WEINGARTEN — Werner Hainmül­ler blickt auf ein beweg­tes Leben zurück. Am 24. Dezem­ber 2023 hat der Weingar­te­ner seinen 100. Geburts­tag gefeiert. 

Seine Lebens­ge­schich­te liest sich wie eine lange, spannen­de Reise: Auf elf DIN-A4-Seiten blickt Werner Hainmül­ler auf sein Jahrhun­dert zurück. Die Notizen sind beein­dru­cken­des Zeugnis ein von vielen Umzügen, Krieg und Not, von Ungewiss­heit, Schick­sals­schlä­gen und beruf­li­chen Neuan­fän­gen gepräg­tes Leben – aber auch von großem priva­tem Glück und Erfül­lung in der Familie, in Ehren­amt und Kirche.

1923 in Kassel als Sohn eines Zollbe­am­ten geboren, ist Werner Hainmül­ler vergleichs­wei­se spät sesshaft gewor­den. Sein Weg führte ihn zunächst von Hessen über Nordrhein-Westfa­len an die hollän­di­sche Grenze in den nieder­säch­si­schen Ort Rühlertwist, an den er sich gut erinnert: „Das war für mich als Kind die schöns­te Zeit, da wir dort verschie­dens­te Tiere halten konnten, zum Beispiel ein Reitpferd und sogar ein Schaf“, erzählt er.

Über Fulda und Berlin kam Werner Hainmül­ler 1937 nach Sigma­rin­gen, wo sein Vater Leiter der Zollschu­le wurde. Nach furcht­ba­ren Kriegs­jah­ren als Soldat in der Ukrai­ne, Ungarn und Holland war er im Herbst 1945 „im Leben zurück“, wie er sagt. Wieder in Sigma­rin­gen, trat er zunächst eine Lehrstel­le in der Landwirt­schaft an, absol­vier­te ab 1949 aber schließ­lich eine Ausbil­dung in der Finanz­ver­wal­tung beim Finanz­amt Sigma­rin­gen. Ende 1951 wurde er als Steuer­in­spek­tor an die Dienst­stel­le Bad Waldsee des Finanz­amts Ravens­burg versetzt.

Inzwi­schen hatte er auf einem Fasnets­ball seine Frau Klara kennen­ge­lernt. Die Hochzeit folgte 1950. 1952, als sein Sohn Roland zur Welt kam, zog die Familie nach Bad Waldsee. 1954 wurde sein zweiter Sohn Jürgen geboren. Nach einer schwe­ren Krank­heit wurde Werner Hainmül­ler 1956 an das Finanz­amt in Weingar­ten versetzt – und fand hier seine Heimat.

1978 schied er aus dem aktiven Dienst beim Finanz­amt aus. Im Ruhestand galt seine Leiden­schaft nun dem Ehren­amt: Zusam­men mit seiner Frau leite­te er von 1982 an 20 Jahre lang die Senio­ren-Tanzgrup­pe im Haus am Mühlbach und auch den Pensio­närs-Stamm­tisch des Finanz­amts Ravens­burg. Der gläubi­ge Christ engagier­te sich in der evange­li­schen Kirche sowie im priva­ten Hauskreis. Von 1971 bis 1989 war er Kirchen­ge­mein­de­rat und hielt gerne Kindergottesdienste.

1993 wurde Werner Hainmül­ler als Steuer­be­ra­ter zugelas­sen. „Schwer­punkt meiner Arbeit war die Betreu­ung von Spätaus­sied­lern und Steuer­pflich­ti­gen. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, da ich vielen mit Rat und Tat helfen konnte“, sagt er. Er arbei­te­te bis ins stolze Alter von 88 Jahren – bis 2011, dem Jahr, in dem seine gelieb­te Frau Klara starb.

Heute schaut Werner Hainmül­ler auf ein erfüll­tes, einhun­dert Jahre währen­des Leben zurück. Er hat ein schönes Zuhau­se im Adolf-Gröber-Haus und Freude mit seinen sieben Enkeln und 13 Urenkeln. 

Die Stadt Weingar­ten gratu­liert sehr herzlich zu diesem außer­ge­wöhn­li­chen Geburtstag.