BERLIN (dpa) — Panzer­fäus­te, Luftab­wehr­ra­ke­ten und viele Millio­nen Schuss Muniti­on: Die Ukrai­ne hat bereits einiges an Rüstungs­gü­tern aus Deutsch­land erhal­ten. Was den Gesamt­wert angeht, kann aber sogar Estland mithalten.

Die Bundes­re­gie­rung hat in den ersten acht Kriegs­wo­chen Waffen und andere Rüstungs­gü­ter im Wert von mindes­tens 191,9 Millio­nen Euro in die Ukrai­ne geliefert.

Das geht aus einer Antwort des Bundes­mi­nis­te­ri­ums für Wirtschaft und Klima­schutz auf eine Anfra­ge der Linken-Abgeord­ne­ten Sevim Dagde­len hervor. Vom ersten Kriegs­tag, dem 24. Febru­ar, bis zum 19. April gab die Regie­rung danach grünes Licht für die Liefe­rung von Kriegs­waf­fen für 120,5 Millio­nen Euro und für sonsti­ge Rüstungs­gü­ter im Wert von 71,4 Millio­nen Euro.

Zum Vergleich: Die USA sagten der Ukrai­ne seit Kriegs­be­ginn Waffen und Muniti­on im Wert von mehr als 3,7 Milli­ar­den US-Dollar (rund 3,5 Milli­ar­den Euro) zu oder liefer­ten diese bereits. Das kleine Estland hat nach Regie­rungs­an­ga­ben bisher Militär­hil­fe im Wert von mehr als 220 Millio­nen Euro für die Ukrai­ne geleis­tet. Unter den gelie­fer­ten Waffen waren etwa Panzer­ab­wehr­mi­nen und Javelin-Panzer­ab­wehr­ra­ke­ten aus US-Produk­ti­on. Estland hat 1,3 Millio­nen Einwoh­ner, Deutsch­land 83 Millionen.

Werte werden nicht mehr vollstän­dig erfasst

Das Bundes­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um wies aller­dings darauf hin, dass seine Zahlen nicht mehr dem Gesamt­um­fang der Export­ge­neh­mi­gun­gen entsprä­chen, weil wegen Verfah­rens­ver­ein­fa­chun­gen nicht mehr alle Werte erfasst würden. Dagde­len nannte es «eine Verhöh­nung des Parla­ments», dass die Bundes­re­gie­rung nicht vollstän­dig über den Wert der Rüstungs­exper­te infor­mie­re. Zudem nannte sie es «brand­ge­fähr­lich», dass Deutsch­land mit Waffen­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne in immer größe­rem Umfang «faktisch zur Kriegs­par­tei» werde.

Die Bundes­re­gie­rung hatte sich zwei Tage nach dem russi­schen Angriff auf die Ukrai­ne dafür entschie­den, Waffen in das Kriegs­ge­biet zu liefern — ein Tabubruch. Anfangs gab die Bundes­re­gie­rung noch bekannt, welche Waffen sie liefert, seit länge­rer Zeit aber nicht mehr. Bundes­tags­ab­ge­ord­ne­te können sich nur noch in der Geheim­schutz­stel­le darüber informieren.

Erstmals Liefe­rung schwe­rer Waffen genehmigt

Nach Angaben aus ukrai­ni­schen Regie­rungs­krei­sen sind bis zum 21. April gut 2500 Luftab­wehr­ra­ke­ten, 900 Panzer­fäus­te mit 3000 Schuss Muniti­on, 100 Maschi­nen­ge­weh­re und 15 Bunker­fäus­te mit 50 Raketen in der Ukrai­ne angekom­men. Hinzu kommen 100.000 Handgra­na­ten, 2000 Minen, rund 5300 Spreng­la­dun­gen sowie mehr als 16 Millio­nen Schuss Muniti­on verschie­de­ner Kaliber für Handfeu­er­waf­fen vom Sturm­ge­wehr bis zum schwe­ren Maschinengewehr.

In der vergan­ge­nen Woche geneh­mig­te die Bundes­re­gie­rung erstmals den Export schwe­rer Waffen direkt aus Deutsch­land: 50 Gepard-Flugab­wehr­pan­zer. Im Gespräch ist auch die Liefe­rung von Panzer­hau­bit­zen 2000 aus Bundes­wehr­be­stän­den. Dabei handelt es sich um schwe­re Artil­le­rie­ge­schüt­ze, die 40 Kilome­ter weit schie­ßen können. Die Liefe­rung von Kampf­pan­zern westli­cher Bauart wie dem Leopard aus Deutsch­land in die Ukrai­ne ist bisher nicht vorgesehen.