LONDON (dpa) — Er war einer der größten und belieb­tes­ten Stars der Musik­ge­schich­te und er sang, bis er nicht mehr konnte. Vor 30 Jahren starb der legen­dä­re Queen-Front­mann Freddie Mercury.

Freddie Mercu­ry ist immer noch bei jedem Queen-Konzert präsent. Wenn die Band, die inzwi­schen als Queen + Adam Lambert mit ihrem neuen Front­mann auf Tournee geht, den unsterb­li­chen Klassi­ker «Bohemi­an Rhapso­dy» anstimmt, dann wird Mercu­ry auf der Leinwand vom Band eingespielt.

Ein echter Gänse­haut­mo­ment. Und der legen­dä­re Sänger bekommt jedes Mal tosen­den Applaus. 30 Jahre nach seinem frühen Tod ist Freddie Mercu­rys Popula­ri­tät ungebrochen.

Der Mann mit der Vier-Oktaven-Stimme

«Wenn ich nicht mehr singen kann, Darling, dann werde ich sterben, dann falle ich tot um», soll der an Aids erkrank­te Mercu­ry gesagt haben — wenige Monate, bevor er am 24. Novem­ber 1991 in London an den Folgen einer Lungen­ent­zün­dung starb. Das erzählt Anita Dobson, Ehefrau von Queen-Gitar­rist Brian May, in einer neuen BBC-Dokumen­ta­ti­on. «Freddie Mercu­ry: The Final Act» widmet sich den tragi­schen letzten Monaten des genia­len Musikers und flamboy­an­ten Enter­tai­ners mit der Vier-Oktaven-Stimme.

Von der großen Bühne zog sich Mercu­ry bereits 1986 auf dem Höhepunkt zurück. Queens Mammut­kon­zert vor 120 000 Zuschau­ern im Knebworth Park ist sein letztes mit der Gruppe, die für Welthits wie «We Will Rock You», «Radio Ga Ga» oder «Another One Bites The Dust» steht. Dass es eines Tages ohne ihn weiter gehen könnte, ahnt er. «Das ist der Überle­bens­in­stinkt der Band. Wenn ich mal plötz­lich nicht mehr da sein sollte, werden sie mich erset­zen», sagt er Mitte der 80er in einem Inter­view und grinst. «Aber es wird nicht leicht, mich zu ersetzen.»

«The Show Must Go On»

Er nimmt noch zwei komplet­te Alben mit seinen Bandkol­le­gen auf. «The Miracle» wird 1989 veröf­fent­licht, «Innuen­do» erscheint im Febru­ar 1991 und enthält die vielsa­gen­de Single «The Show Must Go On». Zu diesem Zeitpunkt weiß Mercu­ry, dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt. Seine schwin­den­den Kräfte nutzt der gesund­heit­lich schwer gezeich­ne­te Musiker, um weite­re Songs einzu­sin­gen, letzt­mals im Mai. Sie sind auf dem letzten Album «Made In Heaven» zu hören, das 1995 posthum erscheint.

Nach dem Freddie-Mercu­ry-Tribu­te-Konzert im April 1992, bei dem die verblei­ben­den Queen-Musiker im Wembley-Stadi­on mit Stars wie George Micha­el, Lisa Stans­field, Elton John und David Bowie auf der Bühne stehen, veröf­fent­li­chen Gitar­rist May und Drummer Roger Taylor Soloal­ben. Bassist John Deacon setzt sich zur Ruhe. «Wir hatten nicht gedacht, dass wir noch einmal zusam­men Musik machen», sagt Taylor in der TV-Dokumen­ta­ti­on «The Show Must Go On». Doch es kommt anders.

Das Musical «We Will Rock You», das 2002 in London Premie­re feiert, bewegt May und Taylor zum Umden­ken. Ein Jahr später tritt das Duo bei einem Konzert zu Ehren von Nelson Mande­la in Kapstadt — mit Deacons Zustim­mung — erstmals wieder unter dem Namen Queen auf. Fünf Jahre lang gehen sie anschlie­ßend mit Paul Rodgers, dem ehema­li­gen Sänger von Free («Alright Now») und Bad Compa­ny («Can’t Get Enough»), auf Tournee und veröf­fent­li­chen als Queen + Paul Rodgers sogar ein gutes Album: «The Cosmos Rocks».

2009 treten Queen beim Finale der achten Staffel der Casting­show «Ameri­can Idol» mit den beiden Finalis­ten Kris Allen und Adam Lambert auf. Allen gewinnt die Show, aber der stimm­ge­wal­ti­ge, extra­va­gan­te Lambert beein­druckt Queen. Als sie 2011, im Jahr des 40. Queen-Jubilä­ums, bei den MTV Europe Music Awards auftre­ten sollen, rufen sie Lambert an. Der schmet­tert «The Show Must Go On», «We Will Rock You» und «We Are The Champi­ons» und empfiehlt sich endgül­tig für ein dauer­haf­tes Engage­ment. Seit 2012 sind Queen + Adam Lambert regel­mä­ßig auf Tournee und spielen weltweit Konzerte.

Wie sein überle­bens­gro­ßer Vorgän­ger ist auch Adam Lambert ein Showman durch und durch. Ein Mercu­ry-Nachah­mer ist er nicht. Das hätten May und Taylor auch nicht gewollt. «Sie haben sofort klarge­macht, dass ich mein eigenes Ding machen sollte», beton­te Lambert vergan­ge­nes Jahr im Inter­view der Deutschen Presse-Agentur. «Die große Heraus­for­de­rung war, es mir zu eigen zu machen, ohne mich zu weit vom Origi­nal zu entfer­nen, denn das würde sich auch nicht richtig anfüh­len.» So überzeug­te der Sänger selbst skepti­sche Queen-Fans.

Eine neue Genera­ti­on von Freddie-Fans

Im Film «Bohemi­an Rhapso­dy» spielt Lambert eine augen­zwin­kern­de Minirol­le als schwu­ler Trucker, der mit Mercu­ry flirtet. Der biogra­fi­sche Kinofilm, für den Haupt­dar­stel­ler Rami Malek mit dem Oscar ausge­zeich­net wurde, gewann eine neue Genera­ti­on von Fans für die Musik von Mercu­ry und Queen — und ließ Verkaufs- und Strea­ming­zah­len in die Höhe schnel­len. May verriet kürzlich, dass es Überle­gun­gen für eine Fortset­zung gibt.

30 Jahre nach dem Tod von Freddie Mercu­ry, der im Septem­ber 75 gewor­den wäre, lebt sein Mythos weiter. Queen füllen immer noch die großen Hallen und treten gelegent­lich sogar in Stadi­en auf. Für 2022 sind allein zehn Konzer­te in der Londo­ner o2-Arena geplant, bei denen Freddie Mercu­ry sicher wieder auf der Leinwand erscheint. In Deutsch­land werden Queen + Adam Lambert in Berlin, Köln und München auftre­ten. Ganz nach dem alten Bandmot­to: «The Show Must Go On».

Von Philip Dethlefs, dpa