BERLIN (dpa) — Viele hoffen auf einen ruhigen Corona-Sommer. Doch ein Blick auf die Zahlen zeigt: Das Virus verbrei­tet sich wieder rascher.

In Deutsch­land werden wieder deutlich mehr Corona-Infek­tio­nen regis­triert. Das Robert Koch-Insti­tut (RKI) gab die bundes­wei­te Sieben-Tage-Inzidenz am Diens­tag­mor­gen mit 447,3 an.

Das ist ein markan­ter Sprung im Vergleich zu 331,8 am Vortag. (Vorwo­che: 199,9; Vormo­nat: 477,0). Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) kommen­tier­te den Anstieg auf Twitter so: «Eine Sommer­wel­le war zu erwarten.»

Schutz­maß­nah­men wurden runtergefahren

Die Inzidenz hatte im März einen Wert von mehr als 1700 erreicht und war dann bis Ende Mai unter 200 gesun­ken. Nun ist sie wieder mehr als doppelt so hoch. Eine drama­ti­sche Belas­tung des Gesund­heits­sys­tems sehen Exper­ten aber bislang nicht. Ein Grund für den Anstieg dürfte die Verbrei­tung des Omikron-Subtyps BA.5 sein, der zu mehr Anste­ckun­gen führt. Auch das Verhal­ten der Bevöl­ke­rung mit mehr Kontak­ten und weniger Schutz­maß­nah­men dürfte eine Rolle spielen.

Freiwil­li­ges Tragen von Masken im Innen­raum und eine vierte Impfung seien jetzt das beste Gegen­mit­tel, schrieb Lauter­bach bei Twitter. Aller­dings empfiehlt die Ständi­ge Impfkom­mis­si­on Stiko den zweiten Booster bislang nur für Teile der Bevöl­ke­rung, unter anderem für Menschen ab 70 Jahren, Perso­nal in medizi­ni­schen Einrich­tun­gen und Pflege­ein­rich­tun­gen sowie Menschen mit Immunschwäche.

Die Inzidenz liefert kein vollstän­di­ges Bild der Infek­ti­ons­la­ge. So gehen Exper­ten seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfass­ter Fälle aus — vor allem, weil längst nicht alle Infizier­ten einen PCR-Test machen lassen. Und nur positi­ve PCR-Tests zählen in der Statis­tik. Zudem können Nachmel­dun­gen oder Übermitt­lungs­pro­ble­me zur Verzer­rung einzel­ner Tages­wer­te führen.

Die Gesund­heits­äm­ter in Deutsch­land melde­ten dem RKI zuletzt 105 840 Corona-Neuin­fek­tio­nen und 107 Todes­fäl­le inner­halb eines Tages. Ein Vergleich mit den Werten der Vorwo­che ist wegen sehr einge­schränk­ter Meldun­gen am Pfingst­mon­tag (6. Juni) nicht sinnvoll. Generell schwankt die Zahl der regis­trier­ten Neuin­fek­tio­nen und Todes­fäl­le deutlich von Wochen­tag zu Wochen­tag, da insbe­son­de­re am Wochen­en­de immer mehr Bundes­län­der nicht ans RKI übermit­teln und ihre Fälle im Wochen­ver­lauf nachmelden.