vorstell­bar ist.» Waren vorzu­be­stel­len und abzuho­len, sei in der Krise eine gute Möglich­keit mit sehr gerin­gem Risiko.