OCHSENHAUSEN . Jean-René Mounie ist ein renom­mier­ter Tisch­ten­nis­trai­ner und hat einen inter­es­san­ten Job. Seit Jahren ist er Betreu­er und Coach von Hugo Calder­ano sowie Simon Gauzy auf allen inter­na­tio­na­len Events.

Er versieht diese Funkti­on im Auftrag des Ochsen­hau­ser Liebherr Masters College (LMC). Am Anfang des Jahres wurde der Vertrag mit Mounie um weite­re zwölf Monate verlän­gert. Wir führten ein Gespräch mit dem ambitio­nier­ten Tischtennislehrer.

Jean-René, können Sie sich für die Leser, die Sie vielleicht noch nicht kennen, kurz vorstel­len? Wie kamen Sie zum Tisch­ten­nis und zu ihrer Aufga­be als inter­na­tio­na­ler Trainer?

„Gerne. Ich bin 47 Jahre alt, Franzo­se aber eigent­lich inzwi­schen eher „Weltmensch“, nachdem ich in den letzten 20 Jahren so viel herum­ge­kom­men bin. Aus zwei Gründen bin ich inter­na­tio­na­ler Trainer gewor­den: Ich liebe Tisch­ten­nis, seit meinem zwölf­ten Lebens­jahr und ich bin faszi­niert von den mensch­li­chen und zwischen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen. Meine Funkti­on im inter­na­tio­na­len Tisch­ten­nis­sport macht mir einen Riesen­spaß, weil ich mit beidem jeden Tag inten­siv zu tun habe.“

Wie genau sieht Ihr spezi­el­ler Job für Ochsen­hau­sen aus?

„Meine Aufga­be ist klar: Ich habe alles, was in meiner Macht steht, dafür zu tun, dass Hugo Calder­ano und Simon Gauzy auf inter­na­tio­na­len Events optimal betreut werden, sodass sie die Spitze errei­chen und dort auch bleiben. Ich bin mit Ihnen zusam­men auf den inter­na­tio­na­len Veran­stal­tun­gen, habe ständig Fühlung mit ihnen, sorge dafür, dass ihren Belan­gen Rechnung getra­gen wird und coache sie bei ihren Matches. Dabei arbei­te ich eng mit Ochsen­hau­sen und dem LMC zusam­men und bin auch über Ochsen­hau­sen in ihre tägli­chen Aktivi­tä­ten invol­viert, was ihnen und mir eine fantas­ti­sche Chance gibt, etwas Beson­de­res zu errei­chen. Ich teile zu diesem Zweck mein Netzwerk mit Ochsen­hau­sen und arbei­te sehr eng mit Präsi­dent Kristi­jan Pejino­vic zusammen.“

Wie gestal­ten sich denn momen­tan die Umstän­de, Vorbe­rei­tun­gen und Reisen im Zeichen der Pande­mie? Ist das nicht auch eine sehr schwie­ri­ge Zeit für Sie, Ihren Job optimal zu verrichten?

„Das ist wahr, es ist eine wirklich schwie­ri­ge Zeit und eine kompli­zier­te Angele­gen­heit, alles gut zu planen und vorzu­be­rei­ten. Die Planun­gen und Vorbe­rei­tun­gen sind ja einer der wichtigs­ten Aspek­te – und das kann ich zurzeit nicht so gut und zielge­rich­tet erledi­gen wie in „norma­len“ Zeiten. Und das Reisen ist momen­tan auch recht schwie­rig und nicht so komfor­ta­bel wie sonst. Zum Glück haben wir klare Struk­tu­ren, die uns helfen, gerade wenn so vieles unwäg­bar ist. Hugo und Simon können in Ochsen­hau­sen optimal in einer kleine­ren, beson­ders passend zusam­men­ge­stell­ten Gruppe trainie­ren und sich vorbe­rei­ten. Das gibt uns eine grund­le­gen­de Sicher­heit, dennoch müssen wir natür­lich vorsich­tig sein und unnöti­ge Risiken vermeiden.“

Beim WTT Conten­der-Turnier in Doha waren Ihre beiden Schütz­lin­ge sehr erfolg­reich, während sie wenige Tage später beim Star Conten­der bereits im Achtel­fi­na­le ausge­schie­den sind. Woran hat es gelegen?

„Das erste Turnier lief gerade für Simon sehr gut mit dem Errei­chen des Halbfi­na­les. Leider gelang es ihm nicht, diese tolle Leistung beim Star Conten­der erneut abzuru­fen. Sein Achtel­fi­nal-Gegner Kristi­an Karls­son hat sehr aggres­siv gespielt und Simon nie richtig in sein Spiel kommen lassen. Das neue System „Best of 5“ war da auch nicht so günstig, er hatte nicht viel Zeit, in seinen Rhyth­mus zu finden. Nach nicht so gutem Start kam bei ihm keine Sicher­heit auf und er fühlte sich zu stark unter Druck, um kreati­ver zu werden und die Initia­ti­ve zu ergrei­fen. Das kann aber schon mal passie­ren, auch wenn wir uns beide in diesem Turnier mehr erhofft hatten. Er spielt aber alles in allem gerade eine tolle Saison und das müssen wir immer im Hinter­kopf haben.

