BALZHAUSEN/HOHENLINDEN (dpa/lby) — Jedes Jahr im Advent sind Weihnachts­häu­ser mit ihren unzäh­li­gen Lichter­ket­ten ein Blick­fang für Passan­ten. Die eine mag’s ameri­ka­nisch-bunt, der andere lieber einfar­big-besinn­lich. Aber auch hier bleibt Corona nicht ohne Konsequenzen.

Die Christ­kindl­märk­te im Freistaat sind abgesagt, verschie­de­ne Weihnachts­häu­sern verbrei­ten aber immer­hin etwas Advents­stim­mung. «Es ist ein gewis­ses Hobby. Wir haben selber keine Kinder und machen das für die Öffent­lich­keit», erzählt Josef Glogger, Weihnachts­haus-Betrei­ber im schwä­bi­schen Balzhau­sen. 35.000 bis 40.000 LEDs beleuch­ten bei ihm Haus, Garten und Krippe.

Wie in Balzhau­sen erstrah­len ab dem ersten Advent am Sonntag etliche Weihnachts­häu­ser in Bayern. Eine regel­rech­te Lichter­show gibt es in Hohen­lin­den bei München. Wer dort der Bitte «Drück mich» nachkommt und ein Fußpe­dal betätigt, bekommt eine LED-Choreo­gra­fie mit Musik geboten. Die mehr als 30.000 bunten Lichter leuch­ten und «tanzen» dann zu US-ameri­ka­ni­schen Weihnachts­lie­dern wie «Jingle Bells» oder einer Techno­ver­si­on von «Amazing Grace».

«Alles wird in mühsa­mer Handar­beit program­miert», sagt die Besit­ze­rin Mario­la Voß. Auch viele der Kabel seien mittler­wei­le selbst gelötet, denn die deutschen Produk­te von der Stange hätten eine kleine Zeitver­zö­ge­rung — zu viel für synchro­ni­sier­te Choreo­gra­fien. Die Inspi­ra­ti­on hatte die Familie 2009 von einem USA-Aufent­halt mitge­bracht, seitdem kam Jahr für Jahr Neues dazu. «Das Zusam­men­spiel von Licht und Musik, die wirklich kraft­vol­len, schwung­vol­len Lieder — das faszi­niert uns immer noch», sagt Voß «Wenn Regen­bo­gen­far­ben ins Spiel kommen, ist das für mich immer das Größte.»

Weihnachts­haus-Betrei­ber Glogger hält es dagegen eher mit besinn­li­chem Weiß. «Lieber eine einheit­li­che Farbe. Ich finde, zur Weihnachts­zeit passt das Knall­bun­te nicht, zumin­dest bei uns in der Gegend nicht», sagt der Mann aus dem schwä­bi­schen Landkreis Günzburg. Vor gut 15 Jahren habe er mit den Lichter­ket­ten angefan­gen. «Die Kinder kommen und rätseln: Was ist heuer neu? Die erwar­ten jedes Jahr was Neues.» In diesem Jahr habe er etwa den Krippen­stall neu gemacht.

Bei beiden Weihnachts­häu­sern werden Spenden gesam­melt. Ihre ältes­te Tochter habe einen Herzfeh­ler und mehrmals operiert werden müssen, die Einnah­men gingen deshalb an das Deutsche Herzzen­trum in München, erzählt Mario­la Voß. Auch in Balzhau­sen werden Spenden wegen eines Anlas­ses in der Familie gesam­melt: Sie gehen an die Leukämie- und Stamm­zel­len­for­schung der Univer­si­täts­kli­nik Ulm. «Die haben uns gehol­fen und jetzt helfen wir denen», sagt Josef Glogger.

Doch nicht alle Weihnachts­haus-Betrei­ber haben angesichts steigen­der Infek­ti­ons­zah­len den Schritt in diesem Jahr gewagt. So bleiben etwa die rund 30.000 Lichter des Hauses im oberbaye­ri­schen Olching im Advent aus. «Es tut mir leid, dass wir das das zweite Jahr so machen müssen», sagt Betrei­ber Manfred Pirin­ger. Die Gefahr sei aber einfach zu groß, dass etwas passie­re, wenn viele Leute dicht an dicht zusam­men­kä­men. «Für mich ist es ein Stich ins Herz, weil man sich doch freut, den Leuten eine Freude zu bereiten.»