2020 pausier­te der Radsport im Frühjahr vierein­halb Monate — das droht diesmal nicht. Dafür haben sich neue Sorgen ergeben. Die Quaran­tä­ne von Bora-hansg­ro­he in Belgi­en ist dafür ein Sinnbild.

ROESELARE (dpa) — Die Quaran­tä­ne ist vorbei, die Unsicher­heit bleibt. Das deutsche Radteam Bora-hansg­ro­he darf nach der angeord­ne­ten Isola­ti­on wegen eines Corona-Falls wieder Rennen bestrei­ten, doch das Vorge­hen der Behör­den wirft bei den Verant­wort­li­chen Fragen auf — und hinter­lässt Spuren.

«Das war für uns, aber auch für viele andere, die invol­viert waren, eine schwie­ri­ge Situa­ti­on», sagte Teamma­na­ger Ralph Denk, dessen Team vergan­ge­ne Woche geschlos­sen in Quaran­tä­ne geschickt wurde, weil ein Test bei Matthew Walls positiv ausfiel.

Die Kette aus Corona-Fall, Team-Quaran­tä­ne und das folgen­de Start­ver­bot bei wichti­gen Rennen sind ein Vorge­schmack darauf, was dem Radsport im Jahr 2021 drohen könnte. Gewiss: Mit 2020, als die UCI World Tour eine vierein­halb­mo­na­ti­ge Zwangs­pau­se einle­gen musste, lässt sich die Lage nicht im Ansatz verglei­chen. Aber auch mit erprob­ten Hygie­ne­kon­zep­ten und einem Jahr Pande­mie-Routi­ne muss sich der Radsport auf eine Saison voller Unwäg­bar­kei­ten einstellen.

Routen müssen geändert werden wie jüngst bei Paris — Nizza, das nicht in Nizza, sondern coronabe­dingt in Levens endete. Rennen des Frühjahrs werden verein­zelt schon wieder in den Herbst gescho­ben, um nach einer Besse­rung der Pande­mie­la­ge größe­re Chancen auf echte Großver­an­stal­tun­gen zu haben. Die Flandern-Rundfahrt am Sonntag, bei der sich sport­lich wieder alles um das Dauer­du­ell von Wout van Aert (Belgi­en) und Mathieu van der Poel (Nieder­lan­de) drehen dürfte, soll wie geplant stattfinden.

Dafür wurde der tradi­tio­nel­le Radklas­si­ker Eschborn-Frank­furt bereits vom 1. Mai auf Septem­ber verlegt. Auch Paris-Roubaix drohen noch eine kurzfris­ti­ge Absage und ein Nachhol­ter­min im Herbst, zu dem es 2020 wegen der Pande­mie-Lage nicht mehr kam. «Ich versu­che, mental einfach flexi­bel zu bleiben. Es nützt ja nichts, und wir können als Radsport­ler froh und dankbar sein, dass unsere Saison läuft und wir an Wettkämp­fen teilneh­men können», sagte Maximi­li­an Schach­mann der Deutschen Presse-Agentur.

Und nun das Test-Wirrwarr, das Bora-hansg­ro­he zwei Rennen koste­te. «Uns ist bewusst, dass die Gesund­heit, egal ob von einzel­nen Sport­lern oder einer Gesell­schaft, immer an obers­ter Stelle stehen muss. Dennoch sollten Profis ihren Beruf ausüben können, wenn es keinen nachvoll­zieh­ba­ren Grund gibt, dies zu unter­sa­gen», sagte Denk. Kontakt­per­so­nen K1 seien «natür­lich» weiter in Quaran­tä­ne, bei allen anderen Fahrern habe es seit Samstag mehre­re negati­ve PCR-Tests gegeben, schil­der­te der Teamma­na­ger der oberbaye­ri­schen Equipe.

Den Ausschluss von Gent-Wevel­gem hatte Denk mit schar­fen Worten verur­teilt. «Ich bin sehr enttäuscht und verär­gert. Ein Allge­mein­me­di­zi­ner aus der Region kann eine ganze Mannschaft bei einem der größten Einta­ges­ren­nen der Welt blockie­ren», schimpf­te der Funktio­när. «Völlig unklar» und «auch willkür­lich» nannte Denk die Krite­ri­en, wonach die Quaran­tä­ne-Perso­nen ausge­wählt wurden. Schon im Vorjahr hatte Denk gesagt, die Testrei­hen erinner­ten ihn an «Wild West».

Zu einem weite­ren Problem könnte die Sponso­ren­la­ge in finan­zi­ell harten Corona-Zeiten werden. Zuletzt hatte es Gerüch­te gegeben, wonach Deceu­nick-Quick­step um Remco Evene­p­oel Proble­me bei der Suche für 2022 habe. Speku­la­tio­nen über einen Wechsel von Super­ta­lent Evene­p­oel machten die Runde, Teamchef Patrick Lefeve­re nannte Denk dabei «den König der Jagd». Der Bora-Teamma­na­ger sprach — damit konfron­tiert — von einer «Schwei­ne­rei» und stell­te klar, Lefeve­re sei mit dem Anlie­gen auf ihn zugekommen.