BREMEN (dpa) — Jetzt hat Werder Bremen doch noch reagiert. Trainer Flori­an Kohfeldt ist weg — ein Spiel­tag vor dem Saison­ende. Vereins-Legen­de Thomas Schaaf soll nun den Abstieg verhindern.

Nach der Last-Minute-Trennung vom langjäh­ri­gen Hoffnungs­trä­ger Flori­an Kohfeldt soll Trainer-Veteran Thomas Schaaf Werder Bremen vor dem ersten Abstieg aus der Bundes­li­ga seit 41 Jahren bewahren.

Einen Tag nach der bitte­ren 0:2‑Niederlage im Keller­du­ell beim FC Augsburg beende­ten die Grün-Weißen am Sonntag doch noch die Zusam­men­ar­beit mit dem 38 Jahre alten Kohfeldt, mit dem sie eigent­lich an alte Erfol­ge anknüp­fen wollten. Doch nachdem in der vergan­ge­nen Saison die Rettung erst in der Relega­ti­on gelang, droht nun erneut der Absturz — weshalb die Werder-Bosse sich trotz des ungewöhn­li­chen Zeitpunkts einen Spiel­tag vor Saison­ende für einen Trainer­wech­sel entschieden.

«Leider hatten wir nach dem Spiel in Augsburg nicht mehr die Überzeu­gung, mit Flori­an Kohfeldt den Klassen­er­halt schaf­fen zu können», wurde Sport-Geschäfts­füh­rer Frank Baumann in der Mittei­lung des Clubs zitiert. «Der Trend der letzten zwei Jahre hat uns zu der Überzeu­gung kommen lassen, dass der Mannschaft der Glaube an diese Konstel­la­ti­on verlo­ren gegan­gen ist», sagte Baumann am Tag nach dem Spiel im «Doppel­pass» bei Sport1.

Vergan­ge­ne Saison habe es den Glauben an die Konstel­la­ti­on noch zu hundert Prozent gegeben. Nun sei das nicht mehr der Fall gewesen, sagte Baumann, der trotz der sport­li­chen Talfahrt lange an Kohfeldt festge­hal­ten hatte. Anders als der FC Augsburg, der sich früher von Heiko Herrlich trenn­te und nun mit Markus Weinzierl vorzei­tig den Klassen­er­halt feierte.

Im letzten Saison­spiel gegen Borus­sia Mönchen­glad­bach und in einer mögli­chen Relega­ti­on soll nun Schaaf Werder vor dem Abstieg bewah­ren. «Thomas kann mit seiner Erfah­rung und seiner Art und Weise für Begeis­te­rung sorgen und den Spielern Selbst­ver­trau­en vermit­teln», sagte Baumann über den 60-Jähri­gen, der bereits 14 Jahre Trainer in Bremen war und 2004 mit den Grün-Weißen das Double gewann. «Es ist wichtig, dass wir einen Trainer haben, der keine lange Einge­wöh­nung braucht», sagte Baumann. Schaaf war zuletzt bereits als Techni­scher Direk­tor bei Werder tätig und sollte am Sonntag in Barsing­hau­sen zum Team stoßen, wo die Hansea­ten derzeit ihr Quaran­tä­ne-Trainings­la­ger bezogen haben.

Das Engage­ment des Trainer-Routi­niers ist aber bis zum Saison­ende begrenzt, dann soll ein neuer Chefcoach kommen. Anders als zuletzt soll dieser nicht aus den eigenen Reihen kommen. «Im eigenen Stall haben wir dieses Mal nieman­den, von daher werden wir uns inten­siv mit dem exter­nen Trainer­markt beschäf­ti­gen», sagte Baumann. Zuletzt hatte Werder oft einen Assis­ten­ten oder Jugend-Trainer zum Chefcoach gemacht. So auch bei Kohfeldt, der Ende Oktober 2017 die Nachfol­ge von Alexan­der Nouri angetre­ten hatte.

Lange Zeit galt Kohfeldt als unantast­bar an der Weser. Im ersten Jahr gelang ihm die Rettung, in der darauf folgen­den Saison verfehl­ten die Norddeut­schen nur knapp die inter­na­tio­na­len Plätze. Vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer wurde Kohfeldt zum Trainer des Jahres 2018 ernannt, Werder verlän­ger­te den Vertrag mit dem in Bremen sehr populä­ren Coach bis zum 30. Juni 2023.

Auch nach der katastro­pha­len vergan­ge­nen Spiel­zeit, in der die Rettung erst durch zwei Remis in der Relega­ti­on gegen den 1. FC Heiden­heim gelang, hielt Werder zu Kohfeldt. Doch in dieser Saison ging es weiter bergab, auch weil Werder von den Auswir­kun­gen der Corona­vi­rus-Pande­mie hart getrof­fen wurde und der Kader nicht verstärkt, sondern durch Verkäu­fe weiter geschwächt wurde.

Die finan­zi­el­le Lage in Bremen bleibt prekär. Der Club hat in der Corona-Zeit rund 35 Millio­nen Euro Verlust gemacht. «Wir werden bis Herbst noch einige Bedin­gun­gen erfül­len müssen für die Lizenz», räumte Baumann am Sonntag ein. Zwar könne er eine Insol­venz nicht hundert­pro­zen­tig ausschlie­ßen. Man sei aber «absolut davon überzeugt, dass wir sowohl die sport­li­chen als auch die wirtschaft­li­chen Heraus­for­de­run­gen meistern werden», sagte Baumann. «Kein Werder-Fan muss sich Sorgen um den Fortbe­stand von Werder Bremen machen», sagte Baumann. «Das Insol­venz­ri­si­ko ist sehr, sehr minimal.»

Von Lars Reine­feld, dpa