FREIBURG/WEINSBERG (dpa/lsw) — Das idylli­sche Bild sommer­li­cher Hügel­land­schaf­ten mit Weinre­ben trügt — Winzern im Südwes­ten machen Wetter­ka­prio­len schwer zu schaf­fen. Ein alter Werbe­spruch für badischen Wein hat ausgedient.

Winzer im Südwes­ten rechnen vor allem wegen Frost­schä­den und Pilzkrank­hei­ten mit teilwei­se erheb­li­chen Ernte­aus­fäl­len. So sind in der Orten­au in Mittel­ba­den je nach Lage Einbu­ßen von bis 40 Prozent möglich, wie das Offen­bur­ger Landrats­amt der Deutschen Presse-Agentur in Freiburg sagte.

Peter Wohlfahrth, Geschäfts­füh­rer des Badischen Weinbau­ver­ban­des, sagte, es sei schwer, eine präzi­se Schät­zung für das gesam­te, sehr ausge­dehn­te Anbau­ge­biet Baden für das laufen­de Jahr abzuge­ben: «Ich denke, dass wir gegen­über 2020 einen Rückgang haben.» Im Norden habe es kaum Frost­schä­den gegeben. «Im Süden gibt es — je nach Lage — frost­be­ding­te Ausfäl­le von 20 bis 80 Prozent.»

«Dieses Jahr ist von enormen Nieder­schlags­men­gen geprägt», bilan­zier­te Wohlfahrth. «Wir haben mit der Perono­spo­ra-Infek­ti­on zu kämpfen, also mit dem Falschen Mehltau. Der Pilzbe­fall ist in diesem Jahr außer­ge­wöhn­lich hoch. Im Vergleich zu anderen Jahren ist auffäl­lig, dass nicht nur Blätter, sondern insbe­son­de­re die Trauben befal­len sind.» Die Haupt­le­se dürfte um den 20. Septem­ber herum begin­nen — damit liege das Gebiet im langjäh­ri­gen Mittel.

Im Anbau­ge­biet Württem­berg wird wegen Frost­schä­den im April und der feuch­ten Witte­rung mit einem Ausfall von rund 20 Prozent gerech­net. Wie der Geschäfts­füh­rer des Weinbau­ver­bands Württem­berg, Hermann Morast, in Weins­berg erklär­te, könnte es in einigen, beson­ders betrof­fe­nen Lagen sogar Total­aus­fäl­le geben. «Die Witte­rung bis zur Trauben­ern­te entschei­det letzt­lich über die finale Ernte­men­ge und die Quali­tä­ten des Jahrgangs», so Morast.

Agrar­mi­nis­ter Peter Hauk (CDU) sagte, nicht zuletzt die vergan­ge­nen Jahre hätten gezeigt, dass die Landwirt­schaft und der Weinbau in beson­de­rem Maße den Risiken des Klima­wan­dels ausge­setzt seien. «Hierfür ist es erfor­der­lich, neben techni­schen Maßnah­men, wie Frost­schutz­be­reg­nung oder Hagel­net­ze, auch die finan­zi­el­le Absiche­rung im Krisen­fall in den Betrie­ben voran­zu­brin­gen.» Staat­lich gestütz­te Versi­che­rungs­lö­sun­gen seien in diesem Zusam­men­hang eine beson­ders geeig­ne­te Maßnahme.

Baden und Württem­berg sind wichti­ge Anbau­ge­bie­te in Deutsch­land. Bezogen auf die Rebflä­che liegen sie nach Angaben des Statis­ti­schen Bundes­am­tes hinter Rhein­hes­sen und der Pfalz auf Platz drei bezie­hungs­wei­se vier.

Der Tradi­ti­ons-Werbe­spruch «Von der Sonne verwöhnt» hat für Badens Wein inzwi­schen ausge­dient. Die neue Dachmar­ke heiße «Baden — der Garten Deutsch­lands», sagte Vize-Verbands­ge­schäfts­füh­rer Holger Klein. Dieser Marke könnten sich dann andere Branchen anschlie­ßen. Wohlfahrth ergänz­te, das Bild der Sonne habe sich wegen Auswir­kun­gen des Klima­wan­dels inzwi­schen auch verändert.

«Das Bild des Gartens schien uns geeig­net, da Baden landschaft­lich wie ein Garten ist», sagte Klein. Es spiege­le zudem die Vielfalt des Anbau­ge­biets wieder. Dieses ist über 400 Kilome­ter lang und erstreckt sich von Tauber­fran­ken im Norden über die Orten­au, den Kaiser­stuhl und das Markgräf­ler­land bis hin zum Boden­see. Wichti­ge Trauben­sor­ten sind der Spätbur­gun­der (Pinot Noir), Graubur­gun­der oder Müller-Thurgau.