BERLIN (dpa) — Zwei Bundes­mi­nis­ter, die gegen­ein­an­der antre­ten, eine Stadt, in der die AfD so gar nicht gut ankommt, eine vierfa­che Premie­re in Baden-Württem­berg: Hier gibt es Wahlkreis-Wissen zur Bundestagswahl.

Auch abseits der ganz großen Berli­ner Politik-Bühne hat es am Sonntag Überra­schun­gen, Premie­ren und promi­nen­te Namen gegeben. Ein Blick auf einige beson­de­re Wahlkreise.

Bundes­mi­nis­ter gegen Bundesminister

Bundes­au­ßen­mi­nis­ter Heiko Maas (SPD) hat das Duell gegen Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Altmai­er (CDU) um das Direkt­man­dat im Wahlkreis Saarlou­is gewon­nen. Maas kam nach dem vorläu­fi­gen Ergeb­nis auf 36,7 Prozent der Stimmen, Altmai­er auf 28,0, wie die Landes­wahl­lei­te­rin am Sonntag­abend mitteil­te. Es war das bundes­weit einzi­ge Duell zweier Bundes­mi­nis­ter um ein Direkt­man­dat für den Bundes­tag. Bei der Bundes­tags­wahl 2017 war es noch anders­her­um: Damals war Altmai­er als Sieger vom Platz gegan­gen. Maas (55) war damals über die SPD-Landes­lis­te in den Bundes­tag gerückt. Sowohl Maas als auch Altmai­er kommen gebür­tig aus dem Kreis.

Potsda­mer Duell der Kanzlerkandidaten

SPD-Kanzler­kan­di­dat Olaf Scholz hat den Wahlkreis Potsdam als Direkt­kan­di­dat mit deutli­chem Vorsprung für sich entschie­den. Scholz kam bei der Bundes­tags­wahl am Sonntag auf 34,0 Prozent, wie der Landes­wahl­lei­ter Branden­burg mitteil­te. Auf dem zweiten Platz in dem Promi-Wahlkreis lag Grünen-Kanzler­kan­di­da­tin Annale­na Baerbock mit 18,8 Prozent. Das Ergeb­nis im Wahlkreis 61 (Potsdam — Potsdam-Mittel­mark II — Teltow-Fläming II) wurde bundes­weit mit Spannung verfolgt, da gleich zwei Kanzler­kan­di­da­ten um ein Mandat rangen.

Kein gutes Pflas­ter für die AfD

Münster in Nordrhein-Westfa­len bleibt weiter­hin kein gutes Pflas­ter für die AfD. Laut vorläu­fi­gem Endergeb­nis kommt die Partei bei der Bundes­tags­wahl auf 2,9 Prozent der Zweit­stim­men. Damit liegt sie 2,1 Prozent­punk­te unter dem Ergeb­nis von 2017. Bundes­weit hatte die Alter­na­ti­ve für Deutsch­land in der Studen­ten- und Bischofs­stadt bereits bei der Bundes­tags­wahl 2017 mit 4,9 Prozent die wenigs­ten Zweit­stim­men bekom­men. Schwä­cher waren die Rechts­po­pu­lis­ten bei der Wahl vor vier Jahren in keinem anderen Wahlkreis.

Olympia­sie­ger gewinnt gegen Maaßen

Ex-Bundes­ver­fas­sungs­schutz­prä­si­dent Hans-Georg Maaßen (CDU) ist mit seiner Kandi­da­tur für ein Direkt­man­dat im Bundes­tag deutlich geschei­tert. Der umstrit­te­ne CDU-Politi­ker kam nach Auszäh­lung aller Stimmen im südthü­rin­ger Wahlkreis 196 auf 22,3 Prozent der Erststim­men. Sein SPD-Kontra­hent, der Olympia­sie­ger und Ex-Biath­lon-Bundes­trai­ner, Frank Ullrich, holte das Direkt­man­dat mit 33,6 Prozent der Erststimmen.

Grüne feiern Premie­ren im Südwesten

Erstmals haben die Grünen bei einer Bundes­tags­wahl Direkt­man­da­te im Südwes­ten erobert. Grünen-Spitzen­kan­di­da­tin Franzis­ka Brant­ner (42) holte das erste Direkt­man­dat für ihre Partei in Baden-Württem­berg am Sonntag­abend in Heidel­berg. Im Wahlkreis Stutt­gart I setzte sich Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir (55) durch. Und in Freiburg und Karls­ru­he siegten die jungen Kandi­da­tin­nen Chantal Kopf (26) und Zoe Mayer (26).

Schlap­pe für Kretschmann-Sohn

Johan­nes Kretsch­mann, der Sohn des grünen Minis­ter­prä­si­den­ten, hat im Kampf um das Direkt­man­dat im Wahlkreis Zollernalb-Sigma­rin­gen klar verlo­ren. Der 43 Jahre alte Grünen-Politi­ker lande­te klar hinter dem CDU-Kandi­da­ten Thomas Bareiß, wie das Landrats­amt Sigma­rin­gen am Sonntag­abend mitteilte.

Bekann­te CDU-Namen verlie­ren ihre Direktmandate

Mit Kanzler­amts­chef Helge Braun, Landwirt­schafts­mi­nis­te­rin Julia Klöck­ner und Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rin Annegret Kramp-Karren­bau­er verpass­ten drei weite­re CDU-Polit-Promis die Direkt­man­da­te. Klöck­ner erreich­te im Wahlkreis Kreuz­nach in Rhein­land-Pfalz laut Landes­wahl­lei­ter nur 29,1 Prozent — und verlor damit gegen den Konkur­ren­ten von der SPD. So erging es auch Braun, der in seinem hessi­schen Wahlkreis Gießen 29,6 Prozent der Erststim­men bekam. Im Wahlkreis Saarbrü­cken verlor Kramp-Karren­bau­er mit 25,1 Prozent der Stimmen. Kramp-Karren­bau­er hatte das Direkt­man­dat im Wahlkreis Saarbrü­cken für die CDU zurück­er­obern wollen, nachdem dieses 2017 an die SPD gegan­gen war.

Und: Auch der CDU-Bundes­tag­ab­ge­ord­ne­te Philip Amthor verlor in seinem Wahlkreis in Mecklen­burg-Vorpom­mern gegen den SPD-Politi­ker Erik von Malott­ki. Amthor lande­te damit nur auf dem dritten Platz — noch hinter dem AfD-Politi­ker Enrico Komning (24,3 Prozent).

Direkt­man­dat in Merkels Wahlkreis geht an SPD

Nach mehr als 30 Jahren hat die CDU bei einer Bundes­tags­wahl nicht das Direkt­man­dat in Angela Merkels bishe­ri­gem Wahlkreis geholt. Für den Wahlkreis 15 zieht nun die 27-jähri­ge Anna Kassaut­z­ki von der SPD mit 24,3 Prozent der Erststim­men in den Bundes­tag ein, wie auf der Homepage der Landes­wahl­lei­te­rin veröf­fent­licht wurde. Auf Platz zwei lande­te im Wahlkreis Vorpom­mern-Rügen — Vorpom­mern-Greifs­wald I Merkels Nachfol­ger als CDU-Direkt­kan­di­dat, der 33-jähri­ge Georg Günther. Für ihn stimm­ten 20,4 Prozent der Wähle­rin­nen und Wähler. Er lag damit nur knapp vor Leif-Erik Holm von der AfD (19,9 Prozent). Die schei­den­de Bundes­kanz­le­rin holte seit 1990 acht Mal in Serie das Bundes­tags­di­rekt­man­dat in Vorpom­mern. Dieses Jahr war sie nicht mehr zur Wahl angetreten.