HOLLYWOOD (dpa) – Statt einer virtu­el­len Zeremo­nie wie noch bei den Golden Globes im Febru­ar wurde bei den Oscars wieder der rote Teppich ausge­rollt. Die Stars mit ihren Looks die Rückkehr ins Leben.

Als hätten alle auf diesen einen Moment hinge­fie­bert, die Designer, die Stylis­ten, die Stars sowie­so. Auch wenn die Pande­mie dazu führte, dass die diesjäh­ri­ge Oscar-Verlei­hung in einem deutlich kleine­ren Rahmen statt­fin­den musste, in der Mode war von Zurück­hal­tung wenig zu spüren.

Kräfti­ge Farben, teils opulen­te Formen und außer­ge­wöhn­li­che Kombi­na­tio­nen prägten das Bild – für Frauen, aber auch für Männer. Als Gegen­pol: klares Weiß. Vielleicht eine Hommage an das medizi­ni­sche Perso­nal? Im Vorfeld hatten die Veran­stal­ter noch schrift­lich gemahnt, auf Casual-Looks zu verzich­ten. Zu groß war wohl die Sorge, der Hausan­zug wäre inzwi­schen das neue Abend­kleid. Dass einige Stars dann sogar in Gold erschie­nen, ließ sie selbst wie ein Oscar funkeln.

Hier einige der modischen Tops und Flops der diesjäh­ri­gen Oscar-Nacht:

- Top: Regina King eröff­ne­te die Zeremo­nie – und sie tat es mit breiten Schul­tern. Wer will, darf darin ein gesell­schaft­li­ches State­ment lesen: Wir (Frauen, nicht-weiß) erobern uns mehr Platz in Hollywood.

- Top: Das ist Glamour pur! Carey Mulligan in einer golde­nen Bustier­ro­be mit weit ausla­den­dem Rockteil von Valentino.

- Flop: 2001 sorgte Björk mit ihrem Schwa­nen­kleid für den wohl größten Mode-Flop der Oscar-Geschich­te. Mit diesem Vergleich muss seither jede Frau leben, die in üppige weiße Federn steigt. So wie jetzt Laura Dern. Auch wenn ihre Kombi­na­ti­on mit dem schwar­zen Stehkra­gen­ober­teil deutlich elegan­ter war.

- Top: Der ganz große Wow-Effekt kommt dieses Mal von Giorgio Armani. Er kleide­te Amanda Seyfried mit einer leuch­tend roten Tüllro­be mit tiefem V‑Ausschnitt ein. Für solche Auftrit­te haben wir den roten Teppich vermisst.

- Flop: Weil alle nur Augen für die neue Bob-Frisur von Halle Berry hatten, entging ihnen die Stoff­wulst auf ihrem Kleid. Was dem Entwurf von Dolce & Gabba­na leider die Raffi­nes­se nimmt.

- Top: Die Sänge­rin Tiara Thomas kam in einem sehr styli­schen weißen Hosen­an­zug. Das ist schon mal ein «Top». Und ein zweites dafür, wie selbst­be­stimmt sie ihr sehr tiefes Dekol­le­té präsentiert.

- Flop: Wenn die erste Assozia­ti­on «Schwimm­flü­gel» heißt, ist ein Kleid für jede konstruk­ti­ve Stilkri­tik verlo­ren. Damit leben muss nun: Angela Bassett.

- Top: Wie dieses in zarten Tönen floral bedruck­te Chiffon­kleid von Gucci den Babybauch von Oscar-Gewin­ne­rin (Bestes Origi­nal­dreh­buch) Emerald Fennell umschmei­chel­te: einfach nur schön.

- Top: Crocs durch­leb­ten eine erstaun­li­che Entwick­lung, von der potthäss­li­chen Stilsün­de zum Trend­schuh. Und nun haben es die löchri­gen Pantof­feln gar auf den roten Teppich geschafft, in einer golde­nen Varian­te an den Füßen des Musik­pro­du­zen­ten Questlove.

- Flop: Viele werden es als einen mutigen Bruch mit Konven­tio­nen feiern. Doch weil weiße Sneak­er inzwi­schen so allge­gen­wär­tig sind, hätte Regis­seu­rin Chloé Zhao bei diesem Anlass doch besser darauf verzich­tet. Einen Oscar gewann sie trotzdem.

- Top: Leslie Odom Jr. bekam zwar keinen Oscar, sah aber wenigs­tens aus wie einer: in seinem doppel­rei­hi­gen Anzug von Brioni. Aus einem mit echten Goldfä­den geweb­ten Jacquard­stoff, wie ihn sonst angeb­lich nur noch der Vatikan verwendet.

- Flop: Männer und Pink sind immer eine heikle Kombi­na­ti­on. Männer komplett in Pink sind eine Zumutung. Auch wenn Versace im Etikett steht. Sorry, Colman Domingo.

- Top: Die gelb-schwar­zen Smokings (Dolce & Gabba­na) von Travon Free und Martin Desmond Roe hätten eigent­lich gute Chancen auf einen Platz im «Flop»-Ranking gehabt. Doch weil im Jacke­n­in­nen­fut­ter die Namen durch Polizis­ten getöte­ter Menschen einge­stickt waren, gibt es dann doch ein «Top».

Von Axel Botur, dpa