STUTTGART (dpa/lsw) — Wieder halten Ausein­an­der­set­zun­gen mitten in Stutt­gart die Polizei auf Trab. Hunder­te Jugend­li­che feiern in der Stadt, bis Polizis­ten einschrei­ten. Sie werden angegrif­fen, belei­digt, es fliegen Flaschen. Nun könnten massi­ve Schrit­te folgen.

Erneut marschiert die Polizei auf, wieder fliegen Flaschen, es wird belei­digt und gesto­ßen: In der Stutt­gar­ter Innen­stadt sind am späten Samstag­abend bei Ausein­an­der­set­zun­gen zahlrei­cher Jugend­li­cher mit der Polizei mehre­re Polizis­ten verletzt und junge Randa­lie­rer vorläu­fig festge­nom­men worden. Auch in Heidel­berg war die Polizei an der Neckar­wie­se wieder im Einsatz.

Nach Angaben der Stutt­gar­ter Polizei hatten sich teilwei­se zwischen 500 und 600 Menschen an der populä­ren Freitrep­pe am Schloss­platz versam­melt, die bereits am Abend zuvor geräumt worden war. Die Stimmung sei in der Nacht zum Sonntag gekippt, als Polizis­ten Feiern­de wegen des gelten­den Alkohol­ver­bots und der Corona-Aufla­gen für Versamm­lun­gen anspra­chen. «Offen­bar kam es dort unver­mit­telt zu Flaschen­wür­fen in Richtung der Einsatz­kräf­te», sagte ein Polizeisprecher.

Als die Polizei­be­am­ten die Freitrep­pe erneut räumten, flogen weite­re Flaschen, Polizis­ten wurden nach eigenen Angaben massiv belei­digt und es kam zu Ausein­an­der­set­zun­gen. Auch Pfeffer­spray sei einge­setzt worden, hieß es.

Insge­samt wurden laut Polizei sechs Menschen vorläu­fig festge­nom­men, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Fünf Polizis­ten seien verletzt worden, bis sich die Lage in der Innen­stadt gegen 2.00 Uhr am Sonntag­mor­gen beruhigte.

«Es ist verständ­lich, dass es die Menschen nach der langen Durst­stre­cke ins Freie zieht — solan­ge das fried­lich und im Rahmen der gelten­den Regeln geschieht», sagte der baden-württem­ber­gi­sche Innen­mi­nis­ter Thomas Strobl am Sonntag nach dem Polizei­ein­satz. Das Verhal­ten an der Freitrep­pe sei dagegen «völlig unver­ständ­lich und absolut inakzep­ta­bel» gewesen.

Seit dem vergan­ge­nen Donners­tag müssen Stutt­gar­ter erstmals seit Wochen nicht mehr um 22.00 Uhr zuhau­se sein. Das Alkohol­ver­bot an vielen öffent­li­chen Plätzen in Stutt­gart besteht aller­dings weiter. Nun könnten schär­fe­re Aufla­gen folgen: Nach dem Großein­satz prüfen Stadt und Polizei ein Verweil­ver­bot für die belieb­ten Berei­che in der City. «Das würde bedeu­ten, dass man an den kommen­den Wochen­en­den zwischen 22.00 und 6.00 Uhr zwar noch durch die Innen­stadt gehen darf, man kann sich dann aber nicht mehr dort nieder­las­sen», sagte ein Polizei­spre­cher am Sonntag. Zuvor hatten die «Stutt­gar­ter Nachrich­ten» berich­tet, das mögli­che Verbot beträ­fe den Schloss­platz, den Kleinen Schloss­platz und das Gebiet um den Ecken­see am Landtag.

Die Bilder aus der Stutt­gar­ter Nacht wecken Erinne­run­gen an die sogenann­te Stutt­gar­ter Krawall­nacht im Juni 2020. Damals hatten Dutzen­de Menschen, vor allem junge Männer, in der Stutt­gar­ter City randa­liert. Zahlrei­che Polizei­be­am­te waren verletzt und Schau­fens­ter von Geschäf­ten zerstört worden. Die Vorfäl­le hatten bundes­weit Schlag­zei­len und Debat­ten ausge­löst, Dutzen­de Betei­lig­te wurden bereits verhaf­tet, viele zu mehrjäh­ri­gen Haftstra­fen verur­teilt. «Das ist aber nicht vergleich­bar», sagte ein Polizei­spre­cher am Sonntag. Die Stimmung sei zwar aggres­siv gewesen und aufge­heizt, aber keines­wegs in diesem Maß.

Auch in Heidel­berg griff die Polizei nach den jüngs­ten Ausschrei­tun­gen an der Neckar­wie­se erneut ein: Die Stadt sei am späten Abend an einigen Stellen so voll gewesen, dass es kaum möglich gewesen sei, durch die Straße zu kommen, teilte die Polizei mit. Es seien spezi­ell geschul­te Kommu­ni­ka­ti­ons­be­am­te einge­setzt worden. Zwischen 80 und 100 Jugend­li­che und junge Erwach­se­ne seien dennoch aggres­siv und provo­kant aufge­tre­ten. Gegen mehre­re Menschen werde nach Ausein­an­der­set­zun­gen wegen Körper­ver­let­zung ermittelt.