KARLSRUHE (dpa/lsw) — Wer will seinen Schot­ter­gar­ten zurück­bau­en? Eigent­lich niemand, so der Eindruck des Landes­na­tur­schutz­ver­ban­des oder auch der Garten­bau­be­trie­be. Auch das Inter­es­se an Förder­pro­gram­men für den Rückbau geht gegen null.

Garten­be­sit­zer trennen sich offen­bar ungern von Schot­ter­gär­ten — obwohl manche Südwest-Kommu­nen den Rückbau der Stein­wüs­ten sogar finan­zi­ell unter­stüt­zen, ist das Inter­es­se mau. So verzeich­ne­te beispiels­wei­se die Stadt Walldorf bisher keine einzi­ge Anfra­ge, wie ein Stadt­spre­cher mitteil­te. Bis zu 1300 Euro zahlt die Stadt demje­ni­gen, der die insek­ten­feind­li­chen Schot­ter­flä­chen aus seinem Garten entfernt und statt­des­sen dauer­haft begrünt. «Bisher wurde noch kein Antrag gestellt», sagte der Sprecher.

Auch Pforz­heim will Garten­be­sit­zer mit bis zu 500 Euro unter­stüt­zen, wenn sie Schot­ter­stei­ne gegen Grünflä­chen, Blumen oder Stauden tauschen wollen. Bisher sei aller­dings erst ein Antrag einge­gan­gen, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Karls­ru­he hatte Ende 2021 für sechs Wochen ein zusätz­li­ches Förder­bud­get für den Rückbau der Stein­wüs­ten aufge­legt — auch hier gab es wenig Resonanz: Aus fünf Beratun­gen seien letzt­lich drei bewil­lig­te Förde­run­gen gewor­den, sagte ein Sprecher.

Wie viele solcher Gärten es im Südwes­ten gibt, ist unklar. Der Verband Garten‑, Landschafts- und Sport­platz­bau hat keine Zahlen dazu, ebenso wenig wie der Landes­na­tur­schutz­ver­band (LNV) Baden-Württem­berg. Auch Walldorf, Pforz­heim und Karls­ru­he haben dazu keine Infor­ma­tio­nen jeweils für ihre Stadt. Neuan­la­gen solcher insek­ten­feind­li­cher Habita­te sind seit der Novel­lie­rung des Natur­schutz­ge­set­zes im Juli 2020 im Südwes­ten ohnehin verboten.

Insge­samt sei die Haltung von Garten­be­sit­zern und auch Kommu­nen «erschre­ckend gleich­gül­tig», erläu­tert eine Spreche­rin des Landes­na­tur­schutz­ver­ban­des. Wenn Privat­leu­te Schot­ter­gär­ten trotz des Verbots anleg­ten und das den zustän­di­gen Baurechts­be­hör­den gemel­det werde, komme von dort oft keine Reakti­on «oder statt­des­sen die Antwort, keine Kapazi­tät zu haben, dem nachzugehen».

Immer­hin ist die Nachfra­ge bei Garten­be­trie­ben nach neuen Schot­ter­gär­ten praktisch tot, sagt ein Sprecher des Verbands Garten‑, Landschafts- und Sport­platz­bau. «Kein redli­cher Betrieb würde einen solchen Auftrag noch anneh­men», erläu­tert er.

Garten­bau-Betrie­be berich­ten ebenfalls von wenig Nachfra­ge am Rückbau. «Die Schot­ter­lieb­ha­ber sind in der Regel sehr überzeugt von ihrem “Garten”», berich­tet Thomas Westen­fel­der von der Firma Westen­fel­der Garten- und Landschafts­bau in Eggen­stein-Leopolds­hafen (Kreis Karlsruhe).

Auch die Firma Mohr Garten- und Landschafts­bau in Gondels­heim (Kreis Karls­ru­he) trifft bei ihren Kunden auf null Inter­es­se, was Aufträ­ge für den Rückbau betrifft. «So gut wie niemand kommt auf uns zu», sagt Inhaber Markus Mohr. Er hat jetzt 2000 Stauden gekauft und bietet sie ab Mai auf seiner Website an für einen Euro pro Stück — «für jeden, der einen Quadrat­me­ter seines Schot­ter­gar­tens zurück­baut und dort eine dieser Stauden setzt».