KÖLN (dpa) — Sie hat einen Orden vom Bundes­prä­si­den­ten, war im Weltraum und wurde sogar von Stefan Raab besun­gen — aber das Schöns­te an der Maus bleibt ihr Augenaufschlag.

Wenn die Maus geht, hört man es. Das Geräusch, das Deutsch­lands orange­far­be­ner Kinder­star beim Laufen macht, entsteht durch zwei Kokos­nuss-Schalen, die anein­an­der geklopft werden.

Es ist eine ziemlich einfa­che Lösung für das große Problem, eine eigent­lich stumme Maus zu verto­nen. Sie ist so einleuch­tend und univer­sell, wie «Die Sendung mit der Maus» selbst — das ist ihr Erfolgsgeheimnis.

Seit einem halben Jahrhun­dert schon erklärt die Maus Kindern die Welt. Wie kommt der Saft in die Tüte und wie kommt er wieder raus? Warum hat der Käse Löcher und der Käseku­chen nicht? Die ersten «Lach- und Sachge­schich­ten» feier­ten am 7. März 1971 Fernseh­pre­mie­re. Am Sonntag wird die Maus also ihren 50. Geburts­tag haben.

Der WDR begeht das Jubilä­um mit dem gebote­nen Zinno­ber, unter anderem mit einer spezi­el­len Maus-Ausga­be (Sonntag, 7. März, Das Erste, 9.00 Uhr, KiKa 11.30 Uhr), in der auf die kommen­den 50 Jahre geblickt werden soll. Das zeigt schon: Der Nager hat nicht vor, bald in TV-Rente zu gehen.

«Wir versu­chen, auch die schwie­rigs­ten Fragen mit Dingen zu erklä­ren, die Kindern geläu­fig sind», sagt Armin Maiwald, wenn man ihn fragt, was das Geheim­nis der Maus ist. Der 81-Jähri­ge ist einer der geisti­gen Väter der Sendung. Die Maus-Illus­tra­ti­on selbst stamm­te von Grafi­ke­rin Isolde Schmitt-Menzel. 1975 kam der blaue Elefant hinzu, 1987 dann die gelbe Ente.

Dass Maiwald in eine kindli­che Dutsi-dutsi-duuuu-Sprache abrutscht, wenn es um das putzi­ge Mäuschen geht, braucht man nicht erwar­ten. Er stellt klar: Es handelt sich um Journa­lis­mus. «Die Analo­gien sind wichtig», erklärt er. Kunst­stoff­ver­for­mung etwa habe man mal mit Spaghet­ti darge­stellt. «Und natür­lich die saube­re Recher­che. Wir haben einen journa­lis­ti­schen Anspruch. Auch wenn klar ist, dass Recher­che allein noch keine Geschich­te ist. Dann hat man nur die Fakten. Wir versu­chen, daraus eine Geschich­te zu bauen, indem wir uns mit den Zuschau­ern auf eine Reise begeben.»

Die Reise der Maus selbst begann durch­aus rucke­lig. Nicht nur, dass zeitwei­se die Frage aufkam, ob man nicht doch lieber auf ein Nilpferd als Titel­held setzen sollte, wie Maiwald kürzlich verriet — auch gab es einige Kritik an dem Format. Pädago­gen war die Sendung zu schnell geschnit­ten, die Kirche fand den Sende­platz am Sonntag­vor­mit­tag nicht förder­lich, weil Kinder im Gottes­dienst sitzen sollten.

Mittler­wei­le ist die Sendung über alle Zweifel erhaben. 2019 verlieh der Bundes­prä­si­dent der Maus einen «Mausver­dienst­or­den», 1992 flog sie mit Raumfah­rer Klaus-Dietrich Flade auf die russi­sche Raumsta­ti­on Mir, 2014 mit Alexan­der Gerst zur ISS. Stefan Raab hob sie mit seinem Lied «Hier kommt die Maus» 1996 in die Pop-Kultur.

Der Metzger­sohn verwurs­te­te dafür die berühm­te «Düdü-de-düdü-düde-düde»-Titelmelodie, die im Origi­nal vom Kompo­nis­ten Hans Poseg­ga stammt. Poseg­ga hat zum Beispiel auch die Musik zur ZDF-Serie «Der Seewolf» (1971) geschrie­ben. Musik, Farbe, ein gemüt­li­cher Leibes­um­fang und die Unfähig­keit zu sprechen — viele Dinge an der Maus sind große Konstanten.

Wie sich die Welt in all den Jahren verän­dert hat, lässt sich aber an den «Sachge­schich­ten» ablesen. Armin Maiwald erste Filme drehten sich noch um Themen wie «Brötchen» und «Milch». Heute erklärt die «Die Sendung mit der Maus» auch die sogenann­te Cloud, in der Daten gespei­chert werden. «Gerade in Zeiten, in denen es immer kompli­zier­ter und komple­xer wird, ist es gut, jeman­den zu haben, der einen an die Hand nimmt und sagt: So funktio­niert das», glaubt Ralph Caspers, der heute Teil des Maus-Teams ist.

Welche Macht die Maus-Macher haben, wundert sie aller­dings selbst ab und zu. Ein Beitrag zur Frage, warum sich Geschenk­band kräuselt, wenn man mit einer Schere drüber geht, brach mal einen regel­rech­ten Gelehr­ten­streit unter Betei­li­gung von Univer­si­tä­ten vom Zaun. Ein anderes Mal versuch­te ein Kind, das erlern­te Wissen aus einem Film über Champa­gner-Herstel­lung zu Hause anzuwen­den. Die Folge war eine Explo­si­on in der Küche, es musste renoviert werden.

Wegen solcher Vorfäl­le ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass das Durch­schnitts­al­ter der Maus-Gucker höher ist, als man vermu­ten könnte — viele Eltern gucken mit. Nach Angaben des WDR ist der durch­schnitt­li­che Zuschau­er im Fernse­hen ungefähr um die 40 Jahre alt. Sprich: Nur knapp jünger als die Maus selbst.