Jahrzehn­te­lang nahmen Vogel­kund­ler auf der Schwä­bi­schen Alb auch die Insek­ten ins Visier — sie fingen sie, zählten und dokumen­tier­ten. Nun schla­gen die Ornitho­lo­gen Alarm: Die Zahl der winzi­gen Fliegen sei drama­tisch gesun­ken, die Folgen würden unterschätzt.

«Durch unsere Unter­su­chun­gen am Rande­cker Maar, die 20 Jahre früher began­nen, wird dieses erschre­cken­de Ergeb­nis nicht nur bestä­tigt, sondern leider weit übertrof­fen», schrei­ben Gatter und seine Kolle­gen in einer wissen­schaft­li­chen Erfas­sung, die vor kurzem in der «Entomo­lo­gi­schen Zeitschrift» veröf­fent­licht wurde und am Donners­tag (11.30 Uhr) in Stutt­gart vorge­stellt werden soll. Während die Krefel­der Studie aller­dings die Biomas­se analy­siert, geht es in Gatters Studie um Zählungen.

«In der Studie, in der wir uns vor allem mit Schweb­flie­gen befas­sen, zeigen unsere Ergeb­nis­se einen massi­ven Rückgang dieser migrie­ren­den Insek­ten auf», heißt es unter anderem. «Es ist heute kaum mehr vorstell­bar, in welcher Häufig­keit in den 1970er und 1980er Jahren Schweb­flie­gen vorge­kom­men sind.» Von einem ähnli­chen Rückgang seien die Waffen­flie­gen und Schlupf­wes­pen betrof­fen. Das Ergeb­nis der Studie spiege­le keines­wegs nur die Insek­ten­welt rund um das Rande­cker Maar wieder, sondern sei ein großräu­mi­ges Phänomen.

Lars Krogmann, Entomo­lo­ge vom Natur­kun­de­mu­se­um in Stutt­gart, warnte davor, die Folgen dieses Sterbens zu unter­schät­zen: «Je mehr Arten verschwin­den, desto mehr gerät das Ökosys­tem aus den Fugen. Diese Bedro­hung ist allge­gen­wär­tig, sie ist perma­nent, und sie geht weiter zurück, als wir uns bewusst sein mögen.»

Das Rande­cker Maar ist ein ehema­li­ger Vulkan­schlot der Schwä­bi­schen Alb und gehört zur Gemein­de Bissin­gen (Kreis Esslin­gen). An seiner Einrich­tung zur Langzeit­be­ob­ach­tung des Vogel- und Insek­ten­zu­ges dokumen­tiert Gatter die alljähr­lich nach Süden fliegen­den Vögel und seit 1972 auch den herbst­li­chen Zug der Schmet­ter­lin­ge und Schwebfliegen.