BERLIN (dpa) — Im Kampf gegen Corona sollen möglichst viele für Impfun­gen gewon­nen werden — und Termi­ne sind nicht mehr so knapp. Um es manchen leich­ter zu machen, sind auch ungewöhn­li­che Aktio­nen geplant.

Angesichts teils nachlas­sen­den Andrangs bei den Corona-Impfun­gen in Deutsch­land berei­ten mehre­re Bundes­län­der neue, einfa­che­re Angebo­te für bisher Unent­schlos­se­ne vor. Angedacht sind Aktio­nen unter anderem auf Parkplät­zen, bei Veran­stal­tun­gen, in Bürger­häu­sern, Kirchen und Moscheen oder in Jobcen­tern, wie es von zustän­di­gen Minis­te­ri­en hieß. Ziel sind zusätz­li­che unkom­pli­zier­te Impf-Gelegen­hei­ten ohne größe­res Kümmern um Termi­ne in Praxen und Impfzen­tren — auch dort sind nach monate­lan­gen Warte­zei­ten jetzt aber häufig leich­ter Termi­ne zu bekom­men, wie mehre­re Länder betonen.

Ansturm geht zurück

Der SPD-Gesund­heits­exper­te Karl Lauter­bach forder­te kreati­ve Lösun­gen. «Wo die jungen Leute sind, da muss es möglich sein, dass die sich impfen lassen können, mit mobilen Impfteams, ohne jeden Aufwand», sagte er am Donners­tag­abend in der ZDF-Sendung «Maybrit Illner». Lauter­bach nannte etwa Shisha-Bars und Ausgeh­mei­len. Die Präsi­den­tin des Sozial­ver­ban­des VdK, Verena Bente­le, schlug im Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land (RND) vor, mobile Impfstel­len in Super­märk­ten und Fußgän­ger­zo­nen einzurichten.

Bundes­weit ist der Ansturm auf Impfun­gen etwas zurück­ge­gan­gen. Teils verwei­sen Behör­den auf die begon­ne­ne Urlaubs­zeit oder dass sich viele Entschlos­se­ne inzwi­schen schon impfen ließen. Ein Überblick über einige Ideen zum Ankur­beln der Impfun­gen vor Ort.

Lenz fordert «Paradig­men­wech­sel»

In BRANDENBURG will das Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um nach dem Ende der Sommer­fe­ri­en eine weite­re Impf-Kampa­gne starten, die sich erstmals an jünge­re Leute richten soll. «Wir wollen einen Paradig­men­wech­sel: Der Impfstoff soll zu den Menschen kommen, nicht wie bislang die Menschen zum Impfstoff», sagte Minis­te­ri­ums­spre­cher Dominik Lenz der Deutschen Presse-Agentur. Ziel seien unkom­pli­zier­te Angebo­te: «Impfen auf Parkplät­zen, am Strand und auf Festi­vals, ohne Termin», sagte Lenz zu den derzei­ti­gen Überle­gun­gen. Man sei mit den Kommu­nen im Gespräch.

In HAMBURG sollen mobile Teams zu mehre­ren Aktio­nen ausrü­cken, wie ein Sprecher der Gesund­heits­be­hör­de der dpa sagte. Geplant sind ab Ende Juli Impf-Angebo­te für bis zu 40.000 Sozial­leis­tungs­be­zie­her — Termi­ne sollen wie übliche Beratungs­ter­mi­ne direkt mit dem Jobcen­ter gemacht werden können, die Impfun­gen laufen dann auch wohnort­nah am gewohn­ten Jobcen­ter-Stand­ort. Geplant seien paral­lel Impfan­ge­bo­te in Bürger­häu­sern und in weite­ren Schrit­ten in Eltern­schu­len, Kirchen oder Moscheen. Ziel sei, durch­aus impfbe­rei­te Menschen zu errei­chen, die bisher aber nicht selbst für Termi­ne initia­tiv gewor­den sind.

Würdi­ger Rahmen

Vollkom­men «sponta­ne» Impfak­tio­nen wie auf Markt­plät­zen würden in Hamburg derzeit nicht geplant, erläu­ter­te der Sprecher. «Bei unseren Angebo­ten soll ein würdi­ger Rahmen bestehen und eine angemes­se­ne Anamne­se, Aufklä­rung und Dokumen­ta­ti­on erfol­gen – insbe­son­de­re auch, um die Durch­füh­rung der Zweit­imp­fung sicher­zu­stel­len.» Auch Prämi­en fürs Impfen-Lassen seien derzeit nicht vorgesehen.

