GENF/BERLIN (dpa) — Die nächs­te Pande­mie ist nur eine Frage der Zeit, sind Exper­ten überzeugt. Um Signa­le möglichst früh zu sehen und Risiken besser einschät­zen zu können, entsteht in Berlin jetzt ein Frühwarnzentrum.

In Berlin wird an diesem Mittwoch das neue Pande­mie­früh­warn­zen­trum der Weltge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (WHO) eröff­net. Dort sollen die Fäden aus aller Welt zusam­men­lau­fen, um Bedro­hun­gen wie durch das Corona­vi­rus früh zu erkennen.

Dann könnten Regie­run­gen recht­zei­tig Maßnah­men verhän­gen und etwa Verhal­tens- oder Reise­emp­feh­lun­gen ausspre­chen. An der Eröff­nung nehmen Bundes­kanz­le­rin Angela Merkel, Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (beide CDU) und WHO-General­di­rek­tor Tedros Adhanom Ghebrey­e­sus teil.

Warnung vor neuem Virus

Gesund­heits­exper­ten warnen, dass das Auftau­chen eines neuen Virus mit weltwei­ten Gefah­ren nur eine Frage der Zeit ist. Signa­le müssten syste­ma­tisch überwacht werden. Die Hoffnung ist, dass dann früher und konse­quen­ter gehan­delt wird als nach dem Ausbruch der Corona-Pande­mie Anfang vergan­ge­nen Jahres. «Eine wesent­li­che Grund­la­ge für den Kampf gegen zukünf­ti­ge Pande­mien sind Daten», sagte Bundes­kanz­le­rin Merkel im Mai, als der Beschluss für dieses Zentrum fiel. «Daten, die, wenn sie mit den richti­gen Analy­se­werk­zeu­gen gebün­delt und verar­bei­tet werden, Erkennt­nis­se liefern, die wir niemals allei­ne oder zumin­dest nicht so schnell entde­cken könnten.»

Das Zentrum soll mithil­fe von künst­li­cher Intel­li­genz Unmen­gen von Daten analy­sie­ren. Dabei geht es etwa um Tierge­sund­heit, ungewöhn­li­che Krank­hei­ten bei Menschen, Verhal­tens­än­de­run­gen der Menschen, Klima­wan­del­fol­gen oder Bevöl­ke­rungs­ver­schie­bun­gen. Model­le sollen helfen, mögli­che Risiken besser einzuschätzen.

RKI unter­stützt

Die Bundes­re­gie­rung hat 30 Millio­nen Euro zur Verfü­gung gestellt. Unter anderem soll die Exper­ti­se des Robert Koch-Insti­tuts, der Berli­ner Chari­té — sie ist eine der größten Univer­si­täts­kli­ni­ken Europas — sowie des Hasso-Platt­ner-Insti­tuts für Digital Enginee­ring einfließen.

Solche Daten sammeln bislang neben der WHO auch die UN-Ernäh­rungs- und Landwirt­schafts­or­ga­ni­sa­ti­on (FAO) und die Weltor­ga­ni­sa­ti­on für Tierge­sund­heit (OIE). Das Zentrum braucht aber auch Zulie­fe­run­gen durch Regie­run­gen, Labore und wissen­schaft­li­chen Institute.

Chinas Koope­ra­ti­ons­wil­le fraglich

Die WHO-Unter­su­chung über den Ursprung des Corona­vi­rus wirft generell kein gutes Licht auf den Koope­ra­ti­ons­wil­len. China hat dem WHO-Team bei seinem von Peking monate­lang hinaus­ge­zö­ger­ten Besuch wichti­ge Daten über die ersten bekann­ten Corona-Patien­ten vorent­hal­ten. Als Grund wurde der Persön­lich­keits­schutz der Patien­ten angege­ben, obwohl solche Daten völlig anony­mi­siert aufbe­rei­tet werden können.