PALMA (dpa) — Auf Mallor­ca ist die Saison gestar­tet. Am Baller­mann ist es wieder fast so laut und so wild wie vor der Pande­mie. Das hat gute, aber auch schlech­te Seiten.

Mallor­ca ist wieder da. Die deutschen Urlau­ber genie­ßen die Strän­de und erfreu­en sich am Baller­mann und an anderen Orten der Insel am sommer­li­chen Wetter. Hier scheint es fast so, als hätte es nie einen Corona-Still­stand gegeben.

«Es ist alles wie immer. Ich kann keine Unter­schie­de feststel­len», sagt Mario Bröder erfreut. Der Urlau­ber aus Koblenz muss es wohl wissen: Es sei schon das 43. Mal, dass er hier ist.

«Wenn ich nach der Ankunft am Flugha­fen die erste Palme sehe, fühle ich mich zuhau­se. Alcúdia ist meine zweite Heimat.» Seit Jahren reist Bröder immer in dassel­be Hotel in den Küsten­ort im Norden Mallor­cas. Immer in dassel­be Zimmer. Doch diesmal geht es woanders hin. In Porto Petro im Osten wird eine Schla­ger­rei­se angebo­ten. Nino de Angelo und Bernhard Brink bringen den Deutschen dazu, seine Gewohn­hei­ten zu ändern. «Sie treten jeden Abend anstel­le der norma­len Hotel­a­ni­ma­ti­on auf.»

«Auszie­hen, auszie­hen, ausziehen»

Die Schla­ger­par­tys am Baller­mann hinge­gen sind nichts für Bröder. «Ich mag die Menschen­mas­sen und die Feiern in den Disko­the­ken nicht.» Trubel gibt es reich­lich an der Party­mei­le. Aus den Musik­bo­xen an der Playa de Palma dröhnt dieser Tage in voller Lautstär­ke die übliche Musik. «Auszie­hen, auszie­hen, auszie­hen», grölt eine Gruppe junger Männer in einer Bar.

«Es ist alles wie immer», sagt auch Juan Ferrer, der die Initia­ti­ve Palma Beach leitet, die mehr Quali­tät am Baller­mann fordert. Die Enttäu­schung ist seiner Stimme deutlich anzuhö­ren. Vor einiger Zeit hatte er noch gesagt, dass Corona wie ein Kataly­sa­tor für die eigenen Bemühun­gen gewirkt und einen neuen Typ Urlau­ber angezo­gen habe. Dieser wolle Dinge wie gutes Essen mit lokalen Produk­ten und einen umwelt­freund­li­chen Nahver­kehr. «Kaum waren die großen Party­tem­pel wieder geöff­net, wurde dieser neue Typ Urlau­ber vom alten Feier­pu­bli­kum verdrängt», stellt Ferrer nun fest.

Im Mai und Juni sind es vor allem junge Menschen, die an der Playa auf den Putz hauen — oder auch über die Strän­ge schla­gen. Immer wieder gibt es Schlä­ge­rei­en zwischen den Betrun­ke­nen. Ferrer vergleicht das mit der Frühjahrs­par­ty von US-Studen­ten: «Es ist wie ein europäi­scher Springbreak.»

Rückkehr zur Normalität

«Freie Fahrt», so bezeich­net Sohel Abdoulkhanz­adeh die Rückkehr zur Norma­li­tät. Der 34-Jähri­ge aus Hanno­ver betreibt die Cocktail­bar «Chucca» über dem Ort, wo früher die legen­dä­re Disco «Rio Palace» stand. «Der Baller­mann steht für Party. Das kann man nicht aus den Köpfen der Leute bekom­men. Aber das ist der Vorteil von Mallor­ca. Man kann Party machen, muss aber nicht. Die Insel ist groß genug, dass die Urlau­ber woanders ihre freie Zeit genie­ßen können.»

«Das Frühjahr lief fantas­tisch und ich habe teilwei­se mehr verdient als in den vergan­ge­nen Jahren im Hochsom­mer.» Zwar gebe es nach Ostern in der Regel immer ein Bruch. Aber zu Pfings­ten gehe es stets wieder los «und dann bleibt es bis Saison­ende auch voll», sagt der Wirt.

Deutsche buchen häufig spontan

Es sei zu beobach­ten, dass die Deutschen vielfach erst auf den letzten Drücker buchen, sagt Ferrer. Viele Urlau­ber kämen für einen Kurztrip am Wochen­en­de. «Es ist kaum möglich, eine Hochrech­nung zu machen, die weiter als zehn Tage geht.»

Für die Betrie­be kommt hinzu, dass derzeit enormer Arbeits­kräf­te­man­gel herrscht. «Die Kellner mussten in der Pande­mie schau­en, was sie machen und haben Bürojobs angenom­men», sagt Abdoulkhanz­adeh. Viele wollen nun nicht mehr in den Gastro­be­reich zurück.

Von Ralf Petzold, dpa