In RHEINLAND-PFALZ wird der Einsatz von Impfbus­sen erwogen, damit man sich ohne Regis­trie­rung etwa auf Markt­plät­zen oder in Einkaufs­stra­ßen impfen lassen kann. Diese Idee werde zurzeit noch geprüft, sagte Gesund­heits­mi­nis­ter Clemens Hoch (SPD). Zudem werde mit der Bundes­agen­tur für Arbeit und den Tafeln geschaut, welche Aktio­nen in deren Umfeld möglich seien. Voraus­sicht­lich von kommen­der Woche an soll man sich auch ein Impfzen­trum aussu­chen dürfen. Bislang war dies an den Wohnort gekop­pelt. Ein Ampel­sys­tem soll bei der Regis­trie­rung anzei­gen, wie lange man in welchem Zentrum auf Termi­ne warten muss.

Impfen im Einkaufszentrum

In SACHSEN-ANHALT werben Landkrei­se bereits mit unter­schied­li­chen Aktio­nen, wie eine Spreche­rin des Sozial­mi­nis­te­ri­ums sagte — vom Impfen im Einkaufs­zen­trum bis zu verlän­ger­ten Öffnungs­zei­ten der Impfzen­tren oder Impfta­gen, an denen kein gebuch­ter Termin notwen­dig ist. In BADEN-WÜRTTEMBERG erklär­te das Sozial­mi­nis­te­ri­um mit Blick auf die Impfzen­tren: «Wer in letzter Zeit nicht mehr nach Termi­nen gesucht hat, hat jetzt wieder gute Chancen.» Kommen sollen auch Impfak­tio­nen etwa vor Super­märk­ten oder an anderen zentra­len und gut zugäng­li­chen Orten, wie Minis­ter Manne Lucha (Grüne) der «Stutt­gar­ter Zeitung» und den «Stutt­gar­ter Nachrich­ten» sagte.

In SCHLESWIG-HOLSTEIN gibt es unter anderem bereits Impfan­ge­bo­te an Hochschu­len. Mobile Teams impften auch gezielt Ernte­hel­fer, wie ein Minis­te­ri­ums­spre­cher sagte. Bei «Quartiers­imp­fun­gen» in Wohnvier­teln könnten sich auch Menschen impfen lassen, die es sonst mögli­cher­wei­se nicht tun würden. Bei sogenann­ten Open-House-Aktio­nen kann man sich in einigen Impfzen­tren auch ohne Termin impfen lassen. Impfun­gen in Fußgän­ger­zo­nen sind laut Minis­te­ri­um derzeit nicht geplant.

DRK unter­sucht nicht wahrge­nom­me­ne Termine

In SACHSEN sollen diver­se Akteu­re am 20. Juli zu einem Impfgip­fel einge­la­den werden. Staats­kanz­lei­chef Oliver Schenk (CDU) hält nichts von Restrik­tio­nen gegen Impfmuf­fel, wie er in Dresden sagte. Man wolle vielmehr mit Anrei­zen arbei­ten, das sei vielver­spre­chen­der. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unter­sucht derzeit, wie viele Termi­ne nicht wahrge­nom­men wurden. Bisher könne das nicht valide bezif­fert werden, sagte ein Sprecher. Es gebe viele, die Termi­ne umbuch­ten und sich dann zu einer anderen Zeit oder an anderem Ort impfen ließen. Nach jetzi­gen Schät­zun­gen verfie­len etwa fünf Prozent gebuch­ter Termine.

In Nordrhein-Westfa­len sind nach Angaben von Gesund­heits­mi­nis­ter Karl-Josef Laumann (CDU) in den Impfzen­tren diese Woche noch 150.000 Termi­ne frei und 212.000 verge­ben. «Das heißt, die Menschen haben überhaupt kein Problem, einen Impfter­min zu buchen». Kommen­de Woche könnten noch mehr als 300.000 Termi­ne verein­bart werden. Auch bei Haus- und Betriebs­ärz­ten entspan­ne sich die Lage. Erstmals bestim­me nicht mehr die Verfüg­bar­keit der Vakzi­ne die Menge der Impfun­gen. In THÜRINGEN waren Angebo­te wie etwa ein spezi­el­ler Studie­ren­den-Impftag zuletzt nur verhal­ten genutzt worden.