Was Hugo betrifft, der beim Star Conten­der 2:3 gegen Darko Jorgic verlo­ren hat: Das war schon Pech. Er hatte die Riesen­chan­ce mit 3:0 zu gewin­nen und stand am Ende nach einem so engen fünften Satz mit leeren Händen da. Das war schon ein enttäu­schen­des Resul­tat. Er hat da nicht sein bestes Tisch­ten­nis gespielt, ich will es aber auch nicht überin­ter­pre­tie­ren, zumal die Umstän­de und Bedin­gun­gen zurzeit wirklich sehr spezi­ell sind. Wir blicken nach vorne und arbei­ten konzen­triert weiter und ich bin mir sicher, dass wir bald wieder eine besse­re Perfor­mance von Hugo und Simon erleben können.“

Was ging in Ihnen vor, als Hugo und Simon im Viertel­fi­na­le des Conten­der-Events gegen­ein­an­der spielen mussten, wie sind Sie mit dieser spezi­el­len Situa­ti­on umgegangen?

„Wenn ich ganz ehrlich bin, war das schon etwas schmerz­lich für mich. Aber auch das ist Teil des Spiels und unsere Regeln unter­ein­an­der sind klar. Es gibt da keine Missver­ständ­nis­se und das Verhält­nis zwischen uns ist gesund und entspannt. Hugo und Simon brauchen sich auch gegen­sei­tig – und sie sicher auch mich, denn wenn wir alle an einem Strang ziehen, sind die Chancen am größten, gegen die weltbes­ten Spieler, gerade auch gegen die Topchi­ne­sen, etwas zu errei­chen. Wenn die Jungs tatsäch­lich, wie gerade in Doha, gegen­ein­an­der spielen müssen, halte ich mich respekt­voll im Hinter­grund und überlas­se das Coaching ihren jewei­li­gen Verbandstrainern.“

Abschlie­ßend nochmals zu Hugo und Simon: Beide befin­den sich bereits in hohen Positio­nen im Welttisch­ten­nis und haben schon einiges erreicht. Hugo war lange die Nummer 6 der Welt, im Moment steht er an Positi­on 7, und Simon ist 19. im inter­na­tio­na­len Ranking. Glauben Sie, dass beide ihre Möglich­kei­ten bereits ausge­schöpft haben oder dass sie noch weiter nach oben vorsto­ßen können? 

„Der wichtigs­te Grund, weshalb wir mit den beiden arbei­ten, ist, dass sie alles Menschen­mög­li­che tun, um die absolu­te Spitze zu errei­chen. Wir haben gemein­sam hohe Ziele im Fokus, das ist nicht wie bei vielen guten europäi­schen Spielern, die in ihren Klubs in einer recht komfor­ta­blen Situa­ti­on sind und nach und nach ihre Ambitio­nen einbü­ßen. Ich bin bekannt dafür, ehrgei­zi­ge, ambitio­nier­te Ziele zu verfol­gen und das deckt sich mit den Vorstel­lun­gen und Visio­nen von Hugo und Simon. Aber nicht nur ich bin da relevant, wir haben ein komplet­tes Team um die beiden gebil­det, das zum Erfolg beiträgt.

Hugo ist seit Jahren unter den TOP 10 und Simon war bereits die Nummer 8 der Welt, bevor ihn eine Verlet­zung zurück­warf. Beide haben schon auf wichti­gen Turnie­ren die jewei­li­ge Nummer 1 der Welt geschla­gen, Simon Xu Xi und Hugo Fan Zhendong. Ihr riesi­ges Poten­zi­al ist offen­sicht­lich. Nun geht es um die Frage, wie sie es schaf­fen können, solche Topleis­tun­gen künftig konstan­ter abzuru­fen, sodass sie den absolu­ten Topspie­lern, gerade den Chine­sen, immer Paroli bieten können. Und ja, ich glaube daran, dass sie das schaf­fen werden, und es ist eine beson­de­re Freude für mich, jeden Tag mit dieser festen Überzeu­gung zu begin­nen. Das ist eine wunder­ba­re Sache und riesi­ge Motivation!“

Herr Mounie, wir danken Ihnen für dieses inter­es­san­te Gespräch und wünschen Ihnen und Ihre Schütz­lin­gen weiter­hin den größt­mög­li­chen Erfolg!