BIBERACH — Auf dem Biber­acher Markplatz ist ein Graffi­ti von Street­art­künst­ler Daniel Schus­ter (Daschu) entstan­den. Es zeigt ein Wieland-Porträt und ein Zitat Wielands zum Kosmo­po­li­tis­mus (Weltbür­ger­tum). Flankiert wird es von einem Projekt der Wieland-Stiftung mit der Univer­si­tät Konstanz, das in den nächs­ten Tagen und Wochen reali­siert wird. 

„Ich freue mich über dieses Graffi­ti, da es sich zentral in der Stadt befin­det und Wieland auf diese Art ein moder­nes Denkmal setzt. Passan­ten können sich von dieser Street­art-Kunst und dem Zitat inspi­rie­ren lassen und sich auch später noch über Wieland und die Idee des Kosmo­po­li­tis­mus – auch in unserer Gegen­wart infor­mie­ren“, so Oberbür­ger­meis­ter Norbert Zeidler. 

Wieland und der Kosmopolitismus
Auf der Treppe steht ein Zitat aus dem Essay Das Geheim­nis des Kosmo­po­li­ten­or­dens mit folgen­dem Wort-laut: „Die Kosmo­po­li­ten (Weltbür­ger) betrach­ten alle Völker des Erdbo­dens als ebenso viele Zweige einer einzi­gen Familie, und das Univer­sum als einen Staat, worin sie mit unzäh­li­gen andern vernünf­ti­gen Wesen Bürger sind, um (..) die Vollkom­men­heit des Ganzen zu beför­dern, indem jedes nach seiner beson­de­ren Art und Weise für seinen Wohlstand geschäf­tig ist.“

Bereits vor Erschei­nen dieses Aufsat­zes widmet sich Wieland in seinen litera­ri­schen Werken wie etwa der Geschich­te der Abderi­ten dem Ideal eines Weltbür­ger­tums. Wieland war ein bedeu­ten­der Vertre­ter des Kosmo­po­li­tis­mus. Laut Histo­ri­schem Wörter­buch der Philo­so­phie wurde die Entwick­lung des Kosmo­po­li­tis­mus durch die Schrif­ten von Chris­toph Martin Wieland maßgeb­lich beför­dert. Wieland ist nach seiner Zeit in Biber­ach für ein paar Jahre Philo­so­phie­pro­fes­sor in Erfurt. Doch er ist eher ein Verfech­ter der prakti­schen Philo­so­phie als dass er auf das Lehren der philo­so­phi­schen Ideen­ge­schich­te setzt. Philo­so­phie sollte nach Wieland aufs Leben angewandt werden. In diesem Sinne wird das Graffi­ti auch von einem Projekt von der Wieland-Stiftung mit der Univer­si­tät Konstanz begleitet. 

Koope­ra­ti­on mit Univer­si­tät Konstanz
Die Anbrin­gung des Graffi­tis wird flankiert von einem Studie­ren­den­pro­jekt der Univer­si­tät Konstanz unter der Leitung von Dr. Sarah Seidel und in Koope­ra­ti­on mit der Chris­toph Martin Wieland-Stiftung Biber­ach. Die Studie­ren­den aus dem Haupt­se­mi­nar „Kosmo­po­li­tis­mus“ im Fachbe­reich Literatur‑, Kunst- und Medien­wis­sen­schaf­ten erarbei­ten in Kürze zusam­men mit der Biber­acher Agentur 2einhalb Videos, die sich mit dem Konzept des Weltbür­ger­tums befas­sen. Unter anderem ist auch die neue Treppe Kulis­se für die Videos. Die Videos werden inner­halb der nächs­ten Wochen erstellt und bei einem späte­ren Termin in Biber­ach präsen­tiert. Ebenfalls sollen diese Videos über einen QR-Code am Graffi­ti zugäng­lich gemacht werden und über die sozia­len Medien verteilt werden. An dem Projekt wirken auch Studie­ren­de der Akade­mie für dar-stellen­de Kunst Ulm (AdK) mit, die die Texte der Litera­tur­stu­die­ren­den profes­sio­nell einspre­chen. Die Initia­to­rin­nen des Projekts wünschen sich einen gesell­schaft­li­chen Mehrwert: „Das Graffi­ti und das gesam­te Projekt sollen zum Nachden­ken über die Idee des Weltbür­ger­tums anregen und Raum für aktuel­le Anknüp­fungs­punk­te geben“, so Dr. Sarah Seidel und Dr. Kerstin Bönsch. 

Initia­to­ren und Sponsoren
Das Projekt ist von der Chris­toph Martin Wieland-Stiftung initi­iert und wird von der Univer­si­tät Konstanz beglei­tet. Darüber hinaus besteht eine Koope­ra­ti­on mit der Akade­mie für darstel­len­de Kunst Ulm (AdK). Für Konzept und Umset­zung des Graffi­tis ist Street­art­künst­ler Daniel Schus­ter zu danken. Das gesam­te Projekt wird geför­dert von der Bruno-Frey-Stiftung, der Deutschen Schil­ler­ge­sell­schaft e. V., der Stiftung BC – gemein­sam für eine besse­re Zukunft der Kreis­spar­kas­se Biber­ach und Mitteln von Trans­fer-Lehre der Univer­si­tät Konstanz.