BONN (dpa) — Ist der Brief schon wieder nicht angekom­men? Wer auf ein wichti­ges Schrei­ben wartet, den könnte so etwas nerven. Zustell­män­gel sorgten 2022 für Ärger. Ganz weg scheint das Problem noch nicht zu sein.

Verspä­te­te Briefe oder falsch abgeleg­te Pakete sorgen weiter­hin für Ärger bei Bundes­bür­gern. Im Juni seien knapp 3000 Beschwer­den über Postdienst­leis­tun­gen bei der Bundes­netz­agen­tur einge­gan­gen, teilte die Bonner Behör­de auf dpa-Anfra­ge mit. Im Vorjah­res­mo­nat waren es nur 1754 gewesen und im Mai circa 2500. Blickt man auf das ganze erste Halbjahr 2023, so lässt sich ebenfalls ein deutli­cher Anstieg ausma­chen: In diesem Zeitraum gingen etwa 16.000 kriti­sche Wortmel­dun­gen bei der Aufsichts­be­hör­de ein und damit fast doppelt so viele wie im Vorjah­res­zeit­raum, da waren es 8921.

Die Beschwer­den richten sich gegen die ganze Post- und Paket­bran­che. In den aller­meis­ten Fällen geht es aber um den Markt­füh­rer Deutsche Post, frühe­ren Angaben zufol­ge lag sein Anteil an den kriti­schen Wortmel­dun­gen bei etwa 90 Prozent.

Beson­ders viele Beschwer­den im Oktober, Novem­ber, Dezember

Vergleicht man die aktuel­len Zahlen aller­dings mit der zweiten Jahres­hälf­te 2022, so sind sie vergleichs­wei­se niedrig — in den Monaten Oktober, Novem­ber und Dezem­ber waren die Beschwer­de­wer­te jeweils etwa drei Mal so hoch wie im Juni 2023. Zustell­pro­ble­me sorgten im vergan­ge­nen Jahr dafür, dass sich immer mehr Bundes­bür­ger an die Aufsichts­be­hör­de wandten und ihrem Ärger Luft machten. Anfang Novem­ber räumte das Post-Manage­ment lokale Proble­me ein und begrün­de­te das mit Personalengpässen.

Inzwi­schen sind die Monats­zah­len zwar wieder deutlich niedri­ger, auf einem Normal­ni­veau wie vor der beson­ders kriti­schen Zeit sind sie aber noch nicht. Für die Post ist das heikel, denn die Bundes­po­li­tik sitzt gerade an der Novel­le des veral­te­ten Postge­set­zes. Im Zuge dieser Reform könnten der Bundes­netz­agen­tur Sankti­ons­mög­lich­kei­ten einge­räumt werden, um die Post härter an die Kanda­re zu nehmen. Bisher hat sie kein echtes Druck­mit­tel. Sie leitet sogenann­te Anlass­prü­fun­gen ein, die nur mahnen­de Worte sind. Je nach Ausgang der Reform könnte die Behör­de künftig Bußgel­der verhängen.

Post: Beschwer­de­zah­len sind wenig aussagekräftig

Aus Sicht der Post sind die Beschwer­de­zah­len wenig aussa­ge­kräf­tig. Viele Kundin­nen und Kunden schrie­ben Quali­täts­män­gel irrtüm­lich der Post zu, obwohl es um Proble­me bei Wettbe­wer­bern gehe. Inter­ne Auswer­tun­gen zur Sendungs­dau­er, den sogenann­ten Laufzei­ten, Rekla­ma­tio­nen und Kunden­zu­frie­den­heit zeigten stabi­le Werte. «Ungeach­tet dessen setzen wir unsere Anstren­gun­gen fort, die Postver­sor­gung der Bevöl­ke­rung zuver­läs­sig zu erbrin­gen und möglichst keinen Anlass für Beschwer­den zu bieten», sagte ein Post-Sprecher.

Zudem wies er darauf hin, dass die knapp zweiwö­chi­ge Nato-Übung «Air Defen­der 23» im deutschen Luftraum im Juni auch Folgen für die Post gehabt habe und man in dieser Zeit die üblichen sechs Brief-Trans­port­flie­ger pro Nacht nicht habe einset­zen können. Das erklä­re aber sicher­lich nur einen Teil der Rekla­ma­tio­nen, sagte der Firmensprecher.