LEUTKIRCH — Als Hanna Articus und Corinna Muderer von der Aktionsreihe „Wert-Vorstellungen“ von „Demokratie leben!“ lasen, war ihnen sofort klar, dass sie sich hier melden würden. Die beiden Sozialpädagoginnen haben vor zwei Jahren die „Räume für Menschen“ gegründet. Ihre Angebote richten sich an Eltern, Familien und alle, die Räume suchen, in denen sie bei sich selbst und mit anderen sein können. Dafür haben sie maßgeschneiderte Kurse und Familienangebote konzipiert, beispielsweise einen für Eltern mit dem vielsagenden Titel „Zartbitter“. Werte sind sozusagen ihr tagtägliches Handwerkszeug.
„Die Werte, die unser Handeln in den Räumen für Menschen beeinflussen, sind Verbindung und Menschlichkeit“, so Muderer. Verbindung zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zu unserer Umwelt. Articus und Muderer beobachten, dass diese Verbindung häufig im Alltag eine nebensächliche Rolle spielt und geben ihr deswegen einen besonderen Raum. Es geht darum, sich selbst und seine Bedürfnisse zu spüren, zu beantworten und auch die seiner Mitmenschen wahrzunehmen und zu achten. Besonders die Verbindung zwischen Eltern und ihren Kindern ist besonders wichtig und wegweisend.
Hier geht es unter darum, sich mit seiner eigenen Menschlichkeit auseinanderzusetzen und die Verbindung mit den eigenen Kindern zu stärken. Für die beiden vereint der Wert Menschlichkeit Vielfalt, Nächstenliebe, Verletzlichkeit, Fehlerbewusstsein und die unverwechselbare Einzigartigkeit eines jeden Menschen. Muderer und Articus gehen davon aus, dass jedes menschliche Verhalten einen guten Grund hat. „Oft wurstelt man sich ja einfach so durch den Alltag. Und handelt so oder so, weil man es halt schon immer so gemacht hat.
Oder aufgrund gewisser Ängste, zum Beispiel aus der Sehnsucht nach Zugehörigkeit heraus“, sagt Articus. Manchmal handeln Menschen auch aus offenen Bedürfnissen, alten Verletzungen oder aus einem Mangelgefühl heraus und „schaden“ dadurch zeitweise sich selbst oder ihren Mitmenschen. Dann können Werte als hilfreiche Brücke dienen, wenn wir darüber reflektieren: „Wie will ich denn handeln? Was ist mir wichtig? Was sind meine Werte und entspricht mein Verhalten diesen Werten?“, so Muderer. In den Räumen für Menschen haben Eltern die Möglichkeit, ihre Werte kennen zu lernen, zu überprüfen, sich für neue zu entscheiden und sie in Handlung zu übersetzen.
Die Wert-Vorstellungen sind eine lose Reihe, die von der Partnerschaft für Demokratie Leutkirch-Aichstetten-Aitrach ins Leben gerufen wurden. Einrichtungen, Vereine und Institutionen stellen dabei jene Werte vor, die für sie besonders wichtig sind. Entstanden ist die Reihe im Zuge des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr, als vielen auf einmal bewusster wurde, was ihnen eigentlich wichtig ist.
Wer sich ebenfalls mit einer Wert-Vorstellung beteiligen möchte, kann sich wenden an: maria.hoenig@stiftung-st-anna.de oder unter 0151 – 750 627 91.