LANDERNEAU (dpa) — Julian Alaphil­ip­pe ist der erste Spitzen­rei­ter der 108. Tour de France. Tony Martin wird vom Schild einer Zuschaue­rin zu Fall gebracht und löst einen Massen­sturz aus.

Mit einem spekta­ku­lä­rem Solo hat Julian Alaphil­ip­pe der Grande Nation einen perfek­ten Start geschenkt und das erste Gelbe Trikot der 108. Tour de France erobert.

Der Weltmeis­ter trium­phier­te auf der ersten Etappe nach einem beherz­ten Antritt am Schluss­an­stieg in Lander­neau vor dem Austra­li­er Micha­el Matthews und Top-Favorit Primoz Roglic. Die in Brest gestar­te­te Etappe war aller­dings auch von schwe­ren Stürzen überschattet.

Antritt 2,3 Kilome­ter vor dem Ziel

«Das hätte ich mir nicht vorstel­len können. Es ist ein großar­ti­ges Gefühl, meine Teamkol­le­gen haben mich den ganzen Tag unter­stützt. Sie sind auch nach den ganzen Stürzen ruhig geblie­ben und haben das Finale so hart wie möglich gemacht», sagte Radpro­fi Alaphil­ip­pe. Bereits 2,3 Kilome­ter vor dem Ziel war er angetre­ten und schlicht zu stark für den Rest des Feldes.

Mit einem Schnul­ler­ju­bel als Gruß an seinen erst wenige Tage alten Sohn Nino rollte der Liebling der Franzo­sen nach 197,8 Kilome­tern über die Zielli­nie auf der Côte de la Fosse aux Loups. «Ich wusste, dass ich früh angrei­fen musste. Das ist einfach ein überwäl­ti­gen­des Gefühl», sagte Alaphil­ip­pe. Roglic schaff­te es durch eine Zeitgut­schrift von vier Sekun­den, bereits einen kleinen Vorsprung zu Vorjah­res­sie­ger Tadej Pogacar heraus­zu­fah­ren. Emanu­el Buchmann war im Finale nicht vertre­ten und kassier­te schon zum Auftakt 1:49 Minuten Rückstand auf die Besten.

Massen­sturz um Tony Martin

Für den Aufre­ger des Tages sorgte gut 46 Kilome­ter vor dem Ziel eine Zuschaue­rin. Tony Martin kolli­dier­te bei hohem Tempo mit einem von der Frau in die TV-Kameras gehal­te­nen Schild und löste dadurch einen Massen­sturz aus. Martin fuhr mit stark bluten­den Wunden an beiden Armen weiter. Der ebenfalls zu Fall gekom­me­ne Freibur­ger Jasha Sütter­lin musste dagegen verletzt aufgeben.

Die Fahrer nahmen das Tempo heraus, bis das Feld wieder zusam­men war. Etwa 7,5 Kilome­ter vor dem Ziel krach­te es erneut. Dieses Mal blieben die Favori­ten verschont, dafür erwisch­te es den vierma­li­gen Sieger Chris Froome und André Greipel.

Zwar herrscht inner­halb des Tour-Tross ein stren­ges Hygie­ne­kon­zept, Fans an der Strecke sind aller­dings wieder erlaubt. Fast wie zu frühe­ren Zeiten pilger­ten die Zuschau­er an die Straßen der Breta­gne und sorgten für Tour-Stimmung — die durch den Sturz aller­dings gehörig gedämpft wurde.

Schel­ling sichert Bergtrikot

Um 12.33 Uhr hatte Tour-Direk­tor Chris­ti­an Prudhom­me in seinem roten Führungs­fahr­zeug die gelbe Start­fah­ne geschwenkt und die 108. Tour nach einer neutra­li­sier­ten Stadt­rund­fahrt durch Brest freige­ge­ben. Sofort folgten wilde Attacken, nach gut 20 Minuten stand eine sechs­köp­fi­ge Ausrei­ßer­grup­pe. In dieser war durch den nieder­län­di­schen Tour-Debütan­ten Ide Schel­ling auch das deutsche Team Bora-hansg­ro­he vertre­ten. Der 23-Jähri­ge sicher­te sich nach einer Attacke aus der Gruppe das Bergtrikot.

Am Sonntag müssen sich die Favori­ten auf den Gesamt­sieg erneut zeigen. Im Finale muss die nur zwei Kilome­ter lange, aber gerade in der unteren Hälfte sehr anspruchs­vol­le Mur de Breta­gne gleich zweimal erklom­men werden. Der sprint­star­ke Alaphil­ip­pe hat gute Chancen, sein Gelbes Trikot erfolg­reich zu verteidigen.

Von Tom Bachmann und Stefan Tabel­ing, dpa