FRIEDRICHSHAFEN — Knapp hundert Bürge­rin­nen und Bürger kamen zur Bürger­infor­ma­ti­on im Graf-Zeppe­lin-Haus, folgten den Vorträ­gen und tausch­ten sich im Anschluss im Foyer an den Infostän­den mit den Exper­ten aus. Zum Auftakt begrüß­te Erster Bürger­meis­ter Fabian Müller: „Unser Anspruch ist, Ihnen heute – gerade in dieser unsiche­ren Zeit – Infor­ma­tio­nen zu geben: Über was sprechen wir beim kommu­na­len Wärme­plan? Um was geht es? Wo wollen wir hin?“ Wichtig sei, den kommu­na­len Wärme­plan als Instru­ment zu verste­hen, mit dem Weichen gestellt und aus dem konkre­te Maßnah­men abgelei­tet werden können. „Der kommu­na­le Wärme­plan soll Ihnen Orien­tie­rung geben, wenn Sie Ihre zukünf­ti­ge Wärme­ver­sor­gung planen und er soll Ihnen zeigen, welche Maßnah­men möglich und sinnvoll sind.“

Mit der Ausar­bei­tung des kommu­na­len Wärme­plans hat die Stadt Fried­richs­ha­fen das Stadt­werk am See (SWSee) beauf­tragt. Noch ist der Wärme­plan im Entwurfs­sta­di­um, „im März 2024 soll der Gemein­de­rat dann den Beschluss dazu fassen“, erläu­ter­te Stefa­nie Fritz, die Leite­rin des Amtes für Stadt­pla­nung und Umwelt. Zudem werde die Stadt, neben den Förde­run­gen von Bund und Land, die eigenen Förder­pro­gram­me anpas­sen: „Die Wärme­wen­de ist eine Aufga­be, die wir nur gemein­sam schaf­fen und bei der wir Sie unter­stüt­zen wollen.“

Den aktuel­len Stand der Wärme­pla­nung erläu­ter­te Andre­as Bachmai­er, SWSee: Analy­siert wurde bisher der Bestand, also die vorhan­de­ne Gebäu­de­struk­tur und die aktuel­le Wärme­er­zeu­gung im Wohnbe­reich, derzeit noch überwie­gend mit den fossi­len Energie­trä­gern Gas und Öl. Neben der Bestands­ana­ly­se wird im Wärme­plan auch das Einspar­po­ten­zi­al, etwa durch Gebäu­de­sa­nie­run­gen, unter­sucht – und schließ­lich die Poten­zia­le der künfti­gen Nutzung von regene­ra­ti­ven Energien betrach­tet. „Das höchs­te Poten­zi­al für eine Entwick­lung in Richtung erneu­er­ba­re Wärme bietet in Fried­richs­ha­fen Seether­mie“, so Bachmai­er. Schließ­lich werden im Wärme­plan fünf Maßnah­men definiert, die in den nächs­ten fünf Jahren begon­nen werden sollen, um die kommu­na­le Wärme­wen­de auf den Weg zu bringen: Eine Zielnetz­pla­nung zum Aufbau von Wärme­net­zen im Stadt­ge­biet, thermi­sche Seewas­ser­nut­zung, Abwas­ser­nut­zung beim Klärwerk, eine Machbar­keits­stu­die zur Abwär­me­nut­zung der Indus­trie sowie eine Machbar­keits­stu­die Wärme­netz Ailin­gen. Wichtig laut Bachmai­er: „Die kommu­na­le Wärme­pla­nung ist eine überge­ord­ne­te, strate­gi­sche Planung und kein Quartiers­kon­zept.“ In sieben Jahren stehe dann die Fortschrei­bung des Wärme­plans an.

Und was sollte der Hausei­gen­tü­mer nun tun? Alfred Keller, Obermeis­ter der Sanitär-Heizung-Klima Innung Boden­see­kreis, empfahl zunächst einmal, die vorhan­de­ne Heizungs­an­la­ge zu prüfen und zu optimie­ren. Und wenn dann ein Heizungs­tausch anste­he, dann gelte es gemein­sam mit dem Handwerk zu schau­en, was konkret vor Ort sinnvoll und möglich ist – ob Seether­mie, Wärme­netz, Wärme­pum­pe, Solar­ther­mie oder Biomas­se, also Holzhack‑, Pellets- oder Holzscheit­hei­zung. Da sei dann auch der Blick in die Wärme­pla­nung hilfreich, der Orien­tie­rung geben könne.

Auch Micha­el Maucher von der Energie­agen­tur Ravens­burg beton­te: „Wir alle haben genügend Zeit, bestehen­de Heizun­gen auszu­tau­schen.“ Bei einer defek­ten Heizung gebe es im geänder­ten Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz ausrei­chend Übergangs­fris­ten, Förder­pro­gram­me würden bei der Inves­ti­ti­on helfen. Wichtig sei bei der Entschei­dung auch, dass die steigen­den Verbrauchs­kos­ten für Öl und Gas einbe­rech­net würden: Der Preis für Heizöl werde aufgrund der CO2-Abgabe von 10 Cent pro Liter in diesem Jahr schon in zwei Jahren auf 17 Cent steigen; bei Gas von aktuell 0,7 Cent pro Kilowatt­stun­de auf 1,3 Cent im Jahr 2025. Und er betont ebenfalls: „Optimie­ren Sie jetzt Ihre bestehen­de Heizungs­an­la­ge, lassen Sie einen hydrau­li­schen Abgleich machen, das lohnt sich wirklich. Denn die Wärme­wen­de bedeu­tet: Energie einspa­ren, Energie effizi­ent nutzen und Erneu­er­ba­re Energien einsetzen.“

Info: Der Entwurf der kommu­na­len Wärme­pla­nung liegt noch bis Montag, 15. Januar im Techni­schen Rathaus und online unter www.friedrichshafen.de/wärmeplan aus.