BERLIN (dpa) — Der Kampf um den CDU-Vorsitz kommt auf Touren. In dieser Woche wollen die drei Kandi­da­ten ihre Vorstel­lun­gen präsen­tie­ren. Fried­rich Merz malt ein düste­res Bild von der derzei­ti­gen Verfas­sung der Partei.

Fried­rich Merz, Bewer­ber für den CDU-Vorsitz, sieht seine Partei nach dem histo­ri­schen Debakel bei der Bundes­tags­wahl in einer bedroh­li­chen Lage.

«Die CDU steckt tatsäch­lich in einer schwe­ren Krise, und sie ist in ihrem Charak­ter als Volks­par­tei gefähr­det», sagte Merz der «Bild am Sonntag». «Wir haben bei keinem Thema mehr die Meinungs­füh­rer­schaft, nicht einmal mehr in der Wirtschafts­po­li­tik. Wir haben in keiner Alters­grup­pe mehr den höchs­ten Wähler­an­teil, nicht einmal mehr bei den über 60-Jährigen.»

Neben Merz bewer­ben sich der geschäfts­füh­ren­de Kanzler­amts­chef Helge Braun und der Außen­po­li­ti­ker Norbert Röttgen um die Nachfol­ge von Partei­chef Armin Laschet. Alle drei wollen sich den Partei­mit­glie­dern in dieser Woche getrennt vorein­an­der in live im Inter­net übertra­ge­nen Forma­ten präsen­tie­ren. Merz macht am Montag­abend den Anfang.

Braun will sich am Montag­mit­tag nach Sitzun­gen der CDU-Spitzen­gre­mi­en in einer Presse­kon­fe­renz zu seinen Vorstel­lun­gen für eine Neuauf­stel­lung der Partei äußern. Merz und Röttgen haben dies schon getan. Die vorent­schei­den­de Befra­gung der rund 400.000 CDU-Mitglie­der beginnt am 4. Dezem­ber. Die endgül­ti­ge Entschei­dung über den Nachfol­ger von Laschet sollen die 1001 Delegier­ten bei einem Partei­tag am 21. Januar in Hanno­ver treffen.

Merz will CDU famili­en­freund­li­cher gestalten

Merz, der bereits zweimal vergeb­lich für den CDU-Vorsitz kandi­diert hat, glaubt, dass er sich gegen Röttgen und Braun durch­set­zen wird. «Die Lage ist diesmal völlig anders. Wir sind in der Opposi­ti­on, und die Mitglie­der werden betei­ligt an der Entschei­dung», sagte er der «Bild am Sonntag». Im Fall seiner Wahl werde er die CDU zualler­erst zu einem sehr famili­en­freund­li­chen Arbeit­ge­ber machen. «Es braucht zudem eine ordent­li­che Kinder­be­treu­ung überall im beruf­li­chen Umfeld, auch in unserer Parteizentrale.»

Den bishe­ri­gen Chef der Mittel­stands­uni­on, Carsten Linne­mann, will Merz zum Chef der Programm- und Grund­satz­kom­mis­si­on machen. Der will die Arbeit an den neuen Leitsät­zen bis 2024 abschlie­ßen. «Zwei bis zweiein­halb Jahre wird es schon dauern», sagte der 44-Jähri­ge, der auch als stell­ver­tre­ten­der Partei­vor­sit­zen­der kandi­diert, der «Frank­fur­ter Allge­mei­nen Sonntags­zei­tung». Am Ende müssten zehn Punkte stehen, die die CDU von anderen unter­schei­de. «Wenn die Mitglie­der nachts wach werden, müssen sie sagen können, was die Unter­schie­de sind